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Dominique Aegerter sichert sich MotoE-Meisterschaft in Misano: "Haben Titel im 3. Anlauf wirklich verdient"

Svenja König

Svenja König

Intact-GP-Moto-E-celebration

Vor wenigen Tagen hat sich Dominique Aegerter beim Saisonfinale der MotoE in Misano zum Champion der vierten Saison gekrönt. Dem Schweizer reichte nach einem Unfall von Eric Granado im Samstagsrennen ein zweiter Platz hinter Mattia Casadei, um den Titelkampf vorzeitig zu entscheiden. Das zweite Rennen gewann Lokalmatador Matteo Ferrari nach starker Aufholjagd. So endete die erste Motorradgeneration der MotoE, bevor in der nächsten Saison Ducati als Einheitshersteller einsteigt.

Casadei stellte am letzten Rennwochenende des Jahres noch einmal seine guten Starterfähigkeiten unter Beweis und ging aus der ersten Startreihe jeweils als Führender in die erste Kurve. Dahinter sortierten sich in beiden Rennen die Titelkonkurrenten Aegerter und Granado ein. In der zweiten von acht Rennrunden ergaben sich die ersten Rad-an-Rad-Kämpfe um die Führung: Zunächst überholte Granado Aegerter in der Kurvenkombination 1 und 2, bevor sich Casadei, der das Rennen bis dahin angeführt hatte, einen Fehler in Kurve 3 erlaubte, diese aufrechter als angestrebt durchfuhr und etwas Zeit verlor. So konnten die beiden Titelanwärter durchschlüpfen. Absetzen konnte sich im Folgenden allerdings niemand.

Es entstand eine Dreiergruppe an der Spitze zwischen Aegerter, der sich in der vierten Runde an Granado vorbeischieben konnte, und Casadei. Zwei Runden vor Schluss kam Granado in Kurve 15 leicht von der Ideallinie ab und rutschte dann ins Kiesbett. Damit waren das Rennen und alle Meisterschaftshoffnungen für den Brasilianer beendet. So reichte es für Aegerter auch zum Titel, als er in der vorletzten Runde Casadei auf der Gegengeraden vorbeilassen musste.

"Ich bin natürlich sehr glücklich, endlich den MotoE-Titel gewonnen zu haben", sagte Aegerter nach dem Samstagsrennen. "Ich habe es vorher zweimal versucht und bin einmal Zweiter und einmal Dritter geworden. Ich hatte eine tolle Saison mit zehn Podien bis hierhin. Das Team hat einen tollen Job gemacht und mir die ganze Saison über ein Bike gegeben, dass sich immer verbessert hat und zu meinem Fahrstil passte."

"Heute war ich sehr nervös, da ich von der Pole ins Rennen gegangen bin und direkt einige gute Runden hatte", blickt der Schweizer zurück. "Dann habe ich gesehen, dass Eric gestürzt ist, und bin noch nervöser geworden. Es war sehr schwer, den Fokus zu behalten und vorne zu bleiben. Am Ende haben wir diesen Titel wirklich verdient. Heute Abend werden wir feiern."

Ergebnis des 11. MotoE-Laufs in Misano

Position Fahrer Team Zeit
1 Mattia Casadei Pons Racing 40 8 Runden
2 Dominique Aegerter Dynavolt Intact GP Moto E +0.134 Sekunden
3 Matteo Ferrari Felo Gresini Moto E +0.188 Sekunden
4 Jordi Torres Pons Racing 40 +0.288 Sekunden
5 Alex Escrig Tech3 E-racing +5.086 Sekunden
6 Niccolo Canepa WithU GRT RNF MotoE Team +5.196 Sekunden
7 Hikari Okubo Avant Alu MotoE +5.534 Sekunden
8 Kevin Manfredi Octo Pramac MotoE +6.904 Sekunden
9 Xavi Cardelus Avintia Esponsorama Racing +6.992 Sekunden
10 Hector Garzo Tech3 E-racing +7.159 Sekunden

 

Aegerter-wins-Misano-MotoE

Ferrari dominiert beim Heimrennen

Im zweiten Rennen am Sonntag demonstrierte Saison-1-Champion Matteo Ferrari einmal mehr seine Stärke in Misano. Nachdem er am Start einige Positionen verloren hatte, arbeitete er sich in der ersten Rennhälfte wieder in die Top 4 vor und lieferte sich gute Zweikämpfe beispielsweise mit Vorjahresmeister Jordi Torres und Eric Granado.

Wer das Rennen für sich entscheiden würde, blieb allerdings bis zur letzten Runde offen, denn es hatte sich an der Spitze ein Quartett aus Casadei, Aegerter, Ferrari und Granado herausgebildet, in dem keiner Schwäche zeigte.

In der letzten Runde versuchte Aegerter, in Kurve 2 innen an Casadei für den Sieg vorbeizugehen, konnte allerdings das Manöver nicht vollenden und fiel zurück. In der finalen Kehre, bekannt als Kurve 14, setzte Ferrari einen Angriff auf Casadei, der dagegenhielt. Die beiden lieferten sich einen engen, fairen Zweikampf bis zum Ausgang der Zielkurve - mit besserem Ende für Ferrari.

Ergebnis des 12. MotoE-Laufs in Misano

Position Fahrer Team Zeit
1 Matteo Ferrari Felo Gresini MotoE 8 Runden
2 Mattia Casadei Pons Racing 40 +0.195 Sekunden
3 Eric Granado LCR E-Team +0.673 Sekunden
4 Dominique Aegerter Dynavolt Intact GP MotoE +1.092 Sekunden
5 Jordi Torres Pons Racing 40 +1.304 Sekunden
6 Niccolo Canepa WithU GRT RNF MotoE Team +2.876 Sekunden
7 Miquel Pons LCR E-Team +4.249 Sekunden
8 Alex Escrig Tech3 E-racing +5.762 Sekunden
9 Hikari Okubo Avant Ajo MotoE +6.434 Sekunden
10 Kevin Zannoni Ongetta SIC58 Squadracorse +6.920 Sekunden

 

Finale Gesamtwertung der MotoE-Saison 2022

Position Fahrer Team Punkte
1 Dominique Aegerter Dynavolt Intact GP MotoE 227
2 Eric Granado LCR E-Team 192.5
3 Matteo Ferrari Felo Gresini MotoE 162.5
4 Mattia Casadei Pons Racing 40 156
5 Miquel Pons LCR E-Team 124
6 Hikari Okubo Avant Ajo MotoE 95.5
7 Niccolo Canepa WithU GRT RNF MotoE Team 94.5
8 Hector Garzo Tech3 E-racing 86
9 Alex Escrig Tech3 E-racing 79
10 Kevin Zannoni Ongetta SIC58 Squadracorse 71.5

 

Aegerter kritisiert ausbleibenden technologischen Fortschritt

Mit dem Ende der vierten MotoE-Saison in Misano endete auch die erste Ära in der MotoE. Denn ab 2023 werden die Pilot:innen der Elektroserie nicht mehr mit Bikes von Energica an den Start gehen. Neuer Einheitshersteller ist die italienische Kultmarke Ducati. Höchste Zeit, findet Meister Aegerter, der sich in letzter Zeit kritisch gegenüber der Serie und insbesondere den Motorrädern äußerte.

"Bei den ersten Meisterschaften habe ich schon noch Freude mit der MotoE gehabt", sagt Aegerter bei 'Speedweek'. "Aber jetzt bin ich drei Jahre dabei. Dieses Jahr haben sie noch eine Batterie gebracht, die 15 kg leichter ist. Das sollte ein Vorteil sein, aber wir sind von den Rundenzeiten her fast auf jeder Strecke langsamer. Das enttäuscht mich, denn das Motorrad wiegt 250 kg, wir können zwischen sechs und acht Runden fahren."

"Das haben sie schon vor drei Jahren gekonnt", bemängelt der Schweizer den ausbleibenden Fortschritt. "Die Energica-Maschine, die jetzt bei uns in der Box steht, ist genau identisch mit dem Bike von Raffin im ersten MotoE-Jahr 2019. Es ist alles gleich - Verschalung, Rahmen, alles."

Mit der neuen Batterie habe sein Team zum einen Probleme beim vollständigen Aufladen in Le Mans erlebt, zum anderen habe er deutliche Performance-Unterschiede feststellen können, die nicht mit dem individuellen Set-up der Teams zusammenhängen: "Ich habe gesehen und gespürt, dass Fahrer wie Ferrari und Casadei eine viel bessere Beschleunigung haben als Granado und ich. Den Grund weiß niemand. Zumindest will es niemand verraten. Aber es ist ganz klar zu sehen."

Welche Fortschritte die neue Ducati-Maschine mit sich bringt, erfahren wir im kommenden Jahr, wenn die MotoE in ihre fünfte Meisterschaft startet.

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