Formel E

"Akzeptiert, dass der Fahrertitel weg ist" - Porsche überholt dank Doppelpodium Nissan und verlagert Fokus auf andere WM-Titel

Timo Pape

Timo Pape

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Nach einem katastrophalen Samstagsrennen erhob sich Porsche am Sonntag mit Bravour und holte im Regen von Shanghai zwei Podiumsplätze dank Pascal Wehrlein und Antonio Felix da Costa. Damit zog Porsche in der Teamwertung wieder an Nissan vorbei. Der Fokus in der WM hat sich indes verschoben, wie die beiden Piloten nach dem Rennen verrieten.

In der nassen Qualifikation hatte Porsche ein gutes Setup für den Regen gefunden, sodass sich Felix da Costa und Wehrlein für die Startplätze 2 und 3 qualifizierten. Nach einigen Rennrunden hinter dem Safety-Car versuchte Porsche durch eine Platztausch-Teamorder, Wehrlein mit einem längeren Attack-Mode auf den führenden Nick Cassidy loszulassen. Er kam jedoch nicht am Jaguar-Fahrer vorbei, der sich keine Fehler leistete.

Die Abstände vergrößerten sich in den kommenden Runden. "Ich habe alles versucht", sagt Wehrlein. "Es gab in der Anfangsphase einen Moment, als der Abstand recht klein war, und ich versucht habe, die Lücke zu schließen. Aber ich bin (von der Strecke) abgekommen. Wenn ich wirklich großes Risiko eingegangen wäre, hätte ich wohl dranbleiben können, aber auch nicht wirklich näher heranfahren. Daher habe ich schon recht früh im Rennen akzeptiert, dass Nick und sein Team heute einfach schneller waren."

Für Verwunderung sorgte zu Beginn, dass beide Porsche-Fahrer während der Runden hinter dem Safety-Car deutlich mehr Energie verbraucht hatten als Cassidy und fast alle anderen. Auf das Thema angesprochen, hielten sich Wehrlein und Felix da Costa während der Pressekonferenz nach dem Rennen bedeckt. Sieger Cassidy meinte jedoch: "Ich habe schon mit Antonio gescherzt, dass vermutlich jeder Ingenieur im Paddock eine andere Theorie dazu haben wird. Jetzt werden sie sich das alle anschauen und denken: Was zum Teufel?!"

Reifenprobleme am Samstag: "Definitiv etwas, das wir verstehen müssen"

Am Vortag noch punktlos, am Sonntag mit satter Punkte-Ausbeute: Während im Nassen vieles zusammenkam, hatte Porsche am ersten Renntag des Shanghai E-Prix vor allem mit den Reifen zu kämpfen, wie Wehrlein nach dem Samstagslauf erklärte. "(Es gibt) sehr viel Graining und Pick-up - der Reifen fliegt auseinander und löst sich auf. Wir wussten, dass die Strecke sehr aggressiv zu den Reifen ist, aber das ist für alle das Gleiche. Es ist schwierig zu verstehen, warum unsere Pace an diesem Wochenende speziell auf gebrauchten Reifen schon nach wenigen Runden so stark nachlässt."

"Im ersten Training mit einem neuen Satz sind wir stark unterwegs gewesen, im zweiten dann auf dem gebrauchten Satz waren wir fast Letzter", beschreibt der Weltmeister weiter. "Dann machen wir im Qualifying einen neuen Satz drauf, stehen fast auf Pole-Position, und im Rennen mit gebrauchtem Satz sind wir nur nach hinten geflogen. Da gibt es auf jeden Fall Verbesserungspotenzial. Es gibt da definitiv etwas, das wir verstehen und besser machen müssen."

Fahrertitel futsch: "Hätten schon ein großes Wunder gebraucht"

Im Nassen spielten die Reifen offenbar keine Rolle mehr. Während Nissan zum zweiten Mal in dieser Saison leer ausging, holte Porsche am Sonntag - auch dank Wehrleins schnellster Rennrunde - insgesamt 34 WM-Punkte. Damit zog das Werksteam in der Teammeisterschaft wieder an Nissan vorbei und führt fünf Rennen vor dem Saisonende mit einem Zähler Vorsprung. Bei den Herstellern hat Nissan aktuell noch die Nase vorn. Hier liegen nun alle Hoffnungen.

Nach der Porsche-Nullnummer am Samstag hat das Team die Verteidigung des Fahrertitels hingegen endgültig abgeschrieben. "Um ehrlich zu sein, hat sich unser Fokus auf die Team- und Herstellermeisterschaft verlagert", gibt Wehrlein zu. "Schon vor Shanghai mussten wir akzeptieren, dass der Rückstand zu groß ist. Wir hätten schon ein großes Wunder gebraucht, um noch eine Chance zu bekommen. Aber ohne jeden Punkt gestern wird es einfach immer unrealistischer." 68 Punkte fehlen dem WM-Zweiten Wehrlein aktuell auf Oliver Rowland.

Während der noch amtierende Weltmeister von einem "harten Kampf" um die beiden anderen WM-Titel bis ganz zuletzt spricht, bestätigt auch Teamkollege Felix da Costa: "Da setzten wir jetzt alles dran. Es ist immer schwer zu akzeptieren, wenn der Fahrertitel weg ist - vor allem, wenn du vor einem Monat in Miami fast wieder in Führung gehen kannst. Die Dinge ändern sich schnell in dieser Meisterschaft. Wir müssen das akzeptieren und werden versuchen, die Motivation zu finden, um weiter das Maximum rauszuholen."

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