E-Serien

Halb Mensch, halb Maschine: Mögliches Rennformat für 1. Roborace-Saison vorgestellt

Tobias Bluhm

Tobias Bluhm

Die Roborace-Serie kommt ihrem ersten Rennen mit großen Schritten näher. Nach monatelanger Stille um die autonomen Flitzer drängen nun erstmals Details über das geplante Rennformat der Serie an die Öffentlichkeit. Vorgesehen ist unter anderem eine Symbiose aus menschlichen Fahrern, Deep Learning und Level-5-Autonomie für die Roboter-Rennen, die ab 2019 stattfinden sollen. Besonders für Studentengruppen könnte die Serie damit interessant werden.

"Wir sind uns bewusst, dass es in Autos auch in 20 oder mehr Jahren noch immer eine Kombination aus menschlichen und autonomen Aspekten geben wird", erklärt Roborace-CEO Lucas di Grassi bei 'Emergent'. "Wir wissen auch, dass diese Symbiose aus Mensch und Maschine viel effektiver ist, als jede Seite für sich allein. Irgendwann wird es sicherlich auch ein autonomes Auto geben, das einen professionellen Fahrer schlagen kann. Aber wie bei Deep Blue gegen Kasparov in den 90ern oder AlphaGo gegen Lee Sedol wird das noch einige Zeit dauern."

Aus diesem Grund sollen die Roborace-Läufe anfänglich offenbar mit den DevBot-Entwicklungsfahrzeugen stattfinden, in denen auch ein Mensch Platz nehmen kann. "In den ersten Runden wird der Fahrer volle Kontrolle über das Auto haben. Das Fahrzeug lernt währenddessen vom Piloten, scannt die Strecke, versteht die Inputs und verarbeitet die Informationen von Brems-, Einlenk- und Beschleunigungspunkten", sagt der Brasilianer über den Deep-Learning-Algorithmus.

Bei einem verpflichtenden Boxenstopp sollen die Fahrer anschließend aus dem Cockpit steigen und den Rest des Rennens den Robotor-Autos überlassen. "Von dort an muss das Auto das, was es vom Fahrer gelernt hat, anwenden und das Rennen beenden", erklärt di Grassi. "Das Fahrzeug hat also durchaus Einfluss auf den Ausgang des Events, schließlich könnte sich der Roboter drehen oder die Streckenbegrenzung touchieren."

Dass die Maschinen potenziell anfällig für Fehler sind, zeigte sich zuletzt im Rahmen des Formel-E-Rennwochenendes in Argentinien 2017, als erstmals zwei DevBots im autonomen Modus ein Rennen gegeneinander austrugen. Nach einigen Runden verunfallte eines der beiden Fahrzeuge in einer schnellen Kurve, als sich der Computer beim Verarbeiten von GPS-Daten verrechnete und dem Fahrzeug einen zu kleinen Lenkwinkel "diktierte".

Rennformat schon in Berlin getestet

Bereits beim Berlin E-Prix im Juni 2018 fand ein Rennen nach dem von di Grassi beschriebenen Format statt, wenngleich es vorerst "nur" um die schnellste Rundenzeit ging. Nach jeweils einer "menschlichen Runde" ließen die Roborace-Veranstalter zwischen den Formel-E-Sessions die KI zweier Studententeams der TU München und der Universität Pisa gegeneinander antreten. Das deutsche Team setzte sich gegen die italienische Konkurrenz durch.

Eine offizielle Ankündigung für das Testrennen oder Berichterstattung an der Rennstrecke gab es trotz der öffentlichen Fahrt damals nicht, weshalb Details über das Event bislang so gut wie unbekannt waren. Nach Informationen von 'e-Formel.de' stand die TU München bereits seit mehr als einem Jahr in Verbindung mit Roborace.

Für die erste Roborace-Saison sollen laut di Grassi vier bis fünf Rennen angesetzt werden, an denen vier bis fünf Teams teilnehmen sollen. Der Zeitpunkt des Saisonstarts ist derzeit allerdings noch unbekannt. Besonders für Universitäten mit Formula-Student-Teams gilt die Serie als interessant. Schließlich gibt es seit 2017 im Rahmen des Studentenwettbewerbs eine eigene Kategorie für autonome Fahrzeuge, genannt Formula Student Driverless (FSD), die ähnliche Bedingungen wie die Roborace-Serie stellt.

Trotz des erfolgreichen Robocar-Laufs in Goodwood scheint es also in absehbarer Zukunft eher unwahrscheinlich, dass die futuristischen Robocars im Rahmen der Formel-E-Läufe auf der Strecke zu sehen sein werden. Stattdessen ist der Auftakt in die DevBot-Testsaison für die erste Hälfte des kommenden Jahres vorgesehen.

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