E-Serien

Ende des Pool-Formats, neue Hersteller im Gespräch: ETCR-Chef Gavory plant neues Reglement für 2023

Svenja König

Svenja König

FIA-ETCR-Season-finale-Sachsenring

Vor etwas mehr als einem Monat ist die Saison der FIA ETCR zu Ende gegangen, aus der Adrien Tambay als Weltcup-Sieger hervorging. Serienchef Xavier Gavory zog im Exklusiv-Interview mit 'e-Formel.de' am Sachsenring ein durchweg positives Fazit und berichtet über seine Ideen bezüglich eines größeren Fahrer:innenfeldes und einer entsprechenden Anpassung des Rennformats - mit Qualifying und Sprintrennen am Samstag und K.o.-Runden vor dem Finale am Sonntag.

Nach der Debütsaison 2021 als "Pure ETCR" wurde die Tourenwagenserie von Discovery Events zum offiziellen FIA-Weltcup. Damit gingen Änderungen im Fahreraufgebot, dem sportlichen Reglement und dem Rennkalender einher. Die Verantwortlichen rund um Serienchef Xavier Gavory zeigten sich nach dem Finale am Sachsenring zufrieden mit dem Saisonverlauf 2022 und damit, wie diese Änderungen das Gesamtbild verändert haben.

"Der Schritt von einer internationalen Serie zu einem Weltcup war ein Gamechanger", sagt Gavory. "Das Wichtigste ist, dass wir ein Momentum aufbauen. Es gab unglaubliche Action auf der Strecke mit Foto-Finishes, Unfällen zwischen Teamkollegen, Teamstrategien und Fahrern, die noch auf der Strecke mit ihren Kontrahenten gesprochen haben. Das ist alles, wofür TCR steht."

"Dazu haben wir ein unglaubliches Fahrerfeld aufgebaut - noch besser als letztes Jahr -, und es ist toll, Piloten wie Bruno Spengler, Maxime Martin, Adrien Tambay und Norbert Michelisz neben bekannten Gesichtern wie Mattias Ekström zu begrüßen", so Gavory weiter. "Dazu hatten wir gute Strecken und tolle Events - es sieht sehr vielversprechend für die Zukunft aus."

Hot-Zone & Fahrer-Funk: Gavory "sehr glücklich" mit TV-Format

Die größten Unterschiede habe der Franzose durch die Vereinfachung des Sportlichen Formats am TV gemerkt. Das Qualifying rückte an den Start des Wochenendes. Darauf folgte ein Turnierbaum, der schließlich im Finale am Sonntag seinen Höhepunkt finden sollte. Außerdem wurde die Hot-Zone, in der die Teams die Sessions verfolgen und kommentieren, aktiv in die TV-Übertragung eingebaut.

"Wir sind sehr glücklich mit der Weiterentwicklung unseres TV-Produkts und unserer redaktionellen Linie", erklärt uns Gavory. "Die Zuschauer können jedes Battle auf verschiedenen Playern 'on demand' verfolgen, mit dem Storytelling aus der Hot-Zone heraus und dem Funk zwischen den Fahrern und den Teams."

Das habe sich auch positiv auf die TV- und Zuschauer:innenzahlen über den gesamten Saisonverlauf ausgewirkt: "Wir hatten dieses Jahr 160.000 Zuschauer an der Strecke und haben unsere Medienpräsenz allein über die ersten fünf Rennen hinweg im Vergleich mit der Pure ETCR um 300 Prozent erhöht. Das liegt zum einen an mehr Übertragungspartnern und generell an mehr Übertragungen mit bessern Übertragungszeiten." Konkrete Zahlen aus den Eurosport-Kanälen wollte die Serie auf Anfrage jedoch nicht preisgeben.

Mehr Autos im Grid ist "größte Mission für 2023"

Die größten Schwachpunkte der ETCR sind weiterhin die geringe Anzahl der Autos, das komplizierte Rennformat und zu kurze Rennen. Vor der kommenden Saison will die E-Serie zwei dieser Themen angehen. So soll es zukünftig nur noch eine:n Fahrer:in pro Auto geben. Damit würde die ETCR ihr Pool-System abschaffen.

"Als wir die Serie gegründet haben, war unsere Idee, nur einen Fahrer pro Auto zu haben. Damit wäre das Format sehr übersichtlich geworden. Allerdings haben wir die Serie inmitten der Corona-Zeit aufgebaut und die Auswirkungen in Sachen Lieferketten und Rohstoffmangel aus erster Hand erlebt", erinnert sich Gavory. Um die Kosten für Teams und Hersteller zu verringern und sicherzustellen, dass genug Autos und Ersatzteile zur Verfügung standen, habe man das Pool-System eingeführt.

"Wir haben das sportliche Format für 2022 schon vereinfacht und haben jetzt ein richtiges Turnier, aber es ist immer noch zu kompliziert, weil wir es zweimal durchlaufen", meint der Serienverantwortliche. "Mittlerweile haben wir ein konstantes Feld von Teilnehmern, sodass definitiv unsere größte Mission für nächstes Jahr ein größeres Grid ist. Mit nur noch einem Fahrer oder einer Fahrerin pro Auto können wir den Samstag nur dem Qualifying widmen - möglicherweise mit einem Sprintrennen am Abend - und uns am Sonntag noch einmal steigern mit Viertel- und Halbfinalläufen vor dem Finale. Davon würde auch unser Storytelling im TV und auf Social Media profitieren."

Neue Hersteller, dafür keine Privatteams in der FIA ETCR

Um das Grid aufzustocken gibt es aktuell zwei Möglichkeiten: Entweder treten neue Hersteller der Elektroserie bei, oder die bisherigen Hersteller - Cupra, Hyundai und Romeo Ferraris - stellen mehr Autos.

"Aktuell sind wir die einzige Serie, die mit Elektroautos fährt, die man im Laden kaufen kann. Dazu haben wir ein sehr innovatives Sportliches Reglement und TV-Format. Wir führen viele positive Gespräche mit Herstellern - sowohl aus Europa als auch von anderen Kontinenten. Was das angeht, wird es sehr bald Veränderungen geben." Das Gerücht über einen möglichen vierten Hersteller in der ETCR hatte sich auch vor der zweiten ETCR-Saison hartnäckig gehalten, allerdings nie bewahrheitet.

Viele andere Tourenwagenserien wie beispielsweise die die DTM oder die GT Masters setzen auf Kundenteams ohne direktes Engagement der Hersteller, um mehr Autos in die Startaufstellung zu stellen. Diesem Ansatz erteilt Gavory für die FIA ETCR vorläufig eine kostenbedingte Absage: "Das wird noch dauern. Wir haben zwar die Autos der Hersteller aus größeren Produktionen, aber die Batterien, Inverter und Ladesysteme sind immer noch in der Entwicklung. Kundenteams sind Teil der DNA des Tourenwagensports und werden früher oder später kommen, aber wir müssen zunächst die Kosten reduzieren, um es für Privatteams rentabel zu gestalten."

Parallel arbeite die ETCR bereits daran, den Rennkalender für die kommende Saison zu finalisieren. Bis Ende Oktober wolle man intern einen Entwurf erarbeitet haben, der dann bei der nächsten Sitzung des Weltmotorsportrats (WMSC) im Dezember offiziell bestätigt wird.

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