Lucas di Grassi vor Electric Scooter Cup in Dubai: "Der günstigste & demokratischste Motorsport überhaupt"
Timo Pape
An diesem Samstag steigt in Dubai der Electric Scooter Cup 2023 - ein eigenständiges Rennevent der "Federation for Micromobility and Sport", die zuletzt hinter der eSkootr Championship stand. Im Exklusiv-Interview mit e-Formel.de spricht Botschafter Lucas di Grassi über das Konzept des Events und die Rolle von E-Scootern im globalen Motorsport.
Die eigens für das Event geplante Strecke im Design Destrict (D3) von Dubai ist 312 Meter lang und soll insgesamt 16 Fahrer:innen von sechs verschiedenen Teams vor Herausforderungen stellen. Nach einem Freien Training am Freitag starten am Samstag (16. Dezember) um 13 Uhr Ortszeit die ersten Heats mit jeweils acht Rennrunden. Das Finalrennen ist für 17 Uhr angesetzt. Interessierte können das Event im kostenlosen Livestream über die offizielle Cup-Website bzw. die dort verlinkten Social-Media-Kanäle verfolgen.
Lucas, du beschäftigst dich schon eine Weile mit E-Scootern, hast im vergangenen Jahr auch die eSkootr Championship mit betreut. Was genau steckt dahinter?
Wir haben im Prinzip eine Art FIA für E-Scooter geschaffen, die einen Teil der Events sanktioniert - die Federation for Micromobility and Sport. Wir arbeiten seit gut vier Jahren an dem Thema. Vorher gab es nichts Derartiges. Wir sorgen dafür, dass es Regeln gibt, und dass alles sicher ist.
Warum braucht die Welt Rennen mit E-Scootern?
Das Schöne an unserem Konzept ist die Zugänglichkeit. Jeder kann sich einen Scooter kaufen und teilnehmen. Motorsport ist sonst normalerweise sehr teuer. Teams haben nur ihre wenigen Autos, Sitze müssen angepasst werden etc. Es könnten niemals 1.000 Fahrer an einem Rennen teilnehmen. Mit Scootern wäre das möglich. Ein Team könnte theoretisch 20 Fahrer haben. Wir versuchen, den Einstieg in den Motorsport zu vereinfachen.
Es ist also leichter, Motorsport-Profi mit einem E-Scooter zu werden als mit einem Kart?
Ich vergleiche es gern mit surfen: Du hast einfach ein Brett, gehst damit ins Meer und machst prinzipiell genau das Gleiche wie ein Profi-Surfer. Klar, die Wellen werden irgendwann größer - analog zur steigenden Leistung eines Scooters. Aber im Grunde kannst du mit viel Training und Talent zum Profi werden. Wir sind der günstigste und demokratischste Motorsport überhaupt - du könntest sogar auf einem Parkplatz trainieren.
Wie viel hat das Standalone-Event in Dubai mit der abgelaufenen eSkootr-Meisterschaft zu tun?
Letztes Jahr gab es einen Promoter in London, der ein paar Rennen (als eSkootr Championship) organisiert hat. Das verlief sehr erfolgreich für uns. Und nun gibt es einen anderen Promoter, der zunächst mal ein einzelnes Rennen in Dubai veranstaltet. Wir wollen erst mal vor allem One-off-Events machen und diesen Sport von Grund auf entwickeln.
Wie sieht euer Konzept denn genau aus?
Wir geben den Promotern verschiedene Ranglistenpunkte, etwa wie die ATP beim Tennis. Es gibt Champions von verschiedenen Events. Der Fahrer mit den meisten Punkten wäre quasi die Nummer 1 der Weltrangliste. So könnte man zum Beispiel ein Event in Deutschland veranstalten und dort 20 Punkte vergeben. Wir könnten auch Grand-Slams einführen, die mehr Punkte bringen. Die Besten werden überall teilnehmen wollen, weil die Punkte wichtig für sie sind. Je mehr Events du fährst, desto mehr Punkte kannst du sammeln. So können wir unser Produkt viel besser skalieren.
Wie viele Fahrer haben sich denn für Dubai angemeldet?
Für das Event in Dubai war eine Teilnahme nur mit Einladung möglich. Es ist das erste Event dort, daher wollten wir die besten Fahrer haben. Es zählt auch nicht für das Punktesystem, das ich erwähnt habe. Wir sind gerade erst im Aufbau. Wahrscheinlich werden wir das Ganze nächstes Jahr breiter ausrollen. Wir haben schon vier bis fünf Topevents unter Dach und Fach und stehen mit 30 bis 40 weiteren Interessenten in Kontakt.
Wie anspruchsvoll ist es, einen Scooter im Renntrimm zu bewegen?
Ich habe ein paar Runden gedreht, und es ist körperlich extrem anspruchsvoll. Aber auch technisch. Es fühlt sich körperlich ein bisschen wie Skifahren an. Du musst dich beim Bremsen zurücklehnen, beim Beschleunigen nach vorn. Seitlich kannst dich zu 58 Prozent neigen. Ich bin damals am selben Tag wie Bradley Smith gefahren. Mir fehlten sieben Sekunden auf seine Rundenzeiten!
Der Scooter fordert dich vermutlich schon durch seine Leistungswerte…
Das Ding beschleunigt in gut vier Sekunden von 0 auf 100 km/h. Der Scooter hat fast 40 PS und erreicht rund 140 km/h. Es gibt verschiedene Reifenmischungen und unterschiedliche Leistungsstufen. Ich war nach sechs, sieben Minuten wirklich geschafft - nass geschwitzt. Es ist wirklich schwierig, aber macht auch eine Menge Spaß.
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