Timo Scheider feiert 1. WRX-Sieg in Kapstadt & verschiebt Titelentscheidung auf Saisonfinale
Svenja König
Erst das beste Karriereergebnis eingestellt, keine 24 Stunden später den ersten Sieg gefeiert: So könnte man das Wochenende von Timo Scheider bei der Rallycross-Weltmeisterschaft in Kapstadt (Südafrika) zusammenfassen. Im Samstagslauf wurde er hinter Weltmeister Johan Kristoffersson und Kevin Hansen Dritter und wiederholte damit sein bestes Ergebnis in der WRX. Am Sonntag verwies er die beiden Schweden auf die weiteren Podiumsplätze und feierte seinen ersten Sieg in der Serie. Die Entscheidung in der Meisterschaft fällt damit erst beim Saisonfinale.
Ein möglicherweise vorteilhafter Aspekt des Rennwochenendes war, dass alle Fahrer und Fahrerinnen die Rennen mit identischen Fahrzeugen bestritten. Denn nach einem Brand in der Garage von Special ONE Racing beim Rennen in Lydden Hill war die WRX für ihre weiteren Saisonläufe aus Sicherheitsgründen auf die Fahrzeuge der elektrischen Rahmenserie RX2e umgestiegen. Um Nachwuchsrennfahrer zu fördern und Kosten gering zu halten, sind dort alle Fahrzeuge baugleich - das galt somit auch für die Profis.
Dies tat der Rennaction jedoch keinen Abstrich - im Gegenteil. Schon am Samstag zeigte sich mit drei verschieden Heat-Siegern, dass das Feld ausgeglichener unterwegs war. Im Halbfinale und Finale war der amtierende Weltmeister Johan Kristoffersson allerdings nicht aufzuhalten und drehte konstant seine Runden, während die Konkurrenz hinter ihm um die Podiumsplätze kämpfte.
Eine Vierergruppe aus Ole Christian Veiby, Timmy Hansen, Timo Scheider und Kevin Hansen ging hinter- und nebeneinander durch die ersten Kurven. Dort wirbelte allerdings so viel Staub auf, dass durch die Kameras nicht zu erkennen war, was genau passierte. Fest steht allerdings, dass die Piloten aneinandergerieten, da die Fahrzeuge von Scheider und Timmy Hansen einige Schäden an der Fahrzeugfront davontrugen.
In Runde 3 sprang der bis dahin Zweite, Veiby, über eine Bodenwelle und verlor die Kontrolle über sein Fahrzeug. Beim Zurückkehren auf die Ideallinie musste er sich gegen Timmy Hansen verteidigen und schob den Schweden und sich von der Strecke. Veiby musste wenige Meter später sein Auto mit Defekt abstellen, Hansen konnte weiterfahren. Allerdings hatte sich Scheider im Gedränge vorbeiquetschen können. So konnte auch Kevin Hansen wieder aufschließen, der schon eine Runde vorher seine Joker-Lap absolviert hatte. Als die zwei vor ihm Fahrenden selbst abbogen, ging er vorbei und sicherte sich Platz 2, während Scheider Platz 3 gegen den anderen Hansen-Bruder ins Ziel rettete.
Scheider: "Langer Weg in der WRX bis zum ersten Sieg"
Der Sonntag begann der Renntag für Scheider mit technischen Problemen: In der Super-Pole fiel der Heckmotor aus, in Heat 1 hatte er einen Platten. Doch ab da dominierte er wie sonst Kristoffersson die Heat-Sessions und ging dementsprechend von der Pole ins Rennen. Der WM-Führende Kristoffersson neben ihm hatte den Start "komplett verschlafen" und musste daher Kevin Hansen ziehen lassen, der somit auf Platz 2 fuhr. Weiter hinten wurde Timmy Hansen von Klara Andersson in der Mauer gedrückt und fiel mit beschädigtem Auto hinter die Schwedin zurück. Nach dem Rennen wurden die Positionen dank einer Strafe allerdings wieder getauscht.
Die führenden Drei gingen in umgekehrter Reihenfolge zwischen Runde 2 und 4 in die Joker-Lap - die Positionen änderten sich dadurch allerdings nicht. Kevin Hansen und Kristoffersson rutschten nur näher zusammen und lieferten sich einen sehenswerten Kampf um Platz 2, den Hansen verteidigen konnte. Vorn fuhr Scheider seinen ersten Sieg nach Hause.
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"Es war ein langer Weg bis zu diesem Sieg und nicht immer einfach", sagte Scheider nach dem Rennen im Weltsignal. "Wir wissen alle, wie schwer es ist, Johan (Kristoffersson) zu schlagen. Ich bin sehr stolz auf mich selbst und das ganze All-inkl.com-Team. Sie haben immer an mich geglaubt und stecken so viel Energie in dieses Projekt. Diesen Sieg widme ich meinem Vater, der letztes Jahr verstorben ist."
Nach diesem beeindruckenden Wochenende rückte Scheider auf einen Schlag auf Rang 3 in der Gesamtwertung vor und liegt nun hinter Kristoffersson und Kevin Hansen. Die Titelentscheidung wurde offiziell nach Hongkong verschoben, auch wenn Kristoffersson bei einem Vorsprung von 36 Punkten nichts zu befürchten hat. Das Rennen findet in einem Monat statt.
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