Extreme E

Personal-Limits zwingen Extreme-E-Teams zur Vorsicht: "Jeder muss flexibel bleiben"

Tobias Bluhm

Tobias Bluhm

Mit einer Offroad-Rallye in Saudi-Arabien will die Extreme E in wenigen Monaten in ihre erste Saison starten. Schon vor der Auftaktveranstaltung in der Wüste von Al-'Ula stand das neue Projekt von Formel-E-Gründer Alejandro Agag regelmäßig im medialen Rampenlicht, nicht zuletzt weil die ehemaligen F1-Rivalen Lewis Hamilton und Nico Rosberg mit jeweils eigenen Teams einstiegen. Ein ungewöhnliches Event-Format stellt die Rennställe aber schon vor dem ersten Lauf vor Herausforderungen.

In der Extreme E sollen ab März 2021 insgesamt neun Rennteams mit Offroad-SUVs gegeneinander antreten, um durch Motorsport-Veranstaltungen auf die Folgen des Klimawandels aufmerksam zu machen. Bei den Rennen - in Anlehnung an die E-Prix der Formel E "XPrix" genannt - werden sich jeweils eine Fahrerinnen und ein Fahrer ein Fahrzeug teilen und somit gemeinsam für den Erfolg ihrer Teams verantwortlich sein. Als weitere Herausforderung kommt eine strikte Personalbeschränkung hinzu: Gerade einmal sieben Mitarbeiter dürfen die Teams an die Rennstrecken mitbringen, und zwar inklusive Fahrer.

"Da muss jeder flexibel sein und alle Aufgaben übernehmen können", erklärt Thomas Biermaier, Geschäftsführer von ABT Sportsline, gegenüber 'e-Formel.de'. Das deutsche Team wird in Saudi-Arabien unter anderem mit dem DTM-Routinier Mattias Ekström antreten. "Unsere Mannschaft wird bei uns aus einem Chefingenieur, einem Projektleiter und zwei Mechanikern bestehen (plus zwei Fahrer). Unter anderem ist (das Personal-Limit) ein Grund dafür, warum wir Mattias für uns ausgewählt haben. Er kann ABT repräsentieren, kann aber auch so etwas wie eine Teamchef-Rolle übernehmen. Er hat schließlich sein eigenes Rallycross-Team."

HWA-Chef: Das ist nicht das "Love Boat"

Die Extreme E nutzt ein ehemaliges britisches Postschiff, die RMS St. Helena, als zentrale Leitstelle für ihre Rennen. Auf dem "schwimmenden Fahrerlager" werden alle Fahrzeuge auf dem Seeweg zu den Austragungsorten transportiert. Die erlaubten Mitarbeiter der Teams reisen allerdings mit dem Flugzeug hinterher. "Das ist nicht das 'Love Boat', wo die Kolleginnen und Kollegen ein Jahr eingeschlossen werden", witzelte kürzlich auch HWA-Boss Ulrich Fritz im Exklusiv-Interview mit 'e-Formel.de'. "Tatsächlich reisen sie eventspezifisch dorthin."

Sowohl HWA als auch ABT können vor ihrem Extreme-E-Start auf eigene Vorerfahrungen im elektrischen Motorsport bauen. Als Einsatzteams für die Formel-E-Teams von Mercedes und Audi feierten beide Rennställe in den letzten Jahren teils große Erfolge in der Einsitzer-Rennserie. "Wir haben Wissen bei der Operation und den Systemen aus der Formel E, schließlich verfolgen wir die Serie schon seit Tag 1", erklärt Biermaier. "Wir teilen natürlich Informationen, am Ende werden es aber zwei separate Teams." Auch HWA plant eine Trennung der Formel-E- und Extreme-E-Operationen.

Vorsaison-Test als erstes Kräftemessen, ABT hat Fahrerin verpflichtet

In diesen Tagen bereiten sich die Teams auf die kollektiven Vorsaison-Tests in Frankreich vor. Alle Rennställe erhielten dafür kürzlich ihre Fahrzeuge von Chassis-Hersteller Spark, um sich mit dem Material vertraut zu machen, Teile der Karosserie anzupassen und einen eintägigen Shakedown zu absolvieren. Im Anschluss an den gemeinsamen viertägigen Test im Dezember werden die Boliden dann abermals auf Stand gebracht, ehe sie ab Mitte Januar in Richtung Saudi-Arabien verschifft werden.

Die meisten Cockpits in der Extreme E sind derzeit noch nicht besetzt. Einzig Chip Ganassi Racing (LeDuc/Price) und Andretti United (Hansen/Munnings) haben bislang ihre vollständigen Fahrerpaarungen bestätigen können. Welche Fahrerin bei ABT an der Seite von Ekström fahren wird, ist derzeit noch unbekannt. Nach unseren Informationen steht die Pilotin, die offenbar nicht dem Extreme-E-Fahrerinnen-Pool angehörte, aber bereits unter Vertrag. Die Entscheidung fiel nach einem Shoot-out mit Polaris-Buggys, das vor einigen Monaten stattfand.

"Das Shoot-out war Mattias' Idee", verrät Biermaier. "Entscheidend war für uns nicht nur die Performance im Auto, sondern auch die Leistung außerhalb, zum Beispiel die Social-Media-Feeds. Am Ende war sie aber einfach die Schnellste. Sie wird gut zu Mattias passen. Wer es ist, bleibt aber bis kurz vor dem Test eine Überraschung."

Foto: Extreme E / Charly Lopez

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