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Trotz Sturz in letzter Runde: Jordi Torres krönt sich erneut zum MotoE-Champion, Aegerter bestraft

Svenja König

Svenja König

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Jordi Torres hat sich nach einem dramatischen zweiten MotoE-Rennen in Misano zum zweiten Mal in Folge zum Meister gekrönt. Dabei war zunächst noch der Schweizer Dominique Aegerter beim finalen Lauf als Erster über die Linie gegangen und sowohl als Rennsieger als auch als Meister gefeiert worden. Nach dem Rennen wurde er allerdings mit einer Zeitstrafe belegt.

Im einzigen Qualifying, das maßgeblich für beide Rennen am MotoE-Wochenende war, setzte sich der Vorjahresmeister Torres gegen Eric Granado und den bis dahin Gesamtführenden Alessandro Zaccone durch. Aegerter ging von Position 5 in die Rennen.

Der Spanier Torres gewann den Start und sortierte sich vor Casadei und Aegerter ein. Schon in der zweiten Kurve begann das Drama: Zaccone stürzte nach Kollision mit Okubo und musste mit einer leichten Beckenfraktur ins Krankenhaus gebracht werden. Ihm geht es den Umständen entsprechend gut.

Casadei nutzte die erste Gelegenheit, die sich ihm bot, und überholte Torres. Aegerter ging anschließend jedoch an beiden Führenden vorbei. Es folgten einige sehr spannende und sehenswerte Runden, geprägt von vielen Angriffen von Torres gegen Aegerter, der aber nie am Schweizer vorbeikam. Granado konnte so aufschließen und arbeitete sich bis auf Platz 3 vor.

Drama schon am Ende des 1. Rennens

In der vorletzten Runde berührten sich Torres und Aegerter. Torres fiel auf Platz 4 hinter Casadei zurück, den er jedoch direkt wieder überholen konnte. Granado witterte somit in der letzten Rennrunde seine Chance auf den Sieg und versuchte, an Aegerter vorbeizugehen, der seine Führung bis dahin über sechs Runden bravourös verteidigt hatte.

Er versuchte, Aegerter in der letzten Kurve innen zu überholen, konnte jedoch sein Motorrad nicht halten und stürzte. Er rutschte auf dem Asphalt nach außen, sodass Aegerter ausweichen musste und viel Geschwindigkeit verlor. Dies wiederum nutzte Torres aus, ging innen vorbei und sicherte sich den Sieg vor dem Schweizer.

Nach Ausfällen fielen Granado und Zaccone auf die Plätze 4 und 5 in der Gesamtwertung zurück. Somit übernahm Torres die Spitze. Aegerters Rückstand vor dem noch ausstehenden Finale betrug indes acht Punkte.

Das Ergebnis des 1. MotoE-Laufs in Misano

Position Fahrer Team Abstand
1 Jordi Torres HP Pons 40 7 Runden
2 Dominique Aegerter Dynavolt Intact GP +1,600 Sekunden
3 Mattia Casadei Ongetta SIC58 Squadracorse +0,405 Sekunden
4 Matteo Ferrari Indonesian E-Racing Gresini MotoE +2,786 Sekunden
5 Miquel Pons LCR E-Team +3,072 Sekunden
6 Kevin Zannoni LCR E-Team +3,095 Sekunden
7 Fermin Aldeguer OpenBank Asprar Team +3,621 Sekunden
8 Lukas Tulovic Tech3 E-Racing +10,598 Sekunden
9 Jonny Hernandez Octo Pramac MotoE +10,482 Sekunden
10 Xavi Cardelus Avintia Esponsorama Racing +10,905 Sekunden

 

Die Aufholjagd des Dominique Aegerter

Im Sonntagslauf erwischte Casadei den besten Start und konnte vor dem Gesamtführeden in die erste Kurve gehen. Matteo Ferrari platzierte sich zwischenzeitlich auf Position 3 vor Aegerter, der aber wenig später vorbeiging. In Kurve 12 konnte Torres die Führung übernehmen und sich danach mit der zu dem Zeitpunkt schnellsten Rennrunde bis auf 1,2 Sekunden absetzen. Aegerter überholte Casadei erst in der dritten Rennrunde.

Ab dann drehte Aegerter richtig auf - er wollte den Gesamtsieg und dafür musste er vor Torres ins Ziel kommen. In den Runden 5 und 6 machte er über eine Sekunde gut und fuhr zwei schnellste Runden in Folge, sodass er am Ende der sechsten Runde am Hinterrad von Torres angekommen war. In der Zwischenzeit musste Lukas Tulovic das Rennen nach einem Sturz aufgeben.

Erneuter Unfall kurz vor Schluss

Seinen ersten Angriff setzte Aegerter in der siebten Kurve der siebten Rennrunde. Er versuchte, an Torres vorbeizugehen, der aber in der nächsten Kurve innen eintauchen und so seine Platzierung verteidigen konnte. Die gleiche Szene spielte sich ein paar Kurven später noch einmal ab. Insgesamt war es eine starke Runde beider Fahrer, die sich gegenseitig attackierten. In der letzten Runde fuhr Torres sehr stark durch die ersten Kurven und baute so einen kleinen Vorsprung auf, den Aegerter im Windschatten auf den kurzen Geraden wieder zufuhr.

In der vorletzten Kurve kollidieren die Meisterschaftsaspiranten. Torres fiel vom Motorrad, während Aegerter weiterfahren und als Sieger über die Linie fuhr. Somit feierte er sich kurzzeitig als dritter MotoE-Meister. Nach dem Rennen wurde jedoch eine 38-Sekunden-Zeitstrafe für unverantwortliches Fahren ausgesprochen, und er musste den Gesamttitel an Jordi Torres abgeben. Somit gewann am Ende Matteo Ferrari sein erstes Saisonrennen. Mattia Casadei wurde Zweiter, Miquel Pons komplettierte das Podium.

Das Ergebnis des 2. MotoE-Laufs in Misano

Position Fahrer Team Abstand
1 Matteo Ferrari Indonesian E-Racing Gresini MotoE 8 Runden
2 Mattia Casadei Ongetta SIC58 Squadracorse +0,348 Sekunden
3 Miquel Pons LCR E-Team +1,038 Sekunden
4 Kevin Zannoni LCR E-Team +3,402 Sekunden
5 Eric Grando One Energy Racing +3,484 Sekunden
6 Hikari Okubo Avant Ajo MotoE +3,899 Sekunden
7 Fermin Aldeguer OpenBank Aspar Team +7,274 Sekunden
8 Xavi Cardelus Avintia Esponsorama Racing +11,109 Skeunden
9 Andrea Mantovani Indonesian E-Racing Gresini MotoE +10,799 Sekunden
10 Corentin Perolari Tech3 E-Racing +15,250 Sekunden

 

"Vielleicht hatte er die Strategie, mich zu Fall zu bringen"

"Ich habe am Anfang alles versucht, um eine Lücke rauszufahren, denn ich wusste, dass wir eine gute Pace hatten", sagt Jordi Torres. "Im Rennen waren wir sogar schneller als in der E-Pole. Dominique und ich hatten einige Manöver dieses Wochenende, und die waren toll anzuschauen. Ich denke, er hat alles versucht, um mich zu überholen. Ich wusste, dass P2 für mich die sichere Platzierung in diesem Rennen war, aber für ihn nicht. Vielleicht hat er eine andere Strategie versucht, um mich zu Fall zu bringen."

Nach dem Rennen auf der Zielgerade und im Fahrerlager zeigte sich der Spanier sehr emotional. "Nach dem Crash habe ich erst gar nichts gedacht. Man nimmt nur das Motorrad und fährt ins Ziel. Da muss ich mich auch noch bei Jaspar (Iwema, Teamkollege von Torres) bedanken, der mich auf den letzten Metern noch vorbeigelassen hat, da wir nicht wussten, ob es eine Strafe gibt und wie sie ausfällt. Als ich ins Ziel gefahren bin, habe ich angefangen zu weinen."

"Erst war ich sauer und dann innerlich gebrochen. Es geht ja nicht nur um das eine Rennen, sondern um die ganze Saison, und da gehört mein ganzes Team dazu", so Torres. "Aber am Ende habe ich die Meisterschaft gewonnen. In der MotoE kann immer viel passieren. Wir haben in den vergangenen zwei Jahren viel gelernt und auch in diesem Rennen. Wir sind mehr als bereit, um nächstes Jahr zurückzukommen."

Von der MotoE-Saison 2021 bleiben einige tolle Rennen in Erinnerung, darunter der erste deutsche Sieg durch Lukas Tulovic, viele Überholmanöver und ein Titelkampf bis in die letzte Kurve, bei dem sich schlussendlich Jordi Torres durchsetzte. Die MotoE hat sich als Elektroserie mit kurzen Rennen im Rahmen der MotoGP etabliert, die stets Spannung versprechen. Wir freuen uns auf die MotoE-Saison 2022.

Die Gesamtwertung der MotoE

Position Fahrer Team Punkte
1 Jordi Torres HP Pons 40 97
2 Dominique Aegerter Dynavolt Intact GP 89
3 Alessandro Zaccone Octo Pramac MotoE 80
4 Eric Granado One Energy Racing 73
5 Lukas Tulovic Tech3 E-Racing 61
6 Matteo Ferrari Indonesian E-Racing Gresini MotoE 61
7 Mattia Casadei Ongetta SIC58 Sqadracorse 59
8 Miquel Pons LCR E-Team 57
9 Yonny Hernandez Octo Pramac MotoE 47
10 Fermin Aldeguer OpenBank Aspar Team 42

 

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