ABT-Teamchef Biermaier dementiert Vettel-Interesse, regt aber Formel-E-Gerücht um Sebastien Loeb an
Tobias Wirtz
Eine Aussage von ABT-Geschäftsführer und Formel-E-Teamchef Thomas Biermaier zum Abschied von Robin Frijns hatte beim London E-Prix hohe Wellen geschlagen. Spekulationen über eine mögliche Verpflichtung von Sebastian Vettel machten im Anschluss die Runde in zahlreichen Medien. Bei der einige Tage später erfolgten Klarstellung, dass Vettel in der Zukunftsplanung des Teams keine Rolle spiele, deutete Biermaiers Aussage dann auf einen anderen FIA-Weltmeister hin: Sebastien Loeb.
"Vielleicht geht es in die Schweiz", hatte Biermaier in London bei ProSieben äußerst öffentlichkeitswirksam gesagt. "Da gibt es ehemalige Rennfahrer, die sich viel für die Umwelt einsetzen und viel Nachhaltigkeitsarbeit betreiben. Vielleicht wird da so einer demnächst bei uns im Auto sitzen."
Eine Aussage, die von vielen als Fingerzeig auf Sebastian Vettel gedeutet wurde. Der Formel-1-Weltmeister der Jahre 2010 bis 2013 hat im vergangenen Jahr seine Formel-1-Karriere beendet und fiel insbesondere in den letzten Jahren seines Engagements in der "Königsklasse" durch Engagement im Bereich Nachhaltigkeit auf. So erwarb Vettel einen Williams-Boliden aus der Saison 1992, den er für Demo-Runden im Rahmen des Großen Preis von Großbritannien 2022 mit CO2-neutralen E-Fuels betanken ließ.
Biermaier dementierte die Vettel-Gerüchte nach dem London E-Prix jedoch: "Ich habe den Namen nie in den Mund genommen, er wurde mir in den Mund gelegt", so der ABT-Cupra-Teamchef gegenüber Motorsport.com. "Da haben andere mehr hineininterpretiert, als es am Ende wirklich war. Es gibt auch andere Fahrer in der Schweiz, die mit Nachhaltigkeit in der Extreme E und so weiter fahren."
Das hingegen ist ein ziemlich klarer Hinweis auf Sebastien Loeb: Der neunfache Rallye-Weltmeister und Extreme-E-Champion von 2022 lebt seit vielen Jahren mit seiner Familie in der Nähe des Genfersees. Erst vor wenigen Wochen saß Loeb für ABT Cupra im Cockpit, als er den verhinderten Nasser Al-Attiyah beim Island X Prix der Extreme E vertrat. Die Verbindung zum Team aus Kempten ist also durchaus vorhanden.
Keine nennenswerte Erfahrung im Formelsport
Spielt Biermaier erneut "Katz und Maus" mit den Medien? Auch wenn Loeb über einiges an Erfahrung im Rundstreckensport verfügt - der Franzose wurde 2006 Zweiter bei den 24-Stunden von Le Mans sowie 2014 und 2015 Gesamtdritter in der WTCC - ist ein Formel-E-Einsatz des Routiniers eher unwahrscheinlich.
Monoposto-Rennen hat er bislang in seiner Karriere nicht bestritten, obwohl er sich einst mit diversen Tests in Formel-1-Fahrzeugen und GP2-Rennwagen auf einen Formel-1-Einsatz bei Toro Rosso 2009 vorbereitete. Das Vorhaben scheiterte damals daran, dass ihm der Automobil-Weltverband die notwendige Superlizenz verweigerte.
Stattdessen gelten Kelvin van der Linde, der als Ersatzfahrer bereits in diesem Jahr für den verletzten Robin Frijns drei Formel-E-Rennen bestritt, sowie Adrien Tambay als potenzielle Kandidaten. Der Franzose saß zuletzt beim Rom E-Prix im ABT-Cupra-Boliden, als er das Rookie-Training bestritt. Er legte dort aufgrund von Software-Problemen bei den Mahindra-Antrieben jedoch nur eine einzige Runde zurück.
"Das sind interessante Namen", bestätigt auch Biermaier. "Tambay hat eine enge Partnerschaft und Zusammenarbeit mit Cupra. Kelvin ist Teil der ABT-Familie." Die mediale Aufmerksamkeit für sein Team wird ihm sicherlich nicht unrecht gewesen sein - vielleicht ja auch deshalb der erneute Hinweis Richtung Schweiz, den wir hiermit aufgreifen. Endgültig feststehen wird die Belegung der Cockpits spätestens im Oktober, wenn die diesjährigen Vorsaison-Testfahrten in Valencia anstehen.
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