Electric GT: FIA bestätigt Rennformat & Kalender-Pläne, Eurosport Events wird Promoter
Tobias Bluhm
Die Pläne für die FIA Electric GT nehmen immer mehr Gestalt an. Nur wenige Wochen, nachdem der internationale Automobilverband die technischen Eckdaten seiner neuen elektrischen GT-Serie präsentierte, stehen nun auch die ersten sportlichen Details fest. In der von Eurosport Events durchgeführten Meisterschaft sollen Sprint- und Hauptrennen ausgetragen werden, bei denen unter anderem Schnellladeboxenstopps ein strategisches Element bilden.
Jede Rennveranstaltung der FIA Electric GT soll zwei Einzelläufe umfassen. Ein Sprintrennen am Samstag legt dabei die Startreihenfolge für das 45-minütige Hauptrennen am Samstag fest, in dem Schnellladeboxenstopps verpflichtend sein werden. Bei den "Ladepausen" dürfen die Fahrzeuge mit einer Spitzenleistung von bis zu 700 kW aufgetankt werden.
Mit der Electric-GT-Meisterschaft will die FIA eine neue Kategorie "an der Spitze der GT-Pyramide in Sachen Technologieentwicklung, Design, Anspruch und Kosteneffizienz" etablieren. Die elektrischen GT-Fahrzeuge sollen sich in einem vergleichbaren Leistungsfenster mit derzeitigen GT3-Autos befinden, allerdings deutlich schneller als die Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren beschleunigen.
"Die Ankündigung der FIA Electric GT ist ein wichtiger Meilenstein für den Motorsport", findet der FIA-Präsident Jean Todt. "Das Konzept ist nachhaltig, innovativ und verkörpert unseren 'Race to Road'-Ansatz in Sachen Technologietransfer. Die Serie ist relevant für die Hersteller und alle potenziellen Abnehmer auf der Straße."
Rennkalender 2023 mit mindestens 6 Events
Die erste Saison der Elektro-GT soll im Jahr 2023 starten. Mindestens sechs internationale Events auf "unterschiedlichen kultigen und herausfordernden Strecken" sollen einen Platz im Rennkalender finden. Geplant sind zunächst Rennen in Europa, Asien und dem Nahen Osten. Ab der zweiten Saison könnte die Serie auch in die USA expandieren.
Schon im ersten Jahr sollen alle Events der Electric GT klimaneutral veranstaltet werden. Durch die Nutzung von erneuerbaren Energien und nachhaltigen Organisationsstandards will die Serie dafür sorgen, die eigenen Treibhausgasemissionen zu minimieren und "unvermeidbare Emissionen" auszugleichen - beispielsweise über den Kauf von CO2-Zertifikaten.
Technische Daten: FIA Electric GT
Kategorie | FIA Electric GT |
Chassis | GT3-Konversion oder Umbau von Straßenfahrzeugen |
Gewicht | min. 1.490 - 1.530 Kilogramm |
Antriebsstrang | max. 4 Elektromotoren |
Antriebsart | Zwei- oder Vierradantrieb |
Batteriehersteller | SAFT (Lithium-Ionen-Pouch-Zellen) |
Batteriekapazität | 87 kWh |
Max. Leistung | 430 kW |
Max. Rekuperation | 700 kW |
Beschleunigung (0-100 km/h) | ca. 2,4 Sek |
Höchstgeschwindigkeit | ca. 300 km/h |
Eurosport Events als Promoter ausgewählt
Als Promoter für die Electric GT hat die FIA die Discovery-Tochterfirma Eurosport Events ausgewählt. Das französische Unternehmen wird auch die Veranstaltungen der Pure ETCR durchführen, die ab 2022 als "eTouring Car World Cup" das Elektro-Portfolio der FIA erweitern soll. Auch bei der Verteilung von Multimedia-Rechten der Olympischen Spiele und der PGA-Tour ist Eurosport Events beteiligt.
"Ich empfinde es als Privileg, unsere 17-jährige Beziehung mit der FIA ausbauen zu können", freut sich Francois Ribeiro, der Geschäftsführer von Eurosport Events. "Zum ersten Mal werden wir die gesamte 'Power' von Discovery hinter Eurosport Events vereinen, um den Erwartungen von Premium-Fahrzeugherstellern gerecht zu werden und die Electric GT als Flaggschiff-Projekt aufzubauen."
"Wir teilen die Vision der FIA für eine Meisterschaft der 'nächsten Generation', die fortschrittliche Technologien und herausragende Performance vereint und mit spannendem und nachhaltigem Motorsport präsentiert", sagt Ribeiro.
"Während sich der Performance-Teil der Fahrzeugindustrie in Richtung einer elektrischen Zukunft wandelt, bieten wir mit der Electric GT eine Bühne, um Schnellladetechnologien zu präsentieren, mit denen zukünftige Verbraucher ihre Fahrzeuge in wenigen Minuten aufladen werden."
Auf der Plattform der Electric GT sollen voraussichtlich auch E-Sports eine Rolle spielen. Derzeit ist jedoch noch unklar, wie Elemente von Rennsimulationen in die Meisterschaft eingebunden werden können.
3 Kommentare
Helmut ·
Klingt schon mal interessant und hat gute Ansätze, wenn auch noch einige offene Fragen. Aber das ist zu dem Zeitpunkt wohl normal.
In den techn. Daten steht „Max. Rekuperation 700kW“. Im Text, dass das die Lademöglichkeit ist.
Ich schätze dass das eine das andere bedingt und hoffe inständig dass die Rekuperation auf der Strecke nicht künstlich begrenzt ist. Das ist das was mir an der FE am meisten auf den Nerv geht. Einerseits eine energieeffiziente Serie zu fördern und dann aber eines der wichtigsten Tools künstlich zu beschränken und sogar zu bestrafen.
Helmut ·
(Hoppla, zu früh abgeschickt)
Was mir weniger gefällt ist „Mindestgewicht von rund 1500kg.“ Ich hasse schwere „Sport“Wägen und es ist auch alles andere als Ressourcen schonend, mehr Gewicht zu verbauen. Es ist ja nicht so, dass hier exotische Materialien verboten sind und nur auf Stahl gesetzt wird, was ich noch verstehen könnte.
Es wird auch interessant wie lange der Boxenstopp wird. Damit er nicht zu langweilig wird, kann man ja die Crew stark verkleinern und so wie in Le Mans ein Maximum von drei Leuten ausrufen, die gleichzeitig am Auto arbeiten dürfen. Würde durch kleinere Crewgrössen auch Geld sparen.
Zu guter letzt wären auch noch die Rennstrecken interessant bzw. die weiteren Serien in deren Rahmen die Veranstaltungen ausgetragen werden.
Weil ich kann mir nicht vorstellen, dass sich die Serie anfänglich alleine trägt.
EFan ·
Ist auch die Frage, ob man für guten Rennsport unbedingt die 300 km/h braucht. Klar wollen alle schnelle Autos, aber für Aktion ist vielleicht sowas wie mechanischer Grip wichtiger, denn den kontrolliert der Fahrer und da ist ja z.B. auch geringeres Gewicht besser. Auch ist natürlich der Energieverbrauch bei hohen Geschwindigkeiten überproportional hoch. Auch das Verhältnis von gefahrener Strecke zu Ladestopp Zeit verbessert sich, wenn man nicht ganz so schnell ist. Ansonsten bin ich auch voll bei Helmut, warum immer dieses max. Rekuperation. Soll das doch offen bleiben. Dann würde man wenigstens sehen was wirklich geht (auch in Bezug auf Boxenstopps, diese würde ich auch aus Kostengründen begrenzen). Aber wenn es jemand schafft 1 MW zu rekupieren ... why not .... muss ja "nur" die Hitze aus den Batterien raus und das ist ja genau das Entwicklungsumfeld. Aber ansonsten trotz aller "Kritikchen" bin ich ziemlich gespannt, was draus gemacht wird ....
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