Extreme E

Williams-Ingenieur erklärt Entwicklung der Extreme-E-Batterie: "Eine Reise ins Ungewisse"

Tobias Wirtz

Tobias Wirtz

Am übernächsten Wochenende (29./30. Mai) startet die Extreme E am Lac Rose (Senegal) in ihren zweiten Saisonlauf. Neben zwei leistungsstarken Elektromotoren mit einer theoretischen Maximalleistung von 400 kW ist auch ein von Williams Advanced Engineering (WAE) entwickelter Akku mit an Bord des Einheitsfahrzeugs, der maximal 40 kWh nutzbare Energie zur Verfügung stellt.

Mit einer Masse von fast 400 kg ist die eigens für den "Odyssey 21" entwickelte Batterie trotz eines Leichtbaugehäuses aus Kohlefaser durchaus ein "Schwergewicht". Sie besteht aus mehr als 3.600 Lithium-Ionen-Zellen und liefert eine Spannung von 800 Volt.

Bei der Entwicklung konnte WAE auf die Expertise zurückgreifen, die man bei der Entwicklung der Batterie für die Gen1-Fahrzeuge der Formel E erworben hat. Außerdem sicherte sich das Unternehmen aus dem britischen Grove im vergangenen Sommer den Vertrag zur Entwicklung der Batterien für alle Formel-E-Gen3-Fahrzeuge.

Was die Batterie für die Extreme E jedoch vom Formel-E-Akku unterscheidet, sind die unterschiedlichen Umgebungen, in denen sie eingesetzt werden muss. Von hohen Temperaturen beim Desert X Prix, extremer Kälte beim Arctic X Prix bis hin zu tropischen Bedingungen mit hoher Luftfeuchtigkeit beim Amazon X Prix ist in der neuen Rennserie alles dabei.

"Orte, an denen der Motorsport noch nie zuvor gewesen ist"

"Es war wirklich eine Reise ins Ungewisse. Die Umgebungen, in denen diese Fahrzeuge Rennen fahren werden, sind Orte, an denen der Motorsport noch nie zuvor gewesen ist", bestätigt Glen Paewe, leitender Konstruktionsingenieur von WAE, bei 'voltafuturepositive.com'. "Die Einsatzgebiete und Bedingungen, denen die Elektrofahrzeugtechnologie ausgesetzt sein wird, sind neu und bisher unerprobt."

Das Extreme-E-Projekt sieht der Ingenieur daher als Triebfeder für die Entwicklung von anderen Projekten des Unternehmens. "Der Motorsport ist ein Beschleuniger für Technologie. Der Zeitrahmen eines Motorsportprojekts ist im Allgemeinen kürzer als in der übrigen Automobilbranche. Wir sind in der Lage, schneller zu lernen, was uns bei allen Projekten, die wir bei WAE durchführen, hilft", so Paewe weiter.

Elektrischer Motorsport zukünftig mit Einheitsantrieb?

Besonders interessant sind jedoch Paewes Visionen für die Zukunft des Motorsports. So sieht der Brite anstelle der Antriebsentwicklung - ein Weg, den beispielsweise auch die Formel E mindestens bis in ihre zwölfte Saison (2025/26) verfolgen wird - zukünftig mehr Wettbewerb bei der Entwicklung der Batterien..

"In Zukunft werden wir mehr Rennformate und mehr Fahrzeugtypen haben, die alle unterschiedliche Batteriezellen und unterschiedliche chemische Systeme benötigen. Ich glaube, dass sich der Motorsport dahingehend entwickeln wird, dass es einen gemeinsamen Antriebsstrang geben wird. Aber es werden sich Freiheiten für die Hersteller eröffnen, um zu versuchen, in der Batterietechnologie zu konkurrieren."

Douglas Campling, Head of Motorsport bei WAE, sieht in der Entwicklung des Energiespeichers und der zugehörigen Software großes Potenzial, das direkt vom Rennsport auf die Straße übernommen werden könnte: "Die Entwicklungen, die wir machen, drehen sich oft um das Batteriemanagement. Das ist einer der Bereiche, in denen es einen unmittelbaren und direkten Technologietransfer geben kann", so der studierte Maschinenbauingenieur, der im November 2006 von der Motorenschmiede Cosworth zum Formel-1-Team von Williams wechselte, bevor er im September 2013 zu WAE ging.

"Wir sehen es nicht nur als Design für ein Leben"

Auch er sieht den Motorsport - vor allem den elektrischen - als besonders wichtig für die Entwicklung des Elektroautos der Zukunft. "Was die Zukunft bringen wird, sind Fahrzeuge, die von Grund auf als Elektrofahrzeuge konzipiert sind", so Campling weiter. "Einige der Dinge, die in der Entwicklung des Motorsports auftauchen, sprechen wirklich dafür. Das sind Fahrzeuge, die optimiert werden, um die beste Konfiguration für ein echtes Elektrofahrzeug zu entwickeln."

Das Extreme-E-Engagement ist für WAE jedoch mehr als ein reines Motorsportprojekt. Dem Nachhaltigkeitsgedanken der Extreme E, die auf den Klimawandel hinweist und Ressourcenschonung propagiert, trägt das Unternehmen auch bei der Entwicklung und Produktion der Batterien Rechnung.

"Wir haben die Batteriechemie verantwortungsvoll in Rohstoffe recycelt, die in Zukunft wieder in Batterien verwendet werden können", berichtet Paewe. Neu sei diese Herangehensweise für WAE jedoch nicht gewesen: "Das ist ein Ansatz, den wir bei all unseren Batterieentwicklungen verfolgen. Wir sehen es nicht als Design für nur ein Leben. Wir wollen die wertvollen Rohstoffe am Ende der Lebensdauer wieder aus dem Paket herausholen."

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