Formel E

Adelaide macht weiter Werbung für erstes Formel-E-Rennen

Timo Pape

Timo Pape

Die Stadtoberen der traditionell motorsportfreundlichen australischen Großstadt Adelaide machen sich weiter stark für das erste Formel E-Rennen in Down Under. Die Hauptstadt des Bundestaates Südaustralien richtete zwischen 1985 und 1995 bereits auf einem stadtnahen Parkkurs Formel-1-Grands-Prix aus – hier holte Michael Schumacher nach einer kontroversen Kollision mit Erzrivale Damon Hill seinen ersten WM-Titel. Seit 1999 findet auf einer von 3,78 auf auf 3,21 Kilometer verkürzten Strecke das "Clipsal 500" statt, alljährlicher Auftakt zur australischen Super V8-Tourenwagenmeisterschaft.

Doch nun setzt Adelaide, das sich das Ziel einer "carbon neutral city" gesetzt hat, zusätzlich auf die erste rein elektrisch betriebene Monoposto-Serie der Welt. Ein Formel-E-Rennen würde laut Bürgermeister Martin Haese "gut zu Südaustralien passen. Ich sehe aufregende Perspektiven und werde das Thema nun zeitnah mit Premierminister Jay Weatherill besprechen", kündigt der OB gegenüber 'indaily.com.au' an.

Haese sieht die Formel E "im Aufwind und als Beschleuniger von Technologien für alltagstaugliche Fahrzeuge". Auch aus der Formel 1 seien in der Vergangenheit Innovationen in die Serie geflossen – "und man kann erkennen, dass es in der Formel E genauso sein wird."

Formel-E-Promoter Alejandro Agag hat sein Interesse an einem Australien-Rennen stets betont und würde das Datum dafür idealerweise im Anschluss an die Rennen in Asien legen. Sprich: Hong Kong und Singapur - nach aktuellem Kalenderentwurf. Inneraustralisch droht Adelaide noch Konkurrenz durch Sydney, darüber hinaus bewirbt sich offenbar auch die thailändische Hauptstadt Bangkok um ein Formel-E-Rennen.

Valdis Dunis, Hightech-Unternehmer aus Adelaide und einer der frühesten Werber für ein Zero-Emission-Autorennen in seiner Stadt, betont noch einmal den Reiz eines Formel-E-Rennens: "Das tolle an den E-Rennwagen ist ihre irre Beschleunigung. Daher fährt die Serie am liebsten auf Strecken mit scharfen Kurven und kurzen Geraden. Und das könnten wir in Adelaide perfekt bieten. Wenn die Stadt wirklich smart, grün, innovativ und kreativ sein will, passt die Formel E genau ins Bild einer kohlenstoff-neutralen Metropole. Auch das extrem niedrige Geräuschniveau eines Formel-E-Starterfeldes und die geringeren Kosten sprächen für diese neue Form des Motorsports.

Kommentar des Autors

Ein Formel-E-Rennen würde nicht nur gut zum hehren Ziel von Adelaide passen, sich als smarte und nachhaltige Metropole Südaustraliens zu präsentieren. Letztendlich wäre es ein umweltpolitischer Fingerzeig für den ganzen Subkontinent, der seine Energie noch immer zu 75 Prozent aus Steinkohle erzeugt. Dabei könnte sich Australien mit seinen langen Küsten, den riesigen Flächen im menschenleeren Outback und dem zugleich hohen Anteil an Sonnenstunden mühelos über erneuerbare Energien versorgen. Die Sonne scheint in einigen Landesteilen im Jahresschnitt doppelt so viel wie in Deutschland, bei Hitzewellen steigen die Temperaturen in Megacities wie Sydney oder Melbourne auf über 40 Grad. Die Küste ist etwa 15-mal länger als in Deutschland, was bedeutet: 15-mal mehr Platz für Offshore-Windräder.

Doch trotz dieser idealen Voraussetzungen für grüne Energien vollführte der 2014 neu gewählte konservative Premierminister Tony Abbott in Sachen Klimaschutz eine 180-Grad-Rolle rückwärts. So ließ er zum Beispiel die seit 2012 geltende Steuer auf CO2-Emissionen abschaffen. Er hält sie für "Sozialismus im Gewand des Umweltschutzes". Ähnlich wie Donald Trump hielt der 2015 in einer parteiinternen Kampfabstimmung durch seinen Parteikollegen Malcolm Turnbull abgelöste Abbot Studien zum Klimawandel für "absoluten Mist" und eine "wissenschaftliche Wahnvorstellung". Die Grünen-Chefin Christine Milne bezeichnet ihn denn auch als "Mann des vergangenen Jahrhunderts".

So gehört Australien unverändert zu den Ländern mit dem höchsten Pro-Kopf-Ausstoß an CO2. Der von den Aussies kräftig mitverursachte Treibhauseffekt hat schon dazu geführt, dass laut jüngsten Meldungen rund ein Drittel des weltbekannten Great Barrier Reefs wohl schon irreparabel zerstört worden ist. Folge eines immer wärmeren und saureren Meerwassers.

Ob der insgesamt für ein liberaleres und weltoffeneres Australien stehende neue Premier etwas am umweltfeindlichen Kurs seines Vorgängers ändern wird, ist fraglich. Auf den Kopf stellen wird er ihn jedenfalls nicht. Im Gegenteil plant Australien nun den Einstieg in die bislang nicht beachtete Atomenergie und erwägt in diesem Zuge sogar den Bau eines schnellen Brüters. Wie er in den 1980er-Jahren bei uns in Kalkar dank massiver Proteste der Anti-AKW-Bewegung scheiterte.

Egal, wie nun der Klimakurs des neuen Premiers aussieht: Ein ePrix von Rennwagen ohne zumindest lokale Emissionen wäre beste Anti-Propaganda gegen die verqueren Vorstellungen australischer Klimawandel-Leugner. Aber auch nur, wenn es Adelaide schafft, bis zum wohl erst in der vierten Saison realisierenden Rennen den "Saft" für die Formel E aus Erneuerbaren Energien aufzubereiten. Erst dann wäre der erste ePrix in Down Under wirklich ein Hit. Denn das genügend Fans kommen - dafür dürfte die rennsportverrückte Metropole Adelaide schon von ganz allein sorgen...

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