E-Serien

FIA plant neues Elektro-Regelwerk für Sportwagen ab 2024, Klimaschutz-Roadmap für den Motorsport veröffentlicht

Tobias Bluhm

Tobias Bluhm

FIA-Electric-Sport-Vehicle-Car

Mit der Formel E und der Rallycross-WM gibt es seit mehreren Jahren FIA-Rennserien, in denen ausschließlich elektrische Rennwagen eingesetzt werden. Das Elektro-Portfolio des Automobil-Weltverbands soll in den kommenden Jahren allerdings weiter wachsen: Geplant ist unter anderem die Einführung einer neuen Tourenwagen-Serie ab 2026. Schon im nächsten Jahr soll zudem ein "Electric Sport Vehicle"-Regelwerk an den Start gebracht werden. Ein Überblick über die anstehenden Änderungen im Motorsport.

Der Wandel der Automobilindustrie ist kaum mehr zu bremsen. Seit dem ersten Formel-E-Rennen im September 2014 wuchsen die Verkaufszahlen von E-Autos von wenigen tausend Einheiten pro Jahr auf über sieben Millionen jährlich verkaufte vollelektrische Fahrzeuge an. An diesen technologischen Umbruch passt sich auch der Motorsport an: Immer mehr Rennmeisterschaften haben Pläne, "grüner" zu werden oder sogar ganz auf Elektro-Power umzusteigen.

In seinem jährlichen Umweltbericht hat der Automobil-Weltverband FIA kürzlich seine Pläne für die kommenden Jahre im Rennsport veröffentlicht. Neben der Formel E und Rallycross-WM (WRX) soll es bis 2027 bis zu vier weitere vollelektrische Fahrzeugkategorien geben: ab 2024 im Kartsport, ab 2025 als experimentelle Klasse in der Rallye-WM und ab 2026 in einer neuen "Electric GT"-Serie. Der Auftakt der E-GT wird somit vom ursprünglich geplanten Start 2025 um ein Jahr verschoben. Stattdessen ist ab 2024 bereits die Einführung eines "Electric Sport Vehicle" (ESV) genannten Regelwerks geplant.

FIA-Roadmap für "nachhaltige Energien" im Motorsport

Kategorie 2023 2024 2025 2026 2027
F1 HY + E10-Kraftstoff HY + E10-Kraftstoff HY + E10-Kraftstoff HY + E-Fuels HY + E-Fuels
F2 / F3 55% Biokraftstoff 55% Biokraftstoff 55% E-Fuels 55% E-Fuels 100% E-Fuels
WRC HY + E-Fuel-Mix HY + E-Fuel-Mix HY + E-Fuel-Mix oder H2 oder EV HY + E-Fuel-Mix oder H2 oder EV HY + E-Fuel-Mix oder HY oder EV
WEC - Hypercar HY + Biokraftstoff HY + Biokraftstoff HY + Biokraftstoff oder H2 HY + Biokraftstoff oder H2 HY + Biokraftstoff oder H2
FE EV EV EV EV EV
WRX EV EV EV EV EV
ESV   EV EV EV EV
E-GT       EV EV
Truck-EM Biokraftstoff oder H2 oder EV Biokraftstoff oder H2 oder EV Biokraftstoff oder H2 oder EV Biokraftstoff oder H2 oder EV Biokraftstoff oder H2 oder EV
Kart E-Fuel-Mix E-Fuel-Mix oder EV E-Fuel-Mix oder EV E-Fuel-Mix oder EV E-Fuel-Mix oder EV

 
* E-Fuel-Mix: Mischung aus synthetischem und Biokraftstoff

Dabei handelt es sich explizit nicht um eine neue Rennserie, sondern um einen Regelsatz für straßenähnliche Fahrzeuge. Dieser ist sowohl für GT- als auch für "viertürige Sportlimousinen in Coupeform" mit einer Minimalleistung von 300 kW offen. Die ESV-Regeln orientieren sich an der Philosophie der "Gruppe N" und sollen einerseits Herstellerserien ermöglichen, zum Beispiel als Markenpokal für Audis RS e-tron GT, Porsches Mission R oder Taycan, den BMW i4 oder Maseratis Granturismo Folgore. Andererseits kann die ESV aber auch auf nationaler oder regionaler Ebene als Klasse in bestehende Rundkurs-, Sprint- oder Bergrennen hinzugefügt werden.

Neben den FIA-Meisterschaften gibt es zudem weitere Elektro-Serien, die nicht zentral vom Automobil-Dachverband reguliert werden: Die Extreme E trägt ihre Offroad-Rennen mit SUV-artigen Buggys als vom Automobilverband Monaco (ACM) organisierte Meisterschaft aus. Der Motorrad-Weltverband FIM organisiert seit einigen Jahren die MotoE. In Deutschland gibt es den vom ADAC verwalteten Opel e-Rally Cup. Die Pläne für einen Elektro-Ableger der DTM liegen hingegen seit einigen Monaten auf Eis.

Truck-Europameisterschaft seit 2023 mit Elektro-Option

Aber auch in anderen Meisterschaften gibt es Bestrebungen, um den Motorsport zu dekarbonisieren. Die Formel 1 soll ab 2026 ausschließlich "nachhaltige Kraftstoffe" verwenden, in der Formel 2 folgt ab 2027 die Einführung von E-Fuels. Schon seit diesem Jahr kommt in der Kart-WM (ausgenommen die Superkart-Kategorie) nachhaltiges Benzin vom deutschen Hersteller P1 Fuels zum Einsatz, das aus biologischen und synthetischen Quellen produziert wird. In der Truck-Europameisterschaft können ebenfalls seit 2023 Elektro- oder Wasserstoffantriebe verwendet werden - als Alternative zu HVO-Biodiesel, der in der Serie seit 2021 verpflichtend ist.

Die Elektrifizierung von Rennserien ist für die FIA ein Teil eines Maßnahmenkatalogs, mit dem sie den Motorsport klimaschonender machen möchte. Alle Teams der Formel E und Formel 1 haben 2023 ihre nachhaltigen Arbeitspraktiken mit der sogenannten 3-Sterne-Akkreditierung der FIA bestätigen lassen. Hinzu kommen Ausgleichsprogramme für Emissionen sowie das Recycling von Carbon-, Reifen- und Batterieteilen.

WEC plant Wasserstoff-Offensive - Toyota präsentiert Konzeptwagen

Vorerst nicht auf Batterien umsteigen wird die Langstrecken-WM WEC. Dort sollen in den nächsten Jahren allerdings ebenfalls synthetische Kraftstoffe sowie Wasserstoffantriebe Einzug halten. Im Rahmen des 24-Stunden-Rennens von Le Mans 2023 stellte Toyota Gazoo Racing bereits ein erstes H2-Konzeptauto vor (siehe Bild oben), das zweite neben dem "Mission H24"-Modell von GreenGT. Ab 2026 soll es in der Meisterschaft eine Wasserstoffkategorie auf dem Leistungsniveau der aktuellen Hypercars geben. 2030 könnten in der Topkategorie der WEC dann ausschließlich Wasserstoffautos zugelassen werden.

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