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Extreme E: Rosberg X Racing gewinnt Qualifying in Chile, Kleinschmidt nach Trainingsunfall im Krankenhaus

Tobias Wirtz

Tobias Wirtz

Extreme-E-Copper-X-Prix

Rosberg X Racing ist im Qualifying zum Copper X Prix in Chile seiner Favoritenrolle gerecht geworden. Das Team verwies X44 und Chip Ganassi Racing auf die Plätze. Die zweite deutsche Mannschaft im Feld, ABT Cupra XE, musste auf Stammpilotin Jutta Kleinschmidt verzichten und wurde mit einer Reservefahrerin Sechster.

Da die Strecke in Chile mit 3.055 Metern verhältnismäßig kurz war, entschied die Rennserie zum ersten Mal in ihrer Geschichte, beide Fahrer:innen je zwei Runden fahren zu lassen. Beim Saisonfinale 2021 fuhren die Pilot:innen drei Runden, davon der/die erste Pilot:in zwei Runden. Das erste Qualifying wurde wieder als Einzelzeitfahren ausgetragen, die Reihenfolge der Teams war zuvor ausgelost worden.

Nicht dabei war Jutta Kleinschmidt: Die Deutsche hatte sich im Freien Training verletzt, als ihr Odyssey 21 nach einem weiten Sprung hart mit der Fahrzeugfront auf dem Boden aufgeprallt war. Kleinschmidt musste die Nacht im Krankenhaus verbringen. An ihrer Stelle fuhr Klara Andersson, die für dieses Event als weiblicher Championship Driver gemeldet war.

Qualifying 1: Rosberg im Zeitfahren unschlagbar

Den Auftakt im Zeitfahren machte das McLaren-Duo, das die Neun-Minuten-Schallmauer denkbar knapp verpasste und zunächst die Führung übernahm. Als nächstes gingen Tamara Molinaro und Timo Scheider für Xite Energy Racing an den Start, die am Ende ihrer Runden einen Rückstand von fast fünf Sekunden aufwiesen.

Dann startete Mikaela Ahlin-Kottulinsky für das Team von Rosberg X Racing. Die Schwedin wurde ihrer Favoritenrolle gerecht und übergab das Steuer mit einem deutlichen Vorsprung an ihren Teamkollegen Johan Kristofferson. Der amtierende Extreme-E-Champion ließ keine Zweifel an seiner Form aufkommen und vergrößerte den Abstand auf die Konkurrenz weiter, bis er mit 10,8 Sekunden Vorsprung auf McLaren die Ziellinie überquerte.

Andretti-United-Pilotin Catie Munnings hatte nach einem Sprung offenbar ein technisches Problem mit der Lenkung, sodass sie sehr viel Zeit verlor. Beim Boxenstopp und der Übergabe an Timmy Hansen wurde ein Reset des Fahrzeugs durchgeführt, der jedoch keine Besserung brachte. Zusätzlich bekam das Team eine Zeitstrafe von 46 Sekunden, weil Hansen in der Boxengasse zu schnell gefahren war: 76 km/h statt der maximal erlaubten 30 Stundenkilometer wurden gemessen. Damit betrug der finale Rückstand auf RXR mehr als eine Minute.

Anschließend startete Klara Andersson für ABT Cupra. Bei der jungen Schwedin machte sich jedoch der Erfahrungsnachteil bemerkbar. Nasser Al-Attiyah konnte das Tempo der Spitze mitgehen, dennoch blieb am Ende der Runde nur ein vorübergehender vierter Platz mit mehr als 20,5 Sekunden Rückstand auf RXR. Danach erzielte das Chip-Ganassi-Racing-Duo Sara Price und Kyle LeDuc die zu diesem Zeitpunkt zweitschnellste Zeit.

Als nächstes startete Kevin Hansen für JBXE – der einzige männliche Fahrer, der den Start fuhr. Nachdem Hansen auf Bestzeit-Kurs lag, brach eine Antriebswelle an der Vorderachse, sodass der Schwede deutlich an Zeit verlor und sogar die Sprunghügel auf seiner Runde komplett auslassen musste. Auch Hedda Hosas legte ihre beiden Runden in langsamer Fahrt zurück, das Team hatte am Ende mehr als eine Minute Rückstand auf RXR. Zusätzlich sprach die Rennleitung noch eine Zeitstrafe von 5 Sekunden gegen das Team aus, da Hansen beim Auslassen der Sprunghügel auch die Flaggen am Fahrbahnrand verpasst hatte.

X44: Gutierrez auf Augenhöhe, dann aber mit Fahrfehler

Als achtes Team startete X44. Cristina Gutierrez war nahezu zeitgleich mit Ahlin-Kottulinsky, machte auf ihrer zweiten Runde jedoch einen Fehler. Sie konnte einen Dreher zwar gerade noch verhindern, verlor dabei jedoch viel Zeit. Sie übergab den Odyssey 21 an Sebastien Loeb, der die schnellste Runde fuhr. X44 schob sich somit auf den zweiten Platz. Als vorletztes Fahrzeug ging Veloce Racing auf die Strecke. Nach vier soliden Runden belegten Christine Giampaoli Zonca und Lance Woolridge den siebten Platz.

Den Abschluss des ersten Qualifyings machte Acciona Sainz, wo Laia Sanz die ersten beiden Runden fuhr. Die Spanierin begann ihren Stint mit einer neuen Bestzeit, verlor in der zweiten Runde dann jedoch Zeit auf Ahlin-Kottulinsky. Carlos Sainz sr. hatte beim Fahrer:innen-Wechsel Probleme mit seinem Sicherheitsgurt verlor rund zehn Sekunden. Er rollte im Anschluss bereits an, obwohl sein Mechaniker noch in der Switch-Zone war - ein klarer Regelverstoß. Die Rennleitung sprach eine Zeitstrafe von 15 Sekunden aus. Am Ende fehlten ihm 17 Sekunden auf die Spitze, durch die Zeitstrafe fiel das Team gar auf den achten Platz zurück.

Der Top-5-Zwischenstand nach Qualifying 1 somit: Rosberg X Racing vor X44, Chip Ganassi Racing, McLaren und Xite Energy. Das deutsche Team ABT lag vor Veloce, Acciona Sainz, Andretti und JBXE auf Position 6.

Qualifying 2: Hektische Heat-Rennen geben Vorgeschmack für Rennsonntag

Anschließend wurde das Feld in zwei Fünfergruppen geteilt, die im zweiten Qualifying-Abschnitt Heat-Rennen bestritten. Den Anfang machten RXR, CGR, Xite Energy, Veloce und Andretti United. Timo Scheider erwischte für Xite den besten Start, verschätzte sich jedoch nach wenigen Wegpunkten und fuhr versehentlich an Tor 8 vorbei. Woolridge (Veloce) und Kristoffersson (RXR) verpassten das Gate in einem unaufmerksamen Moment ebenfalls - alle wurden im Nachhinein mit 5-Sekunden-Strafen belegt.

Veloce-Pilot Woolridge schaffte es allerdings ohnehin nicht ins Ziel, da er das Heat nach einem Kontakt mit Kyle LeDuc (CGR) vorzeitig aufgeben musste. Der CGR-Wagen war nach dem Unfall ebenfalls schwer an der Front und Hinterradaufhängung beschädigt. Hansen erreichte die Wechselzone als erstes, dicht gefolgt von Kristoffersson.

In der zweiten Rennhälfte blieb der waidwunde CGR-Wagen, nach dem obligatorischen "Switch" pilotiert von Sara Price, mehrfach stehen. Die US-Amerikanerin schaffte es trotzdem auf Platz 3 ins Ziel, denn Tamara Molinaro (Xite Energy) musste das Rennen ebenfalls mit einer beschädigten Vorderradaufhängung aufgeben - ein bitteres Ende nach dem guten Start ihres Teamkollegen. Der Sieg im wohl hektischsten Qualifying-Heat der Extreme-E-Geschichte ging an Andretti, Platz 2 an RXR.

Im zweiten Heat trafen X44, McLaren, ABT Cupra, Acciona Sainz und JBXE aufeinander. Die Routiniers Carlos Sainz sr., Sebastien Loeb und Nasser Al-Attiyah kämpften in einem mitreißenden Kampf um die Führung und begannen schon in der Startrunde damit, sich von ihren Rival:innen abzusetzen. Loeb erreichte die Wechselzone auf Rang 1, handelte sich kurz vor dem Switch allerdings für eine umgefahrene Wegpunkt-Flagge eine 10-Sekunden-Zeitstrafe ein.

Loebs X44-Teamkollegin Cristina Gutierrez schaffte es wenig später auf dem ersten Platz über den Zielstrich, wurde aufgrund der Strafe aber nur als Zweite gewertet. Der Heat-Sieg ging an Acciona Sainz, ABT Cupra schaffte es auf Platz 3. JBXE-Pilot Kevin Hansen wurde nach einer Aufholjagd, bei der er in der letzten Runde an Emma Gilmour vorbeifuhr, Vierter.

Am Sonntag treffen in Halbfinale 1 somit Andretti, Acciona Sainz und RXR aufeinander, in Halbfinale 2 ABT, X44 und CGR. In der Hoffnungsrunde, dem sogenannten Crazy Race, treten JBXE, Xite, Veloce und McLaren an. Die Halbfinals beginnen am Sonntagnachmittag um 14 Uhr deutscher Zeit, live zu verfolgen in einem Livestream auf e-Formel.de.

Ergebnisse & Zeiten im Überblick

Gesamtwertung (Fahrer & Teams)

Zusätzliche Berichterstattung von Tobias Bluhm

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