Formel E

11% schnellere Rundenzeiten & Frontmotor-Entwicklung: FIA veröffentlicht "Technical Roadmap" für Gen4-Ära

Tobias Wirtz

Tobias Wirtz

Der Automobil-Weltverband FIA hat die Herstellerregistrierung und den "Technischen Fahrplan" für die Gen4-Ära veröffentlicht. Aus dem 27-seitigen Dokument gehen einige Überraschungen hervor: So soll das Gen4-Chassis länger eingesetzt werden als seine drei Vorgänger, zudem sind weitere Entwicklungsfreiheiten für die Hersteller geplant.

Allradantrieb, 600 kW Leistung im Qualifying, bis zu 450 kW im Rennen und 700 kW Rekuperation, die zu je 50 Prozent von der Vorder- und Hinterachse kommt - bei 980 kg Gewicht. Die technischen Daten, mit denen die Formel E in ihre vierte Fahrzeuggeneration startet, wirken beeindruckend. Aus dem Stand sollen die Autos in 1,8 Sekunden Tempo 100 erreichen. Die Rundenzeiten sollen dabei im Vergleich zur elften Saison um sieben Prozent schneller werden - dem Debütjahr des Gen3-Evo-Upgrades, das bereits einen großen Sprung zur aktuellen Performance darstellt.

Wie bereits aus den Gen4-Verpflichtungen der Hersteller Nissan, Jaguar, Porsche und Lola hervorging, müssen sich Hersteller in der Ende 2026 beginnenden Gen4-Ära der Formel E erstmals für vier Saisons verpflichten, Antriebe zu liefern - nicht nur zwei. Das soll aber nicht zwingend auch das Ende der Gen4-Ära sein: Im FIA-Dokument ist ausdrücklich von einer möglichen Verlängerung der Fahrzeuggeneration bis einschließlich Saison 18 die Rede. Damit würde das Gen4-Chassis zwei weitere Jahre zum Einsatz kommen.

Erneut Update nach 2 Jahren geplant

Wie in der Vergangenheit sollen auch beim Gen4-Auto die Antriebe immer für zwei Saisons homologiert werden. Während dieser Zeit ist die Weiterentwicklung nur im Bereich der Software möglich. Die Erfahrungen aus der Gen3-Ära zeigen jedoch, dass dennoch alle Hersteller große Schritte nach vorn machen können.

Nach zwei Gen4-Jahren soll - ähnlich wie beim Gen1- und beim Gen3-Fahrzeug - die Karosserie optisch überarbeitet werden. An den technischen Daten der Boliden sind keine Anpassungen vorgesehen, mit einer Ausnahme: Eine neue Reifenmischung von Einheitslieferant Bridgestone soll rund fünf Prozent mehr Grip bieten als zuvor und die Beschleunigung aus dem Stand auf 100 km/h um weitere 0,05 Sekunden verringern. Die Regenreifen hingegen sollen unverändert bleiben.

Saison 17: Neue Batterie, mehr Leistung, mehr Grip

Anders sieht der Plan nach der vierten Gen4-Saison aus: Die FIA plant für diesen Zeitpunkt neben einer weiteren optischen Überarbeitung gleichzeitig auch den größten technischen Sprung, den es in der Formel-E-Geschichte jemals mit demselben Chassis gab.

So soll eine neue Batterie zum Einsatz kommen, die bei gleichem Gewicht eine um 20 Prozent höhere Energiedichte hat. Den Fahrer:innen stehen im Rennen somit 66 kWh nutzbare Energie zur Verfügung, im Vergleich zu 55 kWh in den vier ersten Gen4-Saisons. Die Fahrzeuge leisten dann auch im Rennen bis zu 600 kW - 150 kW mehr als in den Vorjahren.

Von 0 auf 100 in 1,65 Sekunden

Außerdem ist eine weitere Überarbeitung bei den Reifen geplant: Der Grip der Pneus soll sich erneut um zehn Prozent erhöhen, womit die Rundenzeiten im Vergleich zum Gen3 Evo aus Saison 11 um ganze elf Prozent schneller sein sollen. Den Sprint auf 100 km/h sollen die Fahrzeuge dann in 1,65 Sekunden schaffen. Hierbei soll auch der Frontmotor eine entscheidende Rolle spielen: Laut FIA-Dokument ist es möglich, dass dieser im Herstellerumfang inbegriffen ist, also zur Eigenentwicklung freigegeben werden könnte.

Bis es einmal soweit ist, werden sich die Fans jedoch noch sehr lange noch gedulden müssen: Die FIA gibt als Frist für die Registrierung interessierter Hersteller für den dritten Teil der Gen4-Ära den 31. Januar 2029 an.

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3 Kommentare

Mike ·

Überschrift = 11% schnellere Rundenzeit
Im Artikel = 7% schnellere Rundenzeit

Schaut aus als wäre die elfte Saison verwechselt worden mit 7% schnellere Rundenzeit

Antwort von Tobias Wirtz

Hallo Mike,

danke für Deinen Kommentar!

Die Aussage mit dem 11 Prozent bezieht sich auf die Saison 17, also das fünfte Jahr mit den Gen4-Boliden. Aufgrund der technischen Überarbeitung nach der vierten Gen4-Saison, unter anderem mit der Eigenentwicklung im Bereich der Frontmotoren, ist der Leistungssprung dann nochmal deutlich größer.

Viele Grüße,
Tobi

Mike ·

Danke
Jetzt nochmals gelesen. Passt.
Mea culpa.
Dachte ich habe beim ersten Lesen genau aufgepasst, scheinbar nicht.
Alles okay. Macht weiter so.

EffEll ·

Hallo Tobi,

Ich bin beim lesen darüber gestolpert: "Eine neue Reifenmischung von Einheitslieferant Bridgestone soll rund fünf Prozent mehr Grip bieten als zuvor und die Beschleunigung aus dem Stand auf 100 km/h um weitere 0,05 Sekunden verringern. Die Regenreifen hingegen sollen unverändert bleiben."
Das würde ja implizieren, dass es von Bridgestone tatsächlich einen eigenen Reifensatz für nasse Bedingungen gibt. Ist das bisher an mir vorbeigegangen oder unglücklich formuliert?
Viele Grüße

Antwort von Tobias Wirtz

Hallo EffEll,

das ist tatsächlich korrekt - beim Gen4-Fahrzeug soll zwar weiterhin ein Allwetterreifen zum Einsatz kommen, der auch bei nassen Bedingungen funktioniert. Für starken Regen gibt es hingegen eine "Typhoon"-Variante, die ähnlich wie der Full-Wet in der Formel 1 sein dürfte.

Siehe dazu auch unsere Artikel bezüglich der Gen4-Ausschreibung sowie der Vergabe für das Gen4-Fahrzeug.

Gruß, Tobi

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