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Berlin: Roborace erstmals vollautonom mit Höchstgeschwindigkeit

Timo Pape

Timo Pape

Neue Bestmarke für Roborace in Berlin: Auf dem temporären Flughafenkurs von Tempelhof erreichte das Entwicklungsfahrzeug "DevBot" erstmals vollautonom eine Geschwindigkeit von 200 km/h. In dem von der künftigen Rennserie veröffentlichen Video "Inside Roborace - Episode 8" werden erstmals die drei unterschiedlichen Fahrmodi des DevBots erläutert: Driver Mode,  Explorer Mode und High Speed Mode. Zudem gibt es erste Aufnahmen der eigens für Roborace umgebauten Teststrecke in Großbritannien.

Für die öffentlichen Testfahrten beim Berlin ePrix wurde der DevBot zunächst von einem Ingenieur um die Strecke gefahren - im sogenannten Driver Mode. "Unser Ziel am Morgen war eine Testsession, in der wir überprüfen wollten, ob alle Systeme funktionieren", sagt ein Ingenieur in dem Video.

Der Explorer Mode wurde anschließend unter Aufsicht des Ingenieurs durchgeführt, wobei das Fahrzeug selbstständig um die Strecke fuhr. Hierbei wurden die verschiedenen Daten der Sensoren wie Lidar und Radar benutzt, um ein Profil der Strecke mit einer optimalen Ideallinie zu errechnen. Mit diesen Kenntnissen ist nun auch klar, was das Robocar beim Paris ePrix getan hat: einen langsamen Streckenscan im Explorer Mode.

Die Herausforderung beim Lauf in Berlin war der Wechsel zwischen Explorer Mode und High Speed Mode. Basierend auf der Ideallinie aus dem Explorer Mode fuhr der DevBot die Strecke im High Speed Mode problemlos ab. Am Samstag absolvierte das Fahrzeug zunächst vier Runden mit 100 km/h, auf die vier Runden mit Geschwindigkeiten von 150 km/h folgten.

Nach den erfolgreichen Tests am Samstag entschieden sich die Roborace-Ingenieure nach vier weiteren Runden mit 150 km/h dazu, die maximale Geschwindigkeit des DevBots von 200 km/h auszureizen. Hierbei kam das Fahrzeug laut Video bis auf 8 Prozent an die Rundenzeit eines kompetitiven Rennfahrers heran. Wie diese Zahl zustande kommt, wird im Video jedoch nicht erläutert.

Auch die eigens für Roborace umgebaute Teststrecke wird erstmals öffentlich im Video gezeigt. Deutlich zu erkennen sind die ePrix-typischen Leitplanken sowie extra angebrachte Streckenmarkierungen zur Orientierung. "Wir nutzen die Testdaten von unserer Fahrt in Paris, um unsere Algorithmen hinsichtlich Ideallinienplanung sowie Geschwindigkeit für Berlin zu verbessern", erläutert ein  Software-Ingenieur.

Unsere Eindrücke aus Berlin

Auch wir von e-Formel.de waren in Berlin vor Ort und haben uns mit einigen Vertretern von Roborace unterhalten sowie den DevBot auf der Strecke begutachten dürfen.

Am Samstagmorgen sahen wir, wie das Fahrzeug noch recht eckig um die Strecke fuhr. Zwar saß ein Ingenieur am Steuer, jedoch ohne Eingriffe am Lenkrad. Der DevBot befand sich hier noch im Explorer Mode, um die Strecke für die nächsten Runs zu scannen.

Die Ideallinie, die der Devbot danach im High Speed Mode wählte, war nahezu identisch mit der Ideallinie der Formel-E-Piloten. In dem Bereich scheint die Software bereits sehr stabil zu laufen.

Zudem konnten wir die Höchstgeschwindigkeit des Fahrzeuges von 200 km/h auf der Geraden beobachten. Jedoch bewegte sich der DevBot in den Anbremsphasen sowie den Kurven noch weit unterhalb der physikalischen Grenzen des Fahrzeuges.

Die Künstliche Intelligenz so weiterzuentwickeln, dass sie nicht nur auf den Geraden schnell fährt, sondern wirklich die Haftungsgrenze der Reifen beim Anbremsen und in den Kurven ausnutzt, ist wahrscheinlich eine der nächsten Herausforderungen der Ingenieure.

Warum in Berlin nicht das richtige Robocar zum Einsatz kam, können wir nur vermuten: Laut eigener Aussage sehen die Roborace-Ingenieure jeden ePrix als weiteren Test in ihrem Entwicklungsprogramm an. Der nächste logische Schritt im Testprogramm wäre eine Fahrt von zwei Robocars auf der Strecke, um deren Verhalten untereinander zu testen. Laut Roborace-CTO Balcombe ist das zweite funktionsfähige Robocar noch im Bau. Da das Robocar zumindest in der Öffentlichkeit noch nicht im High Speed Mode unterwegs war, wollte man in Berlin nicht das Risiko eines Unfalles eingehen, der die Entwicklung verzögert hätte.

Auch auf die Frage, wann die ersten Rennen mit 20 Autos zu sehen seien, gaben sich die Verantwortlichen zögerlich. Wie bereits berichtet ist es wahrscheinlich, dass es frühestens 2018 zu echten Rennen kommen wird. Das Team von Roborace konzentriert sich aktuell noch auf die Entwicklung des Fahrzeugs als Plattform für Programmierer.

Zudem befindet sich Roborace in Gesprächen mit Partnern aus verschiedenen Branchen, um potenzielle Teams und Technologiepartner zu gewinnen. Gemeinsam möchte man die nächsten Schritte wie das Reglement oder die Rennformate entwickeln. Zwar haben wir konkrete Namen von möglichen Teams und Unternehmen erfahren, können an dieser Stelle aber nur sagen: Roborace spricht mit großen Automobilherstellern, Technologie- und IT-Unternehmen.

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