ETCR - elektrischer Tourenwagensport
Die FIA ETCR war eine Tourenwagenserie in der die Hersteller Cupra, Hyundai und das Privatteam Romeo Ferraris aufeinander trafen. Sie wurde unter dem Promoter Discovery Sports Events 2021 als “Pure ETCR” gegründet. 2022 wurde sie eine offizielle FIA-Serie und agierte unter dem Namen FIA eTouring Car World Cup. Nach der zweiten Saison zog sich Discovery als Promoter zurück, weshalb die Serie derzeit vor dem Aus steht.
Anders als im klassischen Tourenwagen-Motorsport orientierte sich das Rennformat der ETCR stark am Rallycross: Der größte Teil der Veranstaltungen wurde in kurzen "Battles" ausgetragen, an denen nur ein kleiner Teil aller Fahrzeuge teilnimmt. Fast alle Battles begannen an einem speziellen Startgatter, das alle Pilot:innen zeitgleich und nebeneinander in das Rennen entlässt. Ein Lauf dauerte nur wenige Runden. Ein entscheidender Teil des Rennformats waren zudem Leistungsschübe, die allen Teilnehmer:innen in Form eines "Power-up"-Modus für einige Sekunden zur Verfügung standen. Zwischen den Rennen wurden alle Fahrzeuge an der "Energy Station" aufgeladen, die auch für Fans zugänglich ist.
Cupra dominierte die elektrischen Tourenwagen-Meisterschaft und konnte in Person von Mattias Ekström und Adrien Tambay zweimal die Fahrerwertung gewinnen. Ebenso oft gewannen sie die Teamwertung.
Die Rennorte im Überblick
Saison 1 | Saison 2 |
Vallelunga, Italien | Pau-Ville, Frankreich |
Zolder, Belgien | Hungaroring, Ungarn |
Aragon, Spanien | Jarama, Spanien |
Kopenhagen, Dänemark | Zolder, Belgien |
Pau-Arnos, Frankreich | Vallelunga, Italien |
Sachsenring, Deutschland |
Nach fünf Rennen in der Premierensaison 2021 stockte die ETCR ihre Meisterschaft 2022 auf letztlich sechs Rennwochenenden auf. Die Serie veranstalte in den zwei Saisons immer wieder gemeinsame Events mit der großen Schwester WTCR (die ebenfalls 2022 eingestellt wurde) oder der GT Masters.
Fahrer & Teams der ETCR
Vor der zweiten Saison gab es einige Änderungen im Fahrer:innenaufgebot der Elektroserie. Unter anderem verpflichtete Cupra Adrien Tambay und Tom Blomqvist, während Mikel Azcona zu Hyundai wechselte. Dort traf er auf seine neuen Kollegen Nicky Catsburg, Kevin Ceccon und Norbert Michelisz. Luca Filippi blieb Romeo Ferraris erhalten. Gleichzeitig verpflichtete die italienische Tuning-Schmiede die ehemaligen DTM-Piloten Maxime Martin und Bruno Spengler sowie Stefano Venturini.
Team | Saison 1 | Saison 2 |
Cupra | Mattias Ekström (SWE) | Mattias Ekström (SWE) |
Jordi Gene (ESP) | Jordi Gene (ESP) | |
Daniel Nagy (HUN) | Adrien Tambay (FRA) | |
Mikel Azcona (ESP) | Tom Blomqvist (GBR) | |
Romeo Ferraris - M1RA | Luca Filippi (ITA) | Luca Filippi (ITA) |
Stefano Coletti (ITA) / Philipp Eng (GER) | Maxim Martin (BEL) | |
Rodrigo Baptista (BRA) | Bruno Spengler (CAN) | |
Oliver Webb (GBR) | Stefano Venturini (SWI) | |
Hyundai Motorsport N | Jean-Karl Vernay (FRA) | Mikel Azcona (ESP) |
Augusto Farfus (BRA) | Jean-Karl Vernay (FRA) | |
Tom Chilton (GBR) | Norbert Michelisz (HUN) | |
John Filippi (FRA) | Kevin Ceccon (ITA), Nicky Catsburg (NED) |
Technik der ETCR: Die leistungsstärksten Fahrzeuge im Tourenwagensport
Williams Advanced Engineering (WAE) und Magelec Propulsion stellten - unter der Leistung von WSC Technology - allen Rennställen der ETCR ein einheitliches Antriebspaket zur Verfügung. Jeder Konstrukteur setzte somit die gleichen Motoren, Inverter, Batterien, elektronischen Kontrolleinheiten und Kühlsysteme ein. Lediglich an den Chassis konnten die Hersteller Veränderungen vornehmen, um sie an das Aussehen ihrer Serienmodelle anzupassen.
Die Rennautos wurden von zwei Elektromotoren an der Hinterachse angetrieben. Die Spitzenleistung beträgt im Standard-Rennmodus 300 kW (408 PS) beziehungsweise 450 kW (603 PS). Der Power-up-Modus erhöhte die Maximalleistung kurzfristig sogar auf 500 kW (680 PS). Die ETCR war somit die leistungsstärkste Fahrzeugklasse im aktuellen Tourenwagen-Motorsport. Innerhalb von nur 2,7 Sekunden beschleunigten die ETCR-Boliden von 0 auf 100 km/h.
Zwischen den Sessions wurden alle Fahrzeuge an der "Energy Station" mit CCS2-Chargern aufgeladen. Die hierfür benötigte Energie wurde in Wasserstoff-Brennstoffzellen generiert. Die ETCR-Batterien, entwickelt von Williams Advanced Engineering, konnten innerhalb von einer Stunde von zehn auf 90 Prozent ihrer Kapazität geladen werden.
Fahrzeugtyp | Serien-Tourenwagen (Vier- oder Fünftürer) |
Leistung (kontinuierlich) | 300 kW |
Leistung (maximal) | 500 kW |
Motor | 2 Einheitsmotoren von Magalec Propulsion (1.200 U/min) |
Antrieb | Hinterradantrieb, 1-Gang-Getriebe, DC/DC-Konverter von BrightLoop |
Drehmoment | 800 Nm |
Höchstgeschwindigkeit | ca. 269 km/h |
Beschleunigung 0-100 km/h | ca. 2,7 s |
Batterie-Kapazität | 62 kWh (Lithium-Ionen) |
Spannung | 800 V |
Reifen | Goodyear-Allwetterreifen |
Aufhängung | Vorderräder: McPherson-Streben, Hinterräder: Doppel-Querlenker |
Ladeinfrastruktur | CCS2-Lader von EnelX |
Rennformat der ETCR: Battles, Hot-Zone & Power-ups
Das Rennwochenende begann jeweils am Freitag mit zwei Freien Trainings für alle Fahrzeuge. Anschließend loste die ETCR zwei Pools ("Fast" und "Furious") aus, die mit je sechs Autos bestückt werden. Jeder Konstrukteur musste dabei mit mindestens zwei Fahrzeugen pro Pool vertreten sein. Im weiteren Verlauf des Wochenendes konnten die Fahrer:innen ihren jeweiligen Pool nicht mehr verlassen. Sie traten also am Samstag und Sonntag stets gegen eine Auswahl derselben fünf Gegner:innen an und bestritten ihre Rennwochenenden vollkommen unabhängig von den Ereignissen im anderen Pool.
Jeder Pool startete mit einem Zeitfahren in das Wochenende. In dieser Session stand allen Fahrer:innen die volle Leistung von 500 kW zur Verfügung. Danach wurde jeder Pool je nach Platzierung in zwei Dreiergruppen aufgeteilt. So traten die Plätze 1 bis 3 im Viertelfinale gegeneinander an, während die Positionen 4 bis 6 aufeinandertrafen. Die ersten zwei Battles des Wochenendes dauerten nicht mehr als 15 Minuten und beginnen mit der Öffnung des Startgatters. Den Trios stand dabei eine konstante Leistung von 300 kW zur Verfügung. Für Überholversuche konnten "Power-up"-Boosts genutzt werden, die die Maximalleistung für 40 Sekunden auf 500 kW erhöhen.
Im Halbfinale warteten ebenfalls kurze Battles mit Dreiergruppen. Hier traten die beiden Erstplatzierten aus dem ersten Viertelfinale gegen den Ersten/die Erste aus dem zweiten Viertelfinale an. Im zweiten Viertelfinale fuhren die drei übrigen Pilot:innen aus dem Pool ihr Battle aus. Wie im Viertelfinale lag die Grundleistung bei 300 kW. Das Ergebnis des Halbfinals legte die Startaufstellung für das sogenannte DHL SuperFinal fest, bei dem erstmals alle sechs Fahrzeuge eines Pools aufeinandertrafen. Ähnlich wie in den Runden zuvor betrug die konstante Leistung 300 kW, Power-ups konnten die Leistung zwischenzeitlich auf 500 kW erhöhen.
Zwischen den Battles bereiteten sich alle Fahrer:innen in der sogenannten Hot-Zone auf ihren Renneinsatz vor und verfolgten die Rennen der anderen Gruppen. Das Herzstück des Paddocks bildete die für Fans zugängliche und interaktive "Energy Station", an der auch die Fahrzeuge geladen wurden.
Punktesystem der ETCR
Seit der Saison 2022 sammelten die Pilot:innen in allen Sessions Punkte. Der Fahrer oder die Fahrerin mit den meisten Zählern wurde anschließend als "King" oder "Queen" des Wochenendes und als "TAG Heuer Most Valuable Driver" gekrönt.
Platz | Qualifying | Viertelfinale | Halbfinale | DHL SuperFinal |
1 | 15 | 20 (Battle 1) | 25 (Battle 1) | 40 |
2 | 12 | 15 (Battle 1) | 20 (Battle 1) | 30 |
3 | 9 | 10 (Battle 1) | 15 (Battle 1) | 20 |
4 | 6 | 15 (Battle 2) | 20 (Battle 2) | 15 |
5 | 3 | 10 (Battle 2) | 15 (Battle 2) | 10 |
6 | 0 | 5 (Battle 2) | 10 (Battle 2) | 5 |
Nachhaltigkeit der ETCR
Die ETCR verpflichtete sich seit ihrer ersten Saison zur "Klimaneutralität" und pflanzte zur CO2-Kompensation seitdem mehr als 4.500 Bäume - unter anderem nahe der Rennstrecke Aragon in Spanien.