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DTM Electric verschiebt Zeitplan für erstes Rennen: "2024 ist das geplante Ziel"

Tobias Wirtz

Tobias Wirtz

DTM-Electric-Demofahrt-2020-Hockenheim

Nachdem die DTM bei ihrem Saisonfinale 2020 ein Demofahrzeug eines vollelektrischen Boliden für die geplante DTM Electric gezeigt hat, war im vergangenen Jahr auf dem Norisring ein Modell des mehr als 735 kW (1.000 PS) starken Einheitsrennwagens zu sehen, mit dem die Serie nach ursprünglicher Planung bereits ab dem kommenden Jahr Rennen fahren wollte. Dieses Ziel hat sich nun aus verschiedenen Gründen verschoben.

Das Modell soll dabei "schon sehr nah am in der Entwicklung befindlichen Prototypen" sein, bestätigt Michael Resl, Director Competition & Technology des DTM-Veranstalters ITR, bei 'Motorsport.com'. Man liege jedoch aktuell hinter dem Zeitplan zurück. "Zumindest der Prototyp für 2023 sollte gesichert sein", so Resl weiter.

"2024 ist das geplante Ziel, aber bei den elektronischen Komponenten muss man im Moment mit 48 Wochen Lieferzeit rechnen", erklärt er weiter. "Es hängt also davon ab, wie viele Teams wir haben und wie viele Autos wir von der Beschaffungsseite her wirklich hinbekommen können." Ein Stolperstein sei jedoch nicht nur die Teilebeschaffung, sondern auch das Herstellerinteresse: Da mehrere interessierte Hersteller aktuell noch kein eigenes elektrisches GT-Fahrzeug im Sortiment haben, wären 2025 mehr Marken dabei.

"Wir haben alle möglichen Reaktionen erhalten, von 'Hey Jungs, bringt das schneller an den Start, und wir sind dabei' bis hin zu 'Wir haben noch kein Auto, um die Sache voranzutreiben'. Wenn wir erst 2025 kommen, werden mehr Hersteller ein aktuelles Produkt haben, das sie sehen wollen. Aber 2024 würde ihnen einen Vorsprung geben, sodass sie bereits ein Auto präsentieren können, das es noch nicht gibt", beschreibt Resl.

"Wir sind völlig flexibel"

Da die DTM Electric als Rahmenserie jedoch nur eine Ergänzung zur klassischen DTM sein wird, stehe die Rennserie nicht unter zeitlichem Druck. "Der Luxus bei der DTM ist, dass wir ein Verbrenner-Programm haben, das uns die Wahl lässt, etwas hinzuzufügen, anstatt eine Entscheidung zu treffen, wie wir vorgehen müssen", so der Österreicher weiter. "Wir sind völlig flexibel, denn wir haben die Plattform. Und auf dieser Plattform können wir verschiedene Dinge verwirklichen."

Auch einer Umstellung der Verbrennungsmotoren in der DTM auf E-Fuels stünde die DTM Electric nicht im Wege. "Wenn man einerseits die DTM in Bezug auf den Kraftstoff fossilfrei macht und die DTM Electric hinzufügt, ist es dann wichtig, dass beides funktioniert? Auf jeden Fall. Und es gibt keinen Grund zu glauben, dass die DTM Electric mit der Art und Weise, wie wir es angehen wollen, nicht erfolgreich sein kann."

In der anfänglich auf drei Jahre angelegten Homologationsperiode sollen die Fahrzeuge jedoch "im Grunde die gleiche Spezifikation haben", bevor man die Entwicklung später weiter öffnen könnte. Man wolle den Herstellern jedoch "in Bereichen, die für sie relevant sind, Freiheiten geben". Die Vermutung liegt nahe, dass hiermit - ähnlich wie bei der Extreme E - die Gestaltung von Karosserieteilen wie der Fahrzeugfront gemeint ist.

Auch das Rennformat steht noch nicht fest. "Von zwei Sprintrennen mit Aufladung zwischendurch bis hin zu einem längeren Sprintrennen ohne Aufladung ist alles möglich", so Resl weiter. Einen Attack-Mode wie in der Formel E wird es jedoch nicht geben: Auf "künstliche Gimmicks" will die DTM Electric verzichten.

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1 Kommentare

Helmut ·

Ich hoffe dass die Elektroserien sich bald von der Einheitsware verabschieden. Erst dann wird der Rennsport die herkömmlichen Serien voll ablösen können.

Antwort von Tobias Wirtz

Hallo Helmut, vielen Dank für Deinen Kommentar. Ich sehe das jedoch etwas anders.

Es geht hier erst einmal darum, ein "neues Produkt" zu etablieren. Sowohl die Formel E in ihrer ersten Saison als auch die ETCR oder aber die MotoE haben gezeigt, dass Einheitsantriebe durchaus geeignet sind, spannendes Racing zu bieten. Außerdem besteht so weniger die Gefahr, dass ein Hersteller den anderen technisch deutlich überlegen ist und diese dann reihenweise ihr Engagement überdenken. Auf lange Sicht hin ist kann es ein Weg sein, verschiedene Hersteller zuzulassen, muss es aber nicht.

Das ist aber nicht nur auf den Elektro-Motorsport beschränkt, sondern gibt es genauso auch in der Verbrennerwelt, wie zum Beispiel in der Formel 2. Stört es irgendwen, dass es einheitliche Motoren und Chassis sind? Nein, im Gegenteil. Das beste Beispiel ist hier aber für mich die LMP2-Klasse in der WEC: Alle Fahrzeuge fahren mit Oreca-Chassis (bzw. ein Team mit Ligier), die von identischen Gibson-Motoren angetrieben werden. Und es funktioniert, das Racing ist erstklassig.

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