50.000 Euro Geldstrafe: Porsche gesteht "prozessuale Verfahrensverstöße" beim Hersteller-Kostendeckel ein
Tobias Wirtz
Jack Morrison / Spacesuit Media
Der Automobil-Weltverband FIA hat die Überprüfung des Kostendeckels für die Hersteller der Formel E für die ersten beiden Gen3-Saisons abgeschlossen. Keiner der Hersteller hat dabei den Kostendeckel von 25 Millionen Euro überschritten. Es wurde jedoch festgestellt, dass Porsche bei seiner Dokumentation "prozessuale Verfahrensverstöße" begangen hat, für die eine Geldstrafe ausgesprochen wurde.
Mit der Einführung des Gen3-Fahrzeuges zur Saison 9 hat die FIA auch einen neuen Kostendeckel eingeführt, an den sich Teams und Hersteller zu halten haben. Teams müssen dabei jedes Jahr eine Aufstellung ihrer Ausgaben einreichen, die Hersteller jeweils für zwei Jahre. Der Hintergrund: Ein neuer Antrieb ist für zwei Saisons homologiert, nach Saison 9 durften die Hersteller erst zu Saison 11, dem Gen3 Evo, wieder einen neuen Antrieb produzieren.
Nachdem der Kostendeckel der Teams bereits 2024 erstmals überprüft wurde und hier Verstöße seitens Jaguar und Nissan festgestellt wurden, wurden 2025 erstmals die Finanzen der sechs Hersteller in der Formel E (ERT/Nio 333, Jaguar, Mahindra, Nissan, Porsche und Stellantis) unter die Lupe genommen. Dabei stellte das Gremium, die sogenannte Cost Cap Administration, fest, dass die Unterlagen von Porsche nicht korrekt eingereicht wurden. Im Gegensatz zu den beiden Teams 2024 wurde der Kostendeckel jedoch nicht überschritten.
Ausgaben in elf Bereichen falsch verbucht
Es geht unter anderem um falsch zugeordnete Ausgaben für Komponenten, Forschungs- und Entwicklungskosten für den Formel-E-Antrieb, Kosten für nicht genutzte Fahrzeugteile, outgesourcte Dienstleistungen und Software-Entwicklungskosten. Insgesamt elf verschiedene Punkte listet die FIA auf, bei denen Ausgaben nicht korrekt eingereicht wurden.
"Porsche wurde zwar ein Verfahrensverstoß nachgewiesen, jedoch erkannte die Cost Cap Administration an, dass Porsche die Kostenobergrenze für den Zweijahreszeitraum nicht überschritten hat, dass Porsche sich während des gesamten Überprüfungsprozesses kooperativ verhalten hat, dass dies die erste vollständige Überprüfung des Zweijahreszeitraums gemäß den Finanzvorschriften für Formel-E-Hersteller ist und dass keine Anhaltspunkte oder Beweise für verschärfende Umstände vorliegen", so eine offizielle Stellungnahme des Automobil-Weltverbandes.
"Unter diesen Umständen bot die Cost Cap Administration Porsche eine Vereinbarung über die Anerkennung des Verstoßes an, um diese Angelegenheit zu klären. Dieses Angebot wurde vom Hersteller angenommen", schließt die FIA-Stellungnahme.
Die Konsequenz: Porsche muss eine Geldstrafe in Höhe von 50.000 Euro an die FIA zahlen. Außerdem wurde eine weitere Strafe in Höhe von 100.000 Euro ausgesprochen, die jedoch für die nächsten vier Berichtszeiträume (also acht Jahre) ausgesetzt wurde - quasi auf Bewährung.
Porsche: "Als Konzern mit komplexen finanziellen Strukturen sind wir anfälliger für Verfahrensfehler"
Auf Anfrage von e-Formel.de teilte ein Porsche-Sprecher mit, dass der Hersteller Verfahrensfehler beim Reporting eingesteht. "Der Sachverhalt betrifft Porsche als Hersteller, nicht das werkseigene Porsche Formel-E-Team", betont Porsche jedoch ausdrücklich.
"Porsche akzeptiert die Strafzahlung und dankt der FIA für die konstruktive Aufarbeitung. Frei von jeglichem Vorsatz sind uns prozessuale Fehler unterlaufen. Wir möchten betonen, dass wir das erlaubte Budget nicht überschritten und uns somit keinen Vorteil verschafft haben", so die Stellungnahme des Herstellers.
"Die Verstöße beziehen sich auf unsere erste Berichtsperiode als Hersteller in der Formel E", so das Statement weiter. "Seitdem haben wir nicht nur bei der Technik und beim Sportlichen dazugelernt, sondern auch im Berichtswesen. Als internes Porsche-Werksprojekt sind wir Teil eines Konzerns mit komplexen finanziellen Strukturen – diese Komplexität macht uns anfälliger für Verfahrensfehler. Erkenntnisse aus der Saison 9 wurden bereits für die Folgesaison in Anpassungen umgesetzt."
Die nächste Auswertung des Kostendeckels der Formel-E-Hersteller wird voraussichtlich im Herbst 2027 veröffentlicht, dann für die beiden Gen3-Evo Saisons. Die Hersteller werden hier jedoch bereits Erfahrung mit den entsprechenden Dokumenten haben - mit Ausnahme von Lola, die 2024 als Hersteller in die Formel E eingestiegen sind.
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