Aguri-Beben: Ma ersetzt Duran, Suzuki tritt ab, Übernahme durch chinesischen Investor?
Tobias Bluhm
Der chinesische Rennfahrer Qinghua Ma soll ab dem kommenden Rennen am Samstag in Paris fürs Team Aguri ins Lenkrad greifen. Das bestätigte das Team am Mittwochnachmittag. Ma erhält einen Vertrag für die verbleibenden fünf Rennen der laufenden Formel-E-Saison und wird den Mexikaner Salvador Duran, der seit dem Buenos Aires ePrix für Aguri fuhr, ersetzen. Darüber hinaus deutet sich ein strukturelles Beben beim japanischen Rennstall an.
Der 28-jährige Shootingstar Ma wird mit der Startnummer 77 an den Start gehen. "Für das Team Aguri zu fahren ist eine großartige Gelegenheit für mich. Ich freue mich sehr, in der Formel E zu fahren - einer Serie, die die besten Fahrer aus der ganzen Welt angelockt hat", sagt Ma. "Ich freue mich darauf, wieder im Formelauto zu fahren und die besonderen Anforderungen der Formel E in Sachen Handling und Energiemanagement zu meistern."
Ma fuhr bis zuletzt in der Tourenwagenweltmeisterschaft WTCC, in welcher er als bisher einziger Chinese zwei Rennen gewinnen konnte. In der Formel 1 fungierte Ma für die ehemaligen Teams HRT und Caterham als Testfahrer. Erst am vergangenen Montag händigte ihm die FIA seine benötigte E-Lizenz aus.
Ma ist der dritte und letzte Fahrer für diese Saison, der das Auto mit der 77 bewegen darf. Nachdem Duran nach nur drei Saisonrennen den Boliden des Franzosen Nathanael Berthon übernahm, seinen Platz nun aber ebenfalls nach drei Läufen abgeben muss, sind keine weiteren Fahrerwechsel mehr erlaubt. Ein Comeback von Duran ist nicht zu erwarten, auch wenn Aguri-Stammfahrer Antonio Felix da Costa bei den Rennen in Berlin in Moskau ausfallen wird. Für Felix da Costa, der an besagten Wochenenden in der DTM startet, wird eine Ausnahmeregelung von der FIA erwartet.
Schon im vergangenen Dezember berichteten wir über die Formel-E-Ambitionen des chinesischen Piloten Ma. Vor der aktuellen Saison bewarb sich der Mann aus Shanghai offensichtlich beim DS Virgin um einen Platz. Seine Citroen-Beziehungen aus der WTCC halfen ihm dabei allerdings nicht: Letztendlich wurde der Franzose Jean-Eric Vergne unter Vertrag genommen.
Gespräche über Teamübernahme aus China
Im Zusammenhang mit dem Vertrag von Ma könnte zudem ein neuer Investor aus China stehen. Wie 'Motorsport.com' berichtet, scheint ein Ableger des chinesischen Kapitalkonzerns Chinese Media Capital (CMC) interessiert zu sein, das Aguri-Team aufzukaufen.
CMC gehört zu den weltweit führenden Privat- und Risikokapitalgesellschaften. Der Konzern machte bereits im letzten Herbst Schlagzeilen, als bekannt wurde, dass die Firma umgerechnet rund sieben Milliarden Euro aufbringen wolle, um die Formel 1 aufzukaufen.
Die Gespräche zwischen Aguri und der CMC-Tochter SECA Worldwide dauern angeblich noch an und sollen in den Tagen nach dem Paris ePrix abgeschlossen werden. Der neue Aguri-Fahrer Ma ist seit einigen Jahren selbst Klient bei SECA. Eine Teamübernahme aus China würde zudem aller Voraussicht nach eine Namensänderung des Teams bedeuten.
Teamgründer Aguri Suzuki geht, kommt mit Renault-Power auch Nissan?
Schon zum Saisonbeginn wechselten viele Aguri-Teammitarbeiter zum Konkurrenten NextEV. Darunter befinden sich namhafte Persönlichkeiten wie der damalige Technische Direktor Gerry Hughes, der bei NextEV nun Chefingenieur ist. Demnächst wird sich ein weiterer großer Name vom Team verabschieden: der Teamgründer Aguri Suzuki. Der Japaner, der eine fundamentale Rolle im Teamaufbau spielte, will das Team noch vor Saisonende verlassen.
Der Abgang des 55-Jährigen hat zur Folge, dass das Team künftig nicht mehr unter japanischer sondern unter britischer Flagge antreten wird. "Wir kommen nun in eine neue Phase für das Team", kommentiert ein Sprecher des Teams die Geschehnisse. "Wir sind in fortgeschrittenen Diskussionen mit Investoren, können zurzeit aber leider keine weiteren Aussagen treffen."
Außerdem scheint man sich mit Renault auf eine Zusammenarbeit in der dritten Formel-E-Saison geeinigt zu haben. Die Vereinbarung soll bereits gegen Ende des letzten Monats getroffen worden, aber noch nicht final durch sein. In den folgenden Monaten sollen die letzten Einzelheiten des Deals geklärt und der Öffentlichkeit vorgestellt werden. Laut Medienberichten könnte dann auch Nissan, einer der größten Partner von Renault, eine Führungsrolle im Aguri-Team übernehmen.
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