Formel E

ABT Cupra hat Herstellerteam Mahindra bei Formel-E-Rennen in Jakarta im Griff, Merhi bleibt bei Debüt farblos

Tobias Wirtz

Tobias Wirtz

Gemischte Gefühle bei den beiden Teams mit Mahindra-Antrieben in Jakarta: Während ABT Cupra an den Aufwärtstrend der vergangenen Wochen anknüpfen und erneut Punkte holen konnte, enttäuschte Mahindra Racing ein weiteres Mal auf ganzer Linie. Auch die Pace von Debütant Roberto Merhi war nicht konkurrenzfähig, sodass der Spanier kaum auf sich aufmerksam machen konnte.

Abgesehen von der sensationellen Doppel-Pole im Regen von Berlin war das Jakarta-Qualifying am Samstag das bislang beste der Saison für Robin Frijns und Nico Müller. Der Niederländer Frijns zog als Vierter von Gruppe A die Duellphase ein. Sein Teamkollege verpasste in Gruppe B das Viertelfinale um 0,056 Sekunden und wurde Fünfter. Ein starkes Ergebnis für das Team aus Kempten, das im Gegensatz zu allen anderen Teams vorher noch nie in Jakarta gefahren war.

Von den Startplätzen 7 und 9 aus gingen die ABT-Piloten ins Rennen, wo sie sich aus allen Scharmützeln heraushielten. Frijns sicherte sich mit dem neunten Platz seine nächsten WM-Punkte, während Müller mit Platz 11 denkbar knapp an den Top 10 vorbeischrammte.

Am Sonntag lief es im Qualifying nicht so gut für das Mahindra-Kundenteam, sodass Müller und Frijns nur die Startplätze 17 und 22 erreichten. Im Rennen arbeiteten sich beide gut nach vorn, die Punkteränge blieben jedoch außer Reichweite. Am Ende standen die Plätze 12 und 13 für ABT Cupra zu Buche.

Frijns: "Kleine Schritte nach vorn gemacht"

"Das waren zwei physisch sehr harte Rennen, bei denen wir an unsere körperlichen Grenzen gehen mussten", beschreibt Frijns. "Wir haben auch hier in Jakarta kleine Schritte nach vorn gemacht, auch wenn man sie in den Ergebnissen kaum sehen kann. Wir bewegen uns in die richtige Richtung und werden im letzten Saisondrittel nicht nachlassen."

Müller kommentiert: "Mein erstes Wochenende mit der Formel E in Jakarta war heiß, sportlich und körperlich eine echte Herausforderung. Aber auch ein tolles Erlebnis - vor allem mit diesen enthusiastischen Fans."

"Samstag habe ich es fast in die Duellphase des Zeittrainings geschafft und hätte mit einer etwas clevereren Strategie vielleicht auch Punkte im Rennen holen können", so der Schweizer weiter. "Sonntag sind wir auf den harten Boden der Realität zurückgekehrt und deutlich daran erinnert worden, dass wir uns mit dem aktuellen Paket jeden einzelnen Zähler hart erkämpfen müssen."

Biermaier: "Im Rennen aus eigener Kraft gepunktet"

"Samstag haben wir (...) im Rennen aus eigener Kraft gepunktet - das war stark", freut sich Teamchef Thomas Biermaier. "Aber damit uns so etwas gelingt, braucht es eine perfekte Runde im Zeittraining und auch sonst einen perfekten Tag, den wir am Sonntag nicht wiederholen konnten. Die Realität ist, dass noch viel Arbeit vor uns liegt, bis wir beständig im Mittelfeld mitkämpfen können."

Ob ABT Cupra auch in den USA punkten kann, bleibt also abzuwarten. Am 24. Juni reist die Formel E erstmals nach Oregon. Frijns erhofft sich genau deshalb einen Vorteil: "Portland ist für alle Teams und Fahrer völliges Neuland, da starten wir alle mit einem weißen Blatt Papier", so der 31-Jährige.

Unauffälliges Debüt für Roberto Merhi

Mahindra reiste infolge des Abgangs von Oliver Rowland mit einem neuen Piloten nach Indonesien: Roberto Merhi gab sein Renndebüt bei den Indern, nachdem er den M9Electro bereits einen halben Tag lang bei den Rookie-Testfahrten in Berlin-Tempelhof bewegen durften.

Das Qualifying beim Mahindra-Werksteam war hingegen das genaue Gegenteil des Kundenteams: Lucas di Grassi und Roberto Merhi belegten jeweils den letzten Platz in ihrer Qualifying-Gruppe, sodass sie das Rennen von den Startpositionen 21 und 22 aufnahmen.

Während di Grassi im Rennen einige Positionen gutmachen konnte und die Ziellinie als 14. überquerte, wurde Merhi 18. Hinter ihm kamen lediglich Piloten ins Ziel, die aufgrund von Schäden am Fahrzeug einen Boxenstopp einlegen mussten.

Am Sonntag lief es nicht besser für die beiden Piloten: Von den Startplätzen 19 und 21 kommend, beendeten di Grassi und Merhi das Rennen auf Platz 14 und 17. Di Grassi geriet dabei mit dem zweiten Debütanten im Feld, Andretti-Pilot David Beckmann, aneinander. Der junge Deutsche prallte in der Folge gegen die Streckenbegrenzung, sodass sein Rennen beendet war. Die Rennkommissare beurteilten die Szene als Rennunfall und sprachen keine Strafe aus.

Wochenende für di Grassi "sehr frustrierend"

"Es war kein gutes Wochenende", erklärt Lucas di Grassi. "Wir haben alles versucht und Tag und Nacht hart gearbeitet, um ein paar Punkte zu holen. Aber leider haben wir nicht das gefunden, was wir brauchten, um ganz nach vorn zu kommen. Es ist sehr frustrierend. Wir müssen nach Hause zurückkehren und die Daten analysieren, um zu verstehen, was wir für das nächste Rennen tun müssen."

"Ich fand beide Rennen an sich eigentlich ganz in Ordnung", so der Brasilianer weiter. "Ich habe hart gepusht, keine großen Fehler gemacht und einige Autos überholt. Aber wenn man so weit hinten startet, hat man es immer schwer, signifikante Fortschritte zu machen."

Debütant Merhi empfand es als "schwierig, mitten in der Saison in ein Rennen zu starten, weil jeder schon ein gewisses Niveau hat". Er erklärt: "Ich hatte viel aufzuholen, als ich ohne Erfahrung und ohne Tests hierher kam. Es war jedoch ein gutes Wochenende mit Mahindra, die mir wirklich geholfen haben, mit der Meisterschaft und dem Auto zurechtzukommen. Ich habe mich von Samstag auf Sonntag stark verbessert. Mein Qualifying war schon viel besser. Ich kann sehen, dass das Team die Dinge vorantreibt."

Bertrand: "Jahr des Lernens & des Wiederaufbaus"

"Natürlich hätten wir uns mehr erhofft", sagt Teamchef Frederic Bertrand. "Aber wir wissen jetzt, dass diese Saison eher ein Jahr des Lernens und des Wiederaufbaus wird. Lucas hat in beiden Rennen einen großartigen Job gemacht und mehrere Plätze gutgemacht, und Roberto hat sich mit jeder Session mehr und mehr an das Team und das Auto gewöhnt. Es war das erste Mal, dass er ein Auto dieser Art (im Rennen) gefahren ist, und ich denke, er kam sehr gut damit zurecht."

"Natürlich haben wir noch eine Menge Arbeit vor uns", so der Franzose weiter. "Es wird gegen Ende der Saison nicht einfacher, was die Ergebnisse angeht. Aber zum Glück hat unser Team einen guten Kampfgeist. Wir werden nicht aufgeben. Wir haben die Unterstützung unserer Partner und vor allem des gesamten Mahindra-Konzerns, um die notwendigen Änderungen vorzunehmen und Mahindra Racing wieder an die Spitze der Formel E zu bringen."

Zurück

0 Kommentare

Einen Kommentar schreiben

Bitte addieren Sie 4 und 7.