Discovery Sports Events zieht sich als Promoter zurück: Elektrische Tourenwagenserie ETCR vor dem Aus
Svenja König
Schlechte Nachrichten für Fans der elektrischen Tourenwagenserie ETCR: Discovery Sports Events wird nicht nur die Verbrennerserie WTCR im Jahr 2023 nicht mehr fortführen, sondern hat sich am vergangenen Wochenende auch als Promoter der vollelektrischen ETCR zurückgezogen. Diese wurde erst vergangenes Jahr zum FIA-Weltcup erhoben und sollte so langfristig für elektrischen Tourenwagensport stehen. Obwohl seitens der Teams weiterhin Gespräche mit den Verantwortlichen geführt werden, steht die Elektroserie vor dem Aus.
Es hat sich über Monate angedeutet, dass sich bei der ETCR hinter den Kulissen etwas zusammenbraut. Schon vor der zweiten Saison häuften sich die Gerüchte und Rufe nach einem neuen, vierten Hersteller, der das Fahrer:innen-Feld erweitern sollte. Über die Saison hinweg hatte die ETCR, abseits von gemeinsamen Events mit Partnerrennserien wie der WTCR und der GT Masters, große Probleme, Zuschauer:innen für die Serie zu begeistern. Beim Rennen in Zolder (Belgien) blieben die Tribünen beispielsweise bis auf eine Handvoll Fans leer.
Knapp zwei Wochen nach dem Saisonfinale am Sachsenring stampfte Discovery Events zunächst offiziell die Schwesterserie WTCR ein. Seither verloren auch die Verantwortlichen der Elektroserie kein Wort mehr über einen möglichen Rennkalender oder ein mögliches Engagement der bestehenden Hersteller Hyundai, Cupra und Romeo Ferraris im Jahr 2023 - von neuen Herstellern ganz zu schweigen.
"Kein sportlicher & regulatorischer Rahmen gefunden"
Am Samstag folgte die Bestätigung von Discovery Sports Events - die Eventmarke von Mutterkonzern Discovery, zu dem auch TV-Partner Eurosport gehört -, sich nach zwei Saisons als Promoter der elektrischen Tourenwagenserie zurückzuziehen. "In den letzten Monaten gab es intensive Diskussionen über die Zukunft der Serie, wobei das sportliche und regulatorische Format im Vordergrund stand", schreibt Discovery Sports in einer Pressemitteilung.
Besonders im Fokus habe dabei die Verbindung der traditionellen Tourenwagen-DNA mit einer neuen elektrischen Identität gestanden, mit der langfristig ein volles Starterfeld sowie eine Attraktivität für Fans, Hersteller und Fahrer erreicht werden sollte.
"Trotz der Bemühungen aller Beteiligten, den neuen sportlichen und regulatorischen Rahmen so zu gestalten, dass er den Bedürfnissen der Hersteller gerecht wird, konnten die notwendigen Bedingungen nicht in zufriedenstellender Weise vor dem Start einer vollen Saison umgesetzt werden", so Discovery weiter.
Cupra & Romeo Ferraris zuversichtlich: "Sind überzeugt, dass es eine Zukunft gibt"
Ohne einen Promoter und TV-Partner ist die Zukunft der ETCR ungewiss. Während die WTCR durch die neue TCR-World-Tour unter dem Promoter World Sporting Consulting (WSC), die ohnehin die Rechte über das TCR-Reglement innehat, ersetzt wird, äußerte sich die FIA bislang nicht zu einer möglichen Fortsetzung der Elektroserie. Sollte kein Promoter gefunden werden, droht das Aus.
Die Gespräche mit der WSC und anderen Beteiligten sollen allerdings im Hintergrund bereits laufen, berichtet das Fachportal 'TouringCarTimes' und beruft sich auf einen Hyundai-Sprecher. Auch Cupra und Romeo Ferraris sehen eine Zukunft für die Rennserie.
"Wir haben als eine der ersten Marken an die ETCR und ihr Konzept geglaubt", sagt Michela Cerruti, General Manager von Romeo Ferraris, auf Anfrage von 'e-Formel.de'. "Deshalb sind wir davon überzeugt, dass es eine Zukunft dafür gibt. Es ist lediglich eine Frage der Zeit."
Cupra-Teamchef: "Hoffen, dass die ETCR mit einem kompetitiven Rennformat zurückkommt"
"Cupra hat seine Reise im elektrischen Motorsport mit der Entwicklung des e-Racers begonnen. Das hat uns die Tür in andere elektrische Rennserien wie Extreme E und Formel E geöffnet. Wir respektieren die Entscheidung von Discovery Sports Events und hoffen, dass die ETCR mit einem kompetitiven Rennformat noch stärker zurückkommt", sagt Cupra-Teamchef Xavi Serra und legt damit gleichzeitig den Finger in die Wunde.
Denn da man versucht hatte, mit zwei Pool-Gruppen die Anzahl der Fahrzeuge und somit Kosten für die Teams zu reduzieren, wurde das Rennformat sehr komplex - ein Dorn in den Augen vieler Fans, die sich schwer taten, das Konzept der Serie zu verstehen. Zumal mit drei bis sechs Fahrzeugen auf der Strecke die Rennaction teilweise zu wünschen übrig ließ. Wir behalten die Suche der ETCR nach einem neuen Veranstalter selbstverständlich für dich im Blick.
0 Kommentare
Einen Kommentar schreiben