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"Gesamtfinanzierung noch nicht geklappt" - HWA zeigt Hyraze-League-Prototyp "ZEDU-1" in Hockenheim

Tobias Wirtz

Tobias Wirtz

Seit der Ankündigung im Sommer 2020 ist es still um das von HWA ins Leben gerufene Projekt "Hyraze-League" geworden. Im Rahmen des Saisonfinales der ADAC GT Masters auf dem Hockenheimring hat HWA nun den in Kooperation mit dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) entwickelten Prototypen ZEDU-1 auf der Strecke bewegt.

ZEDU steht für "Zero Emission Drive Unit". Es handelt sich dabei um ein fast vollständig emissionsfreies Fahrzeug, dessen Konzept weit über die Reduktion von CO2-Emissionen hinausgeht. Auch Reifen und Bremsen sollen keine Emissionen produzieren: Reifenabrieb oder Bremsstaub wird nicht ausgestoßen. Diese machen aktuell 60 bis 70 Prozent der Feinstaubbelastung im Straßenverkehr aus.

Dafür wurde beim Prototypen auf Scheibenbremsen an den Rädern verzichtet. Stattdessen hat HWA Lamellenbremsen innerhalb der Antriebseinheit verbaut. So ist es möglich, freiwerdende Partikel der Bremse im Ölkreislauf zu sammeln und diese anschließend herauszufiltern. Den Großteil der Bremswirkung übernimmt jedoch der Elektromotor durch Rekuperation, sodass die mechanische Bremsenergie ohnehin sehr gering ausfällt. Das gleiche Konzept verfolgt die Formel E mit ihrem Gen3-Boliden, der an der Hinterachse ebenfalls ohne konventionelle Bremse auskommt.

Diese neuartige Bremsanlage dient als Grundlage für die Reduzierung der Reifenpartikel-Emissionen. Die Räder sind hierfür vollständig eingehaust, was einen Unterdruck im Radhaus erzeugt und sich zudem aus aerodynamischen Gründen positiv auf den Energieverbrauch auswirkt. Im Frontbereich des Wagens befindet sich eine Lüftereinheit, die hinter der Radaufstandsfläche Abrieb der Reifen aus dem Radhaus absaugt. Die partikelhaltige Luft läuft durch einen mehrstufigen Filter, sodass sie vollständig gereinigt wird.

"Das sauberste & emissionsfreiste Fahrzeug der Welt"

Beim ZEDU-1 handelt es sich aber noch nicht um den wasserstoffbetriebenen Prototypen, mit dem die Hyraze-League ausgetragen werden soll. Stattdessen werden mit ihm lediglich Teile des Konzeptes an einem seriennahen Fahrzeug demonstriert.

"Die Entwicklung von solch einem neuen Fahrzeug, wie dem Hyraze-Fahrzeug, das ja mehr oder weniger ein kompletter Prototyp ist und auf nichts Bestehendem aufbaut, kostet eine erhebliche Summe Geld, die man erst mal vorab investieren muss", beschreibt HWA-Projektleiter Timo Kresse bei 'Motorsport-Total.com'.

"Das ist auch der Ansatz, warum man, nachdem im ersten Schritt die Gesamtfinanzierung noch nicht geklappt hat, entsprechend Teile rausschneidet und Elemente davon entwickelt", beschreibt Kresse weiter. "Um dann eben nachher Prototypen zu haben, die man sehen und anfassen kann, und die einfach schon mal was darstellen, um dann entsprechend die weiteren Schritte zu gehen."

Dass von der Ankündigung der Hyraze-League bis zur ersten Demonstration eines Teilprojektes zwei Jahre vergingen, soll dabei schon im Voraus eingeplant worden sein. "Es ging Ende 2019 los mit den Kooperationsvereinbarungen und dann 2020 mit der Technik. Deswegen war da jetzt eine längere Pause."

Aber auch die Pandemie und der Krieg in der Ukraine sowie die damit verbundenen Unterbrechungen der weltweiten Lieferketten hätten eine Rolle gespielt, was sich insbesondere bei der Suche nach Investoren für die Hyraze-League negativ auswirke. "Die gesamtwirtschaftliche Lage ist im Moment natürlich nicht hilfreich für so ein großes Projekt", erklärt Kresse. "Andererseits hat man jetzt einen Demonstrator und kann tatsächlich zeigen, dass hier jetzt schon mal ein Schritt gemacht wurde mit dem saubersten und emissionsfreisten Fahrzeug der Welt für die Straße."

Wasserstoff eher als Technologie für Nutzfahrzeuge sinnvoll

Ob die Wasserstofftechnologie überhaupt Straßenrelevanz im Pkw-Bereich haben wird, ist fraglich. HWA sieht den Nutzen zunächst hauptsächlich im Nutzfahrzeugsektor, da diese Fahrzeuge im Vergleich zu privaten Pkw deutlich kürzere Standzeiten haben. Nach dem Aufbau eines Tankstellennetzes für Wasserstoff sei dann aber auch im nächsten Schritt der Umstieg für gewerblich genutzte Pkw denkbar.

Zunächst würden eher Nutzfahrzeuge wie Transporter und Schwerlast-Lkw auf Wasserstoff setzen. "Das Fahrzeug ist wirtschaftlich, wenn es sich dauerhaft bewegt. Entsprechend will man die langen Nachladezeiten nicht haben, wenn man mal ein gewisses Tankstellennetz hat", schränkt er ein, dass die Infrastruktur erst noch geschaffen werden müsse.

"Da ist es halt so: Wenn mal durch den Anschub über einen der beiden Bereiche ein Tankstellennetz da ist, dann ist es auch viel einfacher, da Pkw-Flotten zu betreiben. Somit könnte das Eine das Andere befruchten", so Kresse weiter.

"Was auch immer kommt, wir nehmen es" - ADAC setzt auf Technologieoffenheit

Der ADAC steht dem Projekt Hyraze-League nach wie vor offen gegenüber. "Wir sind als ADAC absolut technologieoffen", beschreibt Sportpräsident Dr. Gerd Ennser. "Wir werden für die Fahrzeuge Rennen machen, die die Hersteller haben möchten. Was wir wissen: Dass es Sinn macht, dass wir offen sind für alle Möglichkeiten, die technisch angeboten werden."

Wenn die Hyraze-League mit ihren wasserstoffbetriebenen Fahrzeugen käme, dann "ist es für uns okay. Wenn nicht, haben wir Möglichkeiten und Formate für andere Arten von Antrieben. Was auch immer kommt, wir nehmen es."

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