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Konzeptstudie: DTM plant vollelektrische Tourenwagen mit 1.000 PS

Svenja König

Svenja König

Die DTM-Dachfirma ITR hat mit einer Konzeptstudie am Donnerstag für Aufsehen gesorgt und gezeigt, wie die Zukunft der DTM aussehen könnte. Dabei sollen elektrisch angetriebene Hochleistungsfahrzeuge zum Einsatz kommen, die kurzzeitig eine Leistung von bis zu 1.000 PS abrufen könnten. Die elektrische Energie könnte sowohl batterieelektrisch als auch aus einer Brennstoffzelle gewonnen werden. Bislang handelt es sich allerdings nur um eine zu prüfende Idee für die Zukunft, die - wenn überhaupt - zunächst im Rahmenprogramm der DTM realisiert würde.

Mit Beginn der Saison 2019 ging die DTM erste Schritte, um die Fahrzeuge umweltfreundlicher zu gestalten. So wurden die bis dahin verwendeten V8-Motoren durch effizientere Vierzylinder-Hochleistungsmotoren ersetzt. Diese verfügen über mehr als 600 PS Leistung. Auch erste Testfahrten mit effizienterem Benzin wurden im Laufe der Saison durchgeführt. Bis 2022 will die DTM gemeinsam mit den Herstellern Hybridantriebe einführen. Doch die neue Konzeptstudie der ITR geht nun noch einen Schritt weiter: Elektrisch Angetriebene Fahrzeuge sollen die Zukunft der Deutschen-Tourenwagen-Masters sein. Dabei hatte sich DTM-Boss Gerhard Berger noch im Juni gegen eine "Elektro-DTM" ausgesprochen.

Geplant sind sowohl batterieelektrische als auch wasserstoffangetriebene Fahrzeuge. In beiden Fällen sollen die DTM-Autos mit 1.000 PS Leistung Höchstgeschwindigkeiten von über 300 km/h erreichen. Um Entwicklungskosten zu sparen, wird der Antriebsstrang zentral entwickelt. Wie gewohnt tritt jeder Hersteller dennoch mit seinem eigenen Fahrzeug an. Die elektrischen Rennwagen sollen zunächst im Rahmenprogramm der DTM fahren. Langfristig gesehen könnte die DTM aber womöglich auf Elektro-Antriebe umsiedeln.

"Ich bin in den 1980er-Jahren im Rennsport aufgewachsen", sagt der ITR-Vorsitzende Gerhard Berger, "und habe nie aus den Augen verloren, was dieses Jahrzehnt ausgemacht hat: der Umgang mit spektakulären Autos, die immer am Limit gefahren wurden. Wenn man sich Onboard-Aufnahmen aus der 80ern ansieht, wird sofort klar, dass die Fahrer größte Mühe hatten, die Kontrolle zu behalten. Das ist die Art von Rennsport, die ich liebe", erklärt der Österreicher, um anschließend einzulenken.

"Wer die Zukunft des Motorsports gestalten will, muss den Blick weit nach vorn richten. Das heißt: Hybrid oder Elektro sind zwar hier und da bereits in Teilen realisiert, aber ein wirklich neues, mitreißendes Konzept hat in meinen Augen bislang gefehlt", meint Berger.

"Ich habe immer gesagt, dass die Formel E als Marketing-Plattform ihre Berechtigung hat, und dass ich das Engagement vieler Konzerne dort verstehen kann. Meine Kritik war auf den Motorsport gerichtet, weil ich die Autos für zu langsam halte und die Fahrweise sehr stark durch Strategie und Energiemanagement bestimmt ist. Das wäre bei den Fahrzeugen, die die ITR in der Konzeptstudie vorgestellt hat, völlig anders. Hier sprechen wir von leistungsstarken Fahrmaschinen, die – ebenso wie die DTM – spektakuläres Rad-an-Rad-Racing ermöglichen."

Industrieroboter führen Boxenstopps durch

Momentan gibt es während der 55 minütigen DTM-Rennen (+1 Runde) einen Pflichtboxenstopp. Dieser soll der DTM auch erhalten bleiben. Das Konzept sieht jedoch vor, dass Industrieroboter den Stopp durchführen und dabei nicht nur die Reifen, sondern auch den Energiespeicher tauschen. Durch die hohe Leistung würde ein Energiespeicher bei einer Renndistanz von 30 bis 40 Minuten nicht ausreichen.

Die Batterie beziehungsweise der Wasserstofftank wird am Unterboden befestigt und kann vom Industrieroboter während des Boxenstopps entfernt und gewechselt werden. Um die Sicherheit der Fahrer zu garantieren, wird im Monocoque eine Box angebracht, die Feuer- und Crash-Schutz bieten soll.

"Wie realistisch die Studie ist, hängt von mehreren Faktoren ab", sagt Berger. "Zunächst natürlich von der technischen Machbarkeit – das prüfen wir intensiv und benötigen dafür die Expertise von Spezialisten aus Bereichen, mit denen die ITR bislang nichts zu tun hatte. Zum Beispiel Batterie- oder auch Roboterhersteller, wenn man an die ambitionierte und bahnbrechende Technologie bei den Boxenstopps denkt. Dann spielt natürlich die Finanzierung der Entwicklung eine große Rolle."

Die ITR wird nun - auch mit Blick auf das Interesse von Fans, Herstellern und Sponsoren - eine Machbarkeitsstudie durchführen. Formel-E-Fahrer Lucas di Grassi hat seine Meinung bereits auf Twitter kundgetan: "Eine echt coole Idee, um ehrlich zu sein. Aber welcher Hersteller hat bitte 100 Millionen Euro übrig, um eine Rahmenserie wie diese zu finanzieren?" Guter Punkt. Was hältst du von einer vollelektrischen DTM? Schreib uns gern in den Kommentaren.

Foto: ITR GmbH

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