Extreme E

Wirbelbruch, Bänderriss & mentale Stärke: Hansen & "GZ" erklären Genesung von Extreme-E-Unfällen

Tobias Bluhm

Tobias Bluhm

Zwei Fahrer:innen reisten mit Verletzungen vom ersten Rennen der Extreme-E-Saison 2022 im saudi-arabischen Neom ab. Nach einem Überschlag musste Christine "GZ" Giampaoli Zonca (Veloce) wegen eines gebrochenen Fußes und Bänderrissen behandelt werden, Kevin Hansen (JBXE) brach sich bei einer Kompression sogar einen Wirbel. Im Interview vor dem Island X Prix (6. bis 10. Juli) berichten beide von ihrem Weg der Genesung.

Sorgen machten sich im Extreme-E-Fahrerlager breit, als der Schwede Kevin Hansen im Crazy-Race des Desert X Prix schwer atmend auf dem Boden neben seinem Auto lag. Kurz zuvor hatte er Molly Taylor das Lenkrad überlassen, die die zweite Runde des "Hoffnungsrennens" bestreiten sollte. Schnell wurde klar, dass sich Hansen abseits der TV-Bilder im "The Drop" genannten Abschnitt kurz vor der Ziellinie verletzt hatte.

Nach einer kurzen Untersuchung durch die Rennärzte wurde Hansen mit dem Hubschrauber in das nahegelegene Krankenhaus von Tabuk transportiert. Dort gab eine Röntgenaufnahme Aufschluss über die Verletzung: Hansen brach sich am Ende seiner Runde den achten Wirbel.

"Ich hatte schon schlimmere Kompressionen im Rallycross", sagt Hansen über den Zwischenfall, "aber ich habe den falschen Teil des Terrains zur falschen Zeit erwischt. Der sonst quadratische Wirbel wurde zu einem Dreieck zusammengequetscht."

"Meine Teamkollegin Molly (Taylor) hatte eine Sitzeinlage, ich nicht. Dadurch rutschte meine Hüfte etwas nach vorn, wodurch bei Sprüngen wiederum mein Rücken der schwächste Punkt des Körpers war. Der obere Wirbel wurde dadurch gestaucht, was zum Bruch geführt hat."

Hansen: "Wusste direkt, dass die Wirbelsäule gebrochen war"

Hansen weiter: "Die Schmerzen waren unbeschreiblich. Ich wusste sofort, dass ich mir die Wirbelsäule gebrochen hatte. Ich hörte sehr laut, wie der Wirbel brach, und habe als erstes geschaut, ob ich noch meine Beine spüren kann. Das war eine Erleichterung, als das der Fall war! Die Fahrt in die Wechselzone war sehr lang und schmerzhaft, aber ich dachte im selben Moment schon daran, wie ich aus dem Auto kommen kann. Man darf nicht vergessen, dass wir zu diesem Zeitpunkt das Rennen angeführt haben!"

Im Krankenhaus wurde Hansen mit Schmerzmitteln und einer Rückenorthese versorgt. Am selben Abend meldete er sich über Instagram und gab seinen Follower:innen Entwarnung: "Ich kann schon wieder aufrecht sitzen, und die Ärzte sind optimistisch, dass die Verletzung gut verheilen wird", schrieb er.

 
 
 
 
 
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Wenige Tage später ging Hansen wieder erste Schritte, ehe er die Heimreise nach Europa antrat und im Red Bull Athlete Performance Center (APC) in Österreich mit der Reha begann. "Das war harte Arbeit", erinnert sich Hansen, der sich zunächst auf Mobilitätsübungen konzentrierte. "Die Physios, Ernährungsberater und Coaches waren hervorragend mit ihrer Hilfe. Alles war auf meine Genesung ausgelegt!"

Inzwischen ist Hansen körperlich wieder einsatzbereit. Sogar einen ersten Test in seinem WRX-Auto absolvierte er bereits. "Der Arzt hat gesagt, dass ich sogar stärker sein sollte als vorher, weil sich die Verletzung überheilt hat - wie es der Körper immer tut. Es war unglaublich, wieder auf der Strecke zu sein!"

Video: Christine GZ berichtet von Neom-Verletzung

 

Unterstützung von Freunden & Familie

Teil von Hansens Genesungsprozess war auch ein Fokus auf seine mentale Gesundheit. "Mental bin ich jetzt noch stärker als vorher", findet er. "Ich bin nach dieser Erfahrung viel strukturierter. Selbstverständlich fühlt man sich manchmal niedergeschlagen, zum Beispiel wenn man sich schlechter bewegen kann oder nicht gut schläft. Aber ich hatte eine Menge Unterstützung von meiner Familie und meinen Freunden. Das war sehr motivierend!"

Von einer ähnlichen mentalen Erfahrung berichtet auch Christine "GZ". Die spanisch-italienische Fahrerin brach sich beim Neom-Wochenende den Fuß und riss sich mehrere Bänder, als ihr Veloce-Renner in einer Spurrille ausgehebelt wurde und sich überschlug. "Zunächst hatte ich eine 'Alles wird gut'-Einstellung, aber nach der Operation konnte ich nichts mehr tun", berichtet sie.

"Ich steckte fest und dachte nur: 'Okay, das könnte ein wirkliches Problem sein.' Dann geht man auf Instagram und sieht, wie alle anderen trainieren und Rennen fahren, während du im Bett liegst und noch nicht einmal ein Glas Wasser holen kannst."

"Alle Athleten brauchen einen Mental-Trainer"

Die 28-Jährige berichtet ebenfalls von Schlafproblemen: "Irgendwann begann ich, immer wieder von diesem Unfall zu träumen. Ich habe darüber mit meinem Mental-Trainer gesprochen, der mir dabei geholfen hat, diese Dinge zu verstehen. Meine Freunde waren überrascht, dass ich überhaupt darüber rede. Normalerweise verstecken wir Athleten uns, wenn wir uns nicht gut fühlen."

"Ich finde, dass alle Athleten einen Mental-Trainer brauchen. Die Leute sind etwas ängstlich, wenn man 'Psychologe' sagt, aber all diese Zeit hat mir die Möglichkeit gegeben, auch psychisch gesünder zu werden. Ich bin jetzt wieder zu 100 Prozent bereit, um ins Auto zu steigen. In Sardinien wollen wir schließlich wieder zuschlagen!"

In Vorbereitung auf die nächsten Extreme-E-Rennen absolvierte GZ kürzlich einen ersten Testlauf in Großbritannien. Beim Island X Prix tritt sie in diesem Jahr gemeinsam mit ihrem Teamkollegen Lance Woolridge bei einem "Double-Header" mit Läufen am 6./7. sowie 9./10. Juli an.

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