Extreme E

Motorsport für den Klimaschutz: Die große Extreme-E-Vorschau zum Saisonstart in Saudi-Arabien

Svenja König

Svenja König

Extreme-E-Car-Dust

Vor mehr als zwei Jahren - genauer gesagt vor 790 Tagen - hat Alejandro Agag erstmals die Extreme E in London vorgestellt. Am kommenden Wochenende soll die neue Elektroserie Saudi-Arabien in ihre erste Saison starten. Mit dabei sind neun Rennteams mit jeweils einem Fahrer und einer Fahrerin - darunter Rallye- und Rallycross-Legenden wie Carlos Sainz sr., Sebastien Loeb und Johan Kristoffersson sowie Formel-1-Weltmeister Jenson Button. Alles, was du vor dem Extreme-E-Auftakt in der Wüste von Al-'Ula wissen musst, haben wir in unserer großen Vorschau zusammengefasst.

Nach zwei Verschiebungen wird das Debütrennen der Extreme E nun am kommenden Osterwochenende in der Wüste von Saudi-Arabien ausgetragen. Ursprünglich war der Serienauftakt schon für Mitte Januar am Lac Rose im Senegal geplant gewesen, wurde dann aber zunächst auf Mitte März nach Saudi-Arabien verschoben. Schlussendlich verschob die Serie nochmals um zwei Wochen und terminierte den Saisonstart auf den 3./4. April 2021.

Insgesamt besteht die erste Saison aus fünf Läufen. Auf den Saisonauftakt in Saudi-Arabien folgt der "Ocean X Prix" im Senegal am 29. und 30. Mai. Für das Gletscher-Rennen reist die Serie anschließend nach Grönland. Die letzten beiden Rennen der Saison finden in Südamerika - nämlich in Brasilien und Argentinien - im Oktober beziehungsweise Dezember statt.

Fast Facts: Was ist die Extreme E?

  • Die Extreme E hat ihre Rennorte bewusst ausgewählt, um auf die Auswirkungen des Klimawandels aufmerksam zu machen. In Saudi Arabien wird der sogenannte "Desert X Prix" ausgetragen, der das Thema Desertifikation in den Vordergrund stellt. Was Desertifikation genau ist, und wie sie verhindert werden kann, hat unser Redakteur Tobi Bluhm in einem eigenen Artikel für dich zusammengestellt. Um nicht nur umweltneutral zu agieren, sondern einen positiven Einfluss zu nehmen, will die Serie an jedem Rennort ein Umwelt-Projekt unterstützen. In Saudi-Arabien setzt sich die Serie für den Schutz von Wasserschildkröten an der Küste des Roten Meeres ein.
  • Eine weitere Säule der Extreme E ist die Gleichberechtigung. So ist jedes Team, das der Serie beigetreten ist, verpflichtet, eine Frau und einen Mann als Pilot:in einzustellen. Mann als auch Frau werden pro Rennen jeweils eine Runde fahren - jeder Lauf geht über zwei Runden.
  • Das Fahrzeug für die erste Saison heißt Odyssey 21. Der 400 kW starke und 1.650 Kilogramm schwere Off-Road-SUV wird in der ersten Saison von der Serie gestellt. Ursprünglich sollten Teams und Hersteller die Möglichkeit haben, den Antrieb und Inverter selbst zu entwickeln. 2020 entschied die Serie jedoch, vorerst mit einem Einheitsfahrzeug starten. Alle Details zum Auto findest du auf unserer Technik-Seite.
  • Ihre gesamte Ausrüstung transportiert die Extreme E mit der St. Helena - einem ehemaligen britischen Postschiff. Es ist aber nicht nur Transportmittel für Autos, Ladestationen, Werkzeug und TV-Equipment, sondern auch das schwimmende Fahrerlager und zu Hause der Fahrer und Crew. An Bord befinden sich neben einem Restaurant, Schlafplätzen und einem Fernsehstudio auch Labore für Wissenschaftler. Die Extreme E hat ein Wissenschaftliches Komitee gegründet, bestehend aus Expert:innen aus Cambridge und Oxford zu den jeweiligen Ökosystemen, in denen die Serie gastiert.
  • Das Rennformat ähnelt eher dem eines Rallycross-Rennens als einem Formel-E-Rennen - "Star-Wars-Pod-Rennen meets Rally Dakar" hat die Serie das Konzept genannt. Der Samstag besteht aus zwei Qualifying-Abschnitten mit jeweils zwei Rennen. Insgesamt finden also vier Quali-Läufe statt. Darauf folgen zwei Halbfinalläufe und das Finale am Sonntag. Die Punktevergabe richtet sich nach den Qualifying-Ergebnissen und der Gesamtplatzierung am Sonntag.

Das "kleine Einmaleins der Extreme E" haben wir noch einmal ausführlicher in einer Spezialepisode unseres Podcasts "ePod XE" für dich diskutiert.

Stadt, Land, Fluss

Al-'Ula liegt circa 150 Kilometer südlich Tayma und 400 Kilometer nördlich von Medina an der Weihrauchstraße. Bis zur Westküste von Saudi-Arabien sind es ungefähr 250 Kilometer. Die Wüstenstadt wird sogar schon in der Bibel unter dem Namen Dedan erwähnt und war Hauptort des lihyanischen Reiches. Aufgrund seiner weitreichenden Geschichte ist Al-'Ula umgeben von archäologischen Ausgrabungsstätten wie der antiken Stadt Hegra mit ihren Grabanlagen. Außerdem prägen Wüstenfelsen wie der "Elephant Rock" die Landschaft.


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Al-'Ula ist Teil der saudischen Tourismus-Initiative, die seit 2019 läuft, denn vorher war das Land noch gar nicht für Touristen geöffnet. Die Altstadt besteht aus einem Labyrinth von gut 900 Lehmziegelbauten und war sogar bis in die 1980-er Jahre bewohnt. Seither wurden sie von der Natur stark angegriffen und deshalb seit 2017 in Zusammenarbeit mit der UNESCO saniert, um die historische Stadt zu erhalten.

Lebende Fahrerlegenden & Kultteams

Sowohl bei den Fahren als auch bei den Teams spielt die Extreme E bereits bei ihrem allerersten Rennen mit den Muskeln. So schrieb sich im Januar - als letztes Team - unter anderem Formel-1-Weltmeister Jenson Button mit seinem eigenen Rennstall JBXE ein. Der Brite wird sogar selbst ins Cockpit steigen. Auch sein einstiger McLaren-Teamkollege, der amtierende Formel-1-Weltmeister Lewis Hamilton, gründete mit X44 sein eigenes Extreme-E-Team. Außerdem sind mit Nico Rosbergs Rosberg X Racing und ABT Cupra XE zwei deutsche Teams dabei. Zwei US-amerikanische Kultrennställe - Andretti United und Chip Ganassi Racing - runden die Startaufstellung ab.

Highlights des Fahrerfeldes sind neben Button die Rallycross-Weltmeister Mattias Ekström, Timmy Hansen und Johann Kristoffersson sowie die Rallye-Legenden Sebastian Loeb und Carlos Sainz sr. Bei den Fahrerinnen sind wohl prominentesten Namen Jamie Chadwick, Catie Munnings, Molly Taylor und Mikaela Ahlin-Kottulinsky. Eine Übersicht aller Teams  und Fahrer findest du hier. Im Dezember traten alle Teilnehmer bei den Vorsaison-Testfahrten der Extreme E im spanischen Aragon erstmals gemeinsam auf einer Strecke an. Welches Team die Nase vorn hatte, ist jedoch nicht bekannt.

Zeitplan & TV

Samstag:

Uhrzeit (alle Zeiten MESZ) Session
8:30 - 9:00 Uhr Qualifikations-Rennen 1
9:00 - 9:30 Uhr Qualifikations-Rennen 2
12:30 - 13:00 Uhr Qualifikations-Rennen 3
13:00 - 13:30 Uhr Qualifikations-Rennen 4

Sonntag:

Uhrzeit (alle Zeiten MESZ) Session
8:30 - 9:00 Uhr Halbfinale 1
9:00 - 9:30 Uhr Halbfinale 2
13:20 - 13:50 Uhr Finale

Nach Informationen von 'e-Formel.de' wird es zusätzlich - vermutlich am Freitag - ein Freies Training geben.

Die Qualifikations-Rennen und Halbfinals kannst du bei 'e-Formel.de' im Livestream anschauen. Wie gewohnt begleiten wir das Geschehen an der Rennstrecke ebenfalls über alle Sessions hinweg im Live-Ticker.

Die TV-Rechte für die Extreme E haben in Deutschland grundsätzlich ProSieben Maxx und Sky inne. "ran racing"- die Motorsportmarke von ProSieben und Sat.1, präsentiert alle Sessions im Livestream. Lediglich das Finale wird im TV bei ProSieben Maxx übertragen - dafür mit Vorberichten ab 12:00 Uhr. Auf Instagram gab der Sender am Montag bekannt, dass Eddie Mielke und Daniel Abt die Übertragung kommentieren werden. Es ist davon auszugehen, dass Abt - wie bei der Formel E auch - als Co-Kommentator und Experte agieren wird. Vor Ort ist zudem der Extreme-E-Ersatzfahrer Timo Scheider, der "ran racing" mit Eindrücken und Infos versorgen soll.

Der Pay-TV-Sender Sky wird - entgegen erster Ankündigungen im Februar - nur Zusammenfassungen auf den Sendern "Sky Sport F1" und "Sky Sport News" übertragen. Beide Sender werben mit Magazinen und Dokumentationen für die Extreme E.

 
 
 
 
 
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Die Strecke

Bisher (Stand: Mittwoch Vormittag) hat die Elektroserie nicht bekannt gegeben, wie die Rennstrecke in Al-'Ula aussehen wird. Der zweimalige DTM-Champion Timo Scheider hat die Strecke in Saudi-Arabien designt und uns im Interview schon einige Details verraten.

"In Saudi-Arabien gibt es die ultraschnelle Rechtskurve 1 über eine blinde Kuppe", sagt Scheider. "Die ist so breit, dass eigentlich alle vier beziehungsweise fünf Autos nebeneinander durchfahren können - egal ob man innen oder außen startet. Am Anfang gibt es einen schnelleren Abschnitt, dann kommt ein technischer Part. Hier wechseln wir von Sand auf einen steinigen Untergrund. Dann geht es ein paar Dünen hoch. So schlängelt sich der Kurs zwischen Dünenpassagen und und Felsen hindurch. Es gibt auch sehr viele Höhenunterschiede. Insgesamt ist der Streckenverlauf mittelschnell bis schnell."

Scheiders persönliches Highlight der Strecke ist eine sehr steile, circa 300 Meter lange Düne, die die Fahrer herunterfahren sollen: "Wenn man oben steht, denkst du eigentlich: Da kann man doch nicht mit dem Auto runterfahren. Irgendwann habe ich gesagt, gebt mir das Auto, das muss irgendwie gehen. Ich freue mich schon auf die Reaktionen der Fahrer!"

Für jede Extreme-E-Strecke gilt: Die Rundenzeiten sollen zwischen sechs und zehn Minuten liegen, damit die Rennen circa 15 Minuten lang sein werden. Das entspricht laut Scheider einer Streckenlänge zwischen sieben und zwölf Kilometern. Das finale Streckenlayout wird voraussichtlich am Donnerstag oder spätestens Freitag veröffentlicht.

Wettervorhersage

In Saudi-Arabien erwartet die Extreme E an beiden Tagen sonniges Wetter. Die Temperaturen sollen in den Sessions am Morgen bei circa 20 Grad Celsius liegen und im Laufe des Renntags auf über 25 Grad steigen. Die Regenwahrscheinlichkeit liegt bei null Prozent.

Prognose von Timo Scheider: Die größte Herausforderung in Al-'Ula

Timo Scheider ist die Strecke am Sonntag erstmals im Odyssey 21 gefahren und hat uns erzählt, was die größte Herausforderung für die Fahrer:innen in Al-'Ula sein wird. "Die größte Challenge für die Fahrer ist es, in der Kürze der Zeit den schnellsten Weg zu finden. Die Strecke ist ja mehr oder minder vorgegeben, und es wird einen Track Walk geben. Da wird man sich dann angucken, wo man langfahren und wo man Risiko nehmen kann. Diese Entscheidung muss man mit sehr wenig Streckenkenntnis treffen. Es gibt einige Stellen, wo offensichtlich ist, welche die schnellste Route ist. Aber zum Überholen muss man andere Wege generieren und sich ein bisschen von der vermeintlichen Ideallinie entfernen, was dann aber ein großes Risiko sein kann. Das sind Dinge, die man sehr kurzfristig entscheiden muss - und man kann sie auch nicht 20 Mal ausprobieren."

Das gesamte Team von e-Formel.de wünscht dir viel Spaß beim Desert X Prix - dem ersten Rennen der Extreme E. Auch zur Extreme E haben unsere Leser eine kostenlose Community-Tippspiel-Runde organisiert. Wer mitmachen möchte, kann seine Tipps bis Samstagmorgen abgeben bzw. sich neu anmelden.

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