Formel E

Afrika-Rennen in Gefahr - Formel E plant alternativ mit weiterem "Double-Header"

Tobias Wirtz

Tobias Wirtz

Nach der pandemiebedingten Absage des Kapstadt E-Prix für das Frühjahr 2022 gibt es für die Formel E laut Mitbegründer Alberto Longo zwei Optionen: entweder ein Rennen im "ungeliebten" Marrakesch oder die Aufwertung eines anderen Rennens zum "Double-Header". Letztere Lösung wird immer wahrscheinlicher.

Bereits im Oktober dieses Jahres bestätigte der Weltmotorsportrat (WMSC) des Automobilverbandes FIA die Verlegung des einst für Februar geplanten ersten Kapstadt E-Prix auf das Jahr 2023. Anstelle des Rennens in Südafrika solle ein Rennen mit einem noch zu benennenden Austragungsort Anfang März stattfinden, hieß es damals.

Im Rahmen der Vorsaison-Testfahrten in Valencia gab der stellvertretende Formel-E-CEO, Alberto Longo, einen Einblick, wie die Serie trotz der Kapstadt-Absage noch 16 Rennen organisieren könne. "Der Slot von Kapstadt ist weiterhin offen, aber es steht fest, dass das Rennen dort nicht stattfinden kann", beschreibt der Spanier in einem Interview mit der Sportzeitschrift 'Marca'. "Es gibt einen Alternativort, aber der liegt auf demselben Kontinent und deshalb wird schwierig sein."

Auch wenn Longo den Namen der Stadt nicht explizit nennt, ist klar, dass hierfür ausschließlich Marrakesch in Frage kommt. Die marokkanische Königsstadt hat die benötigte Infrastruktur, da mit dem Circuit International Automobile Moulay el Hassan ein semi-permanenter Rennkurs in der Stadt vorhanden ist. Hier hat die Formel E zwischen 2016 und 2020 bereits vier Rennen ausgetragen - die bis dato einzigen Veranstaltungen der Rennserie auf dem afrikanischen Kontinent.

Longo: "Lieber kein Rennen" als permanente Rennstrecke

Da die Marrakesch-Strecke jedoch außerhalb der eigentlichen Stadt liegt und keineswegs ein echter Straßenkurs ist, passt sie den Formel-E-Verantwortlichen nur mäßig ins Konzept. Allerdings ist ein Rennen in Marrakesch verhältnismäßig einfach zu organisieren und kostengünstig. In Stein gemeißelt sei die Verlegung nach Marokko trotzdem nicht, gibt Longo zu: "Es ist noch nicht endgültig. Wir haben bis zum 9. Dezember Zeit, um den Ort bekannt zu geben."

Einer erneuten Rückkehr auf eine permanente Rennstrecke wie in Puebla oder Valencia erteilt er indes eine Absage: "Letztes Jahr waren die permanenten Rennkurse unser Plan B, der aktiviert wurde. Aber das funktionierte nicht. Wir haben es evaluiert und würden lieber kein Rennen veranstalten, als auf eine Strecke zu gehen, die sich nicht in der Formel-E-DNA widerspiegelt."

Für den immer wahrscheinlicheren Fall, dass die Pandemie auch noch dem Marokko-Rennen einen Strich durch die Rechnung macht, hat Longo schon eine Alternative parat: "Wenn diese Option wegen COVID nicht möglich ist, sind wir immer noch verpflichtet, 16 Rennen zu veranstalten. Der Unterschied wird dann sein, dass wir es in zehn Städten statt in elf Städten machen - mit einem zusätzlichen 'Double-Header'."

Zusätzlicher "Double-Header" in Berlin oder Rom?

Welcher Austragungsort in diesem Fall zwei Rennen veranstalten dürfte, ist aktuell noch unklar. Da sowohl der Saisonauftakt in Diriyya als auch die letzten drei E-Prix der Saison in New York City, London und Seoul bereits als "Double-Header" geplant sind, sind die verbleibenden Optionen überschaubar. Besonders im Hinblick auf die Tatsache, dass auch das angekündigte Rennen in China keineswegs sicher ist, und daraufhin womöglich ein weiteres Rennen zum "Double-Header" aufgewertet werden müsste.

Monaco kann aus logistischen Gründen ausgeschlossen werden - immerhin war der Monaco E-Prix selbst im "Corona-Rennkalender" 2021 die einzige Veranstaltung, die nicht als "Double-Header" stattfand. Am realistischsten erscheint es, 2022 zwei Rennen in Rom oder Berlin auszutragen. Beide Städte waren in diesem Jahr bereits Schauplatz zweier Läufe der Elektrorennserie.

Insbesondere Berlin hätte bekanntlich seine Vorzüge: Die Strecke auf dem ehemaligen Vorfeld des Tempelhofer Flughafens hat keine unmittelbaren Anwohner, die Belästigungen durch einen späteren Abbau der Strecke in Kauf nehmen müssten. Zudem hat die Formel E bereits in diesem Jahr bewiesen, dass sie zwei verschiedene Streckenkonfigurationen am selben Wochenende verwenden kann: Samstag wurde die reguläre Strecke befahren, Sonntag in entgegengesetzter Richtung.

Die endgültige Entscheidung über den Rennkalender 2022 wird aller Voraussicht nach im Rahmen des nächsten Treffens des WMSC am 15. Dezember in Paris fallen.

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