Extreme E

"GridPlay": Extreme E führt Fan-Interaktion ein & schafft taktische Option für Bündnisse

Tobias Wirtz

Tobias Wirtz

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Wenige Tage vor dem allerersten X Prix hat die Extreme E ein neues Feature eingeführt: Beim sogenannten GridPlay, das an den FANBOOST der Formel E erinnert, können Fans für ihre favorisierten Fahrer:innen abstimmen. Das Team mit den meisten Stimmen darf sich als erstes seinen Startplatz im Finale aussuchen. Seit Mittwoch ist die Website zum GridPlay-Voting online.

Genau wie die Formel E hat auch die Extreme E eine Möglichkeit geschaffen, mit der Fans Einfluss auf das Renngeschehen nehmen können. Die Stimmen der Fahrerin und des Fahrers eines Teams werden addiert, um das Teamergebnis zu erhalten.

Anders als beim FANBOOST erhält das siegreiche Team jedoch keinen direkten Vorteil in Form von zusätzlicher Leistung oder Energie, sondern darf lediglich seinen Startplatz im Finale zuerst auswählen. Als nächstes ist das Team mit den zweitmeisten Stimmen an der Reihe und so weiter. Eine Besonderheit gibt es für die vier Teams, die sich nicht für das Finale qualifizieren, denn die Stimmen ihrer Fans gehen nicht verloren. Stattdessen schenken diese Teams einem der Finalteilnehmerteams ihre Stimmen.

Auswirkung auf Renngeschehen wohl überschaubar

Da in der Extreme E jedoch - ähnlich wie bei einem 100-Meter-Lauf in der Leichtathletik - alle Fahrzeuge nebeneinander und nicht in einer klassischen, versetzten Startaufstellung hintereinander losfahren, wird der Einfluss auf das Rennen selbst wohl nur relativ gering sein. Zumal die Strecken breit genug für mehrere Fahrzeuge nebeneinander sind.

Zwei Möglichkeiten der Abstimmung sind beim GridPlay vorgesehen: Fans können zweimal täglich entweder über die Webseite der Extreme E oder über Twitter unter der Verwendung der Hashtags #GridPlay und #FahrerName voten. Die Abstimmung beginnt immer vier Tage vor dem Finale und endet eine Stunde nach dem Start des "Crazy Race", also dem zweiten Halbfinale.

Für den Desert X Prix in Al-'Ula bedeutet dies, dass vom 31. März (Mittwoch) bis zum 4. April um 11 Uhr deutscher Zeit abgestimmt werden kann. Die Bekanntgabe der Gewinner erfolgt schließlich im Rahmen der TV- oder Livestream-Übertragungen des Rennens am Sonntag, wenn die Teams ihre Startposition wählen.

Agag: Interaktion mit Fans hat höchste Priorität

"Die Interaktion mit den Fans hat für die Extreme E höchste Priorität", sagt Alejandro Agag, Gründer und CEO der Extreme E. "Ich freue mich sehr darauf, GridPlay in Saudi-Arabien in Aktion zu sehen. Das Extreme-E-Team hat hier definitiv ein Show-Element geschaffen, das extrem wichtig ist. Die Extreme E soll die Leute unterhalten."

"Ein bedeutender Teil der Extreme E ist es, die Fans an jedem fantastischen Austragungsort, den wir besuchen, mit ans Steuer zu setzen. Vor allem, weil sie nicht physisch bei uns sein werden", sagt Molly Taylor, Fahrerin des Teams Rosberg X Racing. "Es wird eine Menge Spaß machen zu sehen, wie sich GridPlay entwickelt, wenn die Fans für ihre Lieblingsteams und -fahrer abstimmen, um ihnen einen Vorteil auf der Strecke zu verschaffen."

"Die Extreme E denkt sich immer wieder neue Wege aus, um innovative Dinge zu tun - GridPlay ist ein weiteres hervorragendes Beispiel dafür", ergänzt Timmy Hansen, Fahrer von Andretti United. "Da die Zuschauer bei den Rennen nicht vor Ort sein können, ist GridPlay eine fantastische Möglichkeit, die Fans einzubinden und auch für die TV-Show ein spannendes Spektakel zu bieten. Wir hoffen, dass viele Fans mitmachen, und können es kaum erwarten zu sehen, wie GridPlay das Geschehen bei unserem allerersten Rennen in Saudi-Arabien aufmischt!"

Kommentar von Tobias Wirtz: Gutes Konzept, das auch den Teams taktische Möglichkeiten einräumt

Beliebtheitswerte haben in meinen Augen in einem sportlichen Wettkampf nichts verloren. So haben beim Fußball beide Mannschaften auch immer gleich viele Spieler und gleich große Tore, selbst wenn eine der beiden Mannschaften nur ein paar hundert Fans hat und die andere mehrere Millionen.

Nach dem FANBOOST, den in den allermeisten Fällen immer die selben Fahrer erhalten, bin ich grundsätzlich skeptisch, wenn Fans einen unmittelbaren Einfluss auf das Renngeschehen haben sollen. Wem die Überholhilfe DRS (Drag Reduction System) in der Formel 1 schon zu künstlich ist, der kann beim FANBOOST nur die Nase rümpfen. Zumal hier auch die Möglichkeit des Betrugs immer in einer gewissen Form vorhanden ist.

Dennoch will die Extreme E, genau wie die Formel E, ein Element einführen, das in den Sozialen Medien, insbesondere bei Twitter, die Aufmerksamkeit auf sie lenkt. Gut möglich, dass viele motorsportinteressierte Twitter-Benutzer in den kommenden Tagen in ihrer Timeline einen GridPlay-Support-Tweet sehen und dadurch erst auf die Rennserie aufmerksam werden. Viel kostenloses Marketing für die Extreme E also, und das wohl auch für die richtige Zielgruppe. Chapeau!

Beim GridPlay scheint den Verantwortlichen der zugegeben sehr schwierige Spagat zwischen Fan-Interaktion und der Bevorzugung in einem sportlichen Wettkampf zu gelingen. Mit der reinen Beliebtheit kann nämlich wohl kaum ein Team einen Vorteil erhalten. Das revolutionäre Konzept schafft stattdessen taktische Möglichkeiten für die Teams, die es nicht ins Finale schaffen.

Besonders im weiteren Saisonverlauf wird es interessant sein, zu beobachten, welchem gegnerischen Team die eigenen Stimmen geschenkt werden. Die Möglichkeit, Allianzen zu bilden, ist genauso vorhanden wie die Unterstützung eines vermeintlichen Außenseiter-Teams gegen direkte Konkurrenten um die Meisterschaft.

Wie bei allem, was die Extreme E angeht, tue ich mich auch bei GridPlay mit einer Prognose sehr schwer. Es wird mir und auch den Leser:innen wohl nichts anderes übrig bleiben, als die Zeit bis zum Wochenende abzuwarten. Dann werden wir den Desert X Prix selbst miterleben können.

Video: Vorschau auf den Desert X Prix der Extreme E

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