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Formel E revolutioniert Motorsport: “Roborace” als fahrerlose Rahmenserie

Timo Pape

Timo Pape

Es riecht ein bisschen nach Revolution: Schon mit dem ungewohnten Sound der Elektromotoren oder dem umstrittenen FanBoost sorgte die Formel E vor etwas mehr als einem Jahr weltweit für Aufsehen. Am Freitagnachmittag rüttelten Serienboss Alejandro Agag und Co. erneut an den Grundsätzen des Motorsports: Ab Saison drei wird die erste autonom fahrende Rennserie der Geschichte an den Start gehen – im Rahmenprogramm der Formel E.

“Roborace” soll die neue globale Support-Serie heißen und im nächsten Herbst zum Start der Saison 2016/17 starten. Im Mittelpunkt steht das autonome Fahren, was in den kommenden Jahren eines der ganz großen Themen in der Automobilbranche und der Forschung sein wird. Roborace soll vor jedem Formel-E-Rennen stattfinden und auf denselben Stadtkursen ausgetragen werden. Die Renndauer wird gut eine Stunde betragen.

Analog zur Formel E sollen insgesamt zehn Teams mit je zwei fahrerlosen Vehikeln antreten. Allerdings sollen 20 einheitliche Fahrzeuge zum Einsatz kommen. Der Wettbewerb entsteht somit durch künstliche Intelligenz und computerbasierte Echtzeitalgorithmen. Bei Roborace kooperiert die Formel E mit der Firma Kinetik.

“Wir glauben fest daran, dass in Zukunft alle Autos auf der Erde assistiert und elektrisch fahren werden”, sagt Denis Sverdlov, Gründer von Kinetik und Roborace. Dadurch werde sich mit Blick auf Umwelt und Straßensicherheit einiges verändern. “Roborace soll die revolutionären Technologien und Innovationen präsentieren, die die Menschheit bereits auf diesem Gebiet erreicht hat.”

Verliert der Rennfahrer seine Daseinsberechtigung?

So positiv der Schritt in Richtung künstliche Intelligenz auch ist – viele werden besorgt hinterfragen, ob es in der Konsequenz eines Tages keine Rennfahrer geben wird. Wird der Motorsport seine Seele verlieren? Eine Frage, die heute noch nicht beantwortet werden kann.

Erst einmal werden Mensch und Maschine parallel funktionieren. Ein Rennen zu besuchen, bei dem man keine menschlichen Fahrer anfeuern kann, scheint heute absurd. Als Zusatz im Rahmenprogramm der Formel E ist Roborace aber allemal interessant und sicher auch spannend für die meisten Zuschauer.

“Die Formel E ist eine globale Plattform, um zu zeigen, dass Roboter-Technologien und künstliche Intelligenz nebeneinander existieren können”, ist sich Sverdlov sicher. “Jeder, der sich in dieser Entwicklung an den Grenzen des Machbaren bewegt, wird seine Fortschritte zeigen können. Das wird die Entwicklung auf diesem Gebiet weiter vorantreiben.”

Ein Team als Open Source organisiert

Die menschlichen Stars hinter Roborace werden die Entwickler sein. So soll eines der Teams als Crowd Sourced Community organisiert werden. Das heißt, es wird offen zugänglich sein für enthusiastische Software- und Technologie-Experten aus aller Welt.

Weiteren Support erhalten sowohl Formel E als auch Roborace durch das Unternehmen Charge, das als Start-up von Kinetik gegründet wurde. Charge entwickelt eigentlich Elektro-Antriebsstränge für Straßenautos und wird künftig elektrische Trucks für beide Serien stellen, die zum Beispiel bei der Fahrerparade oder als Besucher-Shuttle eingesetzt werden.

“Wir sind begeistert, gemeinsam mit Kinetik einen der wohl revolutionärsten Einschnitte im Motorsport herbeizuführen”, sagt Formel-E-Boss Alejandro Agag. “Roborace ist eine offene Herausforderung für die innovativsten Unternehmen der Welt. Ich denke, wir haben dadurch eine Chance, den nächsten ganz großen Wurf zu landen.”

Weitere Informationen und Details zu Roborace sind für das Frühjahr 2016 angekündigt. Denkbar wären zum Beispiel deutlich höhere Endgeschwindigkeiten auf den Stadtkursen, die mit menschlichen Fahrern zu riskant wären. Wie die autonomen Rennwagen aussehen könnten, steht noch in den Sternen.

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