Formel E

600 kW Leistung! Technische Entwicklungspläne für Gen4-Auto der Formel E enthüllt

Timo Pape

Timo Pape

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Die technischen Rahmenbedingungen für das künftige Gen4-Auto der Formel E stehen kurz vor der Fertigstellung. Wie 'The Race' berichtet, könnte es wie schon zum Entwicklungsstart des Gen3-Autos zwei unterschiedliche Konstruktionsbriefings geben. Die Zielsetzung sei, die Antriebsleistung des Elektrorennwagens auf 600 kW (816 PS) zu erhöhen, die Rekuperationsleistung auf 700 kW.

Schon bei der Ausschreibung des Gen2-Autos vor einigen Jahren war die Formel E mit zwei unterschiedlichen Rahmenbriefings an die Öffentlichkeit gegangen: eine ambitionierte Option mit hohen Leistungszielen und eine etwas konservativere. Potenzielle Hersteller wie Spark Racing Technology sollten ausloten, was technisch möglich ist, und Vorschläge zur Entwicklung einreichen.

Offenbar wird es auch für das Gen4-Auto, das ab Saison 13 (2026/27) zum Einsatz kommen soll, zwei verschiedene Briefings geben. Eine Option sieht vor, dass die (später) eingeschriebenen Formel-E-Hersteller je Auto zwei identische Antriebstränge einsetzen würden - einen an der Vorder- und einen an der Hinterachse. Sie müssten somit nur eine Homologation durchlaufen.

Eigenentwicklung für Frontmotoren eine Option

Die andere Option würde die Entwicklung zweier unterschiedlicher E-Motoren einschließen. Hersteller müssten neben ihrem Heckantrieb somit auch einen spezifischen Frontantrieb entwickeln und homologieren lassen. Die Möglichkeiten zur Differenzierung von anderen Wettbewerbern würden größer, allerdings auch die Kosten.

Dass eine Art von Allradantrieb zum Einsatz kommt, wird immer wahrscheinlicher. Gerade bei einem geplanten Leistungssprung von aktuell 350 auf 600 kW dürfte das Gen4-Auto alle vier Räder benötigen, um die Performance überhaupt in Beschleunigung umwandeln zu können. Die führenden Formel-E-Vertreter Jamie Reigle und Alberto Longo hatten erst kürzlich Einblicke in die sportlichen Möglichkeiten eines "sequenziellen" Allradantriebs gegeben.

Slick-Reifen werden wahrscheinlicher

Durch das hohe Leistungsniveau muss sich auch der Reifen weiterentwickeln. Der Einsatz von Slicks oder zumindest Rillenreifen (wie einst in der Formel 1 eingesetzt) wird damit ebenfalls immer wahrscheinlicher, da Gummis mit mehr Haftung wesentlich dazu beitragen würden, das Leistungspotenzial des Gen4-Autos voll auszuschöpfen.

So bekäme jedes Team voraussichtlich einen Reifensatz für maximale Performance und einen für wechselhafte Bedingungen zur Verfügung gestellt. Formel-E-Mitbegründer Longo hatte uns bereits im Rahmen des Berlin E-Prix gesagt, dass für ihn nichts gegen den Einsatz von Slicks spräche, sofern die nachhaltige Elektroserie bei maximal zwei Reifensätzen je Auto pro Rennwochenende bliebe.

Ciliberti: "Darum schauen wir uns verschiedene Zelltechnologien an"

Auch mit Blick auf die Rekuperationsleistung hat die Formel E einen weiteren Sprung geplant. Statt der ohnehin schon beeindruckenden Energierückgewinnung mit 600 kW Leistung beim Abbremsen des aktuellen Gen3-Autos soll die Leistungsfähigkeit beim Rekuperieren abermals um 100 kW steigen - auf dann 700 kW.

"Diese Zahlen stammen aus unserem 'Technischen Fahrplan' und reflektieren das, was wir mit Blick auf die Zelltechnologie für möglich halten", erklärt Alessandra Ciliberti, Technikchefin der Formel E, bei 'The Race'. "Natürlich müssen sie aber erst einmal validiert werden, sobald die Ausschreibung draußen ist, und wir Angebote von potenziellen Herstellern erhalten."

Wichtig sei ihr und der Formel E vor allem, dass bei maximaler Zuverlässigkeit die höchstmögliche Leistung erzielt wird. "Darum schauen wir uns verschiedene Zelltechnologien an, die uns eine erhöhte Power und Energiedichte liefern und gleichzeitig haltbar sind. Wir wollen die Sicherheit gewährleisten und gleichzeitig weiterhin die Grenzen der E-Mobilität verschieben", so Ciliberti.

Name des Gen4-Autos noch unklar

Über dem offiziellen Namen des E-Rennwagens schweben derzeit noch Fragezeichen. Möglicherweise könnte sich die Formel E von ihrer bisherigen Nomenklatur - Gen1, Gen2, Gen3 - in der vierten Fahrzeuggeneration verabschieden. Zunächst ist hinter den Kulissen jedoch weiterhin von "Gen4" die Rede.

Die offiziellen Ausschreibungen für interessierte Hersteller sollen noch in diesem Monat veröffentlicht werden. Eine Entscheidung, wer den Elektrorennwagen der Zukunft entwickeln darf, könnte schon im Oktober dieses Jahres gefällt werden.

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1 Kommentare

EffEll ·

Das sind sehr ambitionierte Leistungswerte und auch wenn Slickreifen nicht zwingend der Spannung zugute kommen, würde ich sie sehr begrüßen!
Dann würden die obligatorischen Zeitenvergleiche in Monaco mit der F1 sicher mindestens weniger deutlich ausfallen und wären auch wesentlich sinnvoller als jetzt.
Allerdings kann in Zweifel gezogen werden, ob die aktuellen Strecken mit diesen Gen4 Autos noch funktionieren. Denn dann ist der Platz vermutlich nicht ausreichend und es würde durchaus Sinn machen, auf dedizierten Grand Prix Strecken zu fahren.
Der Nürburg- und Hockenheimring würden sich sicher anbieten, auch wenn dadurch wohl die Fannähe und der Charme der jetzigen Veranstaltungsorte verloren ginge und sich das Renngeschehen dem annähern würde, was wir auch schon seit vielen Jahren bei der F1 geboten bekommen.
Aber spannend wäre diese Entwicklung meiner Meinung nach auf jeden Falle!
Ich freue mich drauf!

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