Alberto Longo exklusiv: "Müssen Formel-E-Kalender bis 2030 definitiv 4 bis 6 neue Städte hinzufügen"
Tobias Wirtz

Adam Pigott / Spacesuit Media
Nach vier Saisons mit je 16 Rennen werden in der kommenden Saison nach den aktuellen Planungen erstmals in der Geschichte der Formel E 18 Rennen ausgetragen. Das soll jedoch nicht das Ende der Fahnenstange, sondern nur der Auftakt für weitere Vergrößerungen des Rennkalenders sein. Aus geografischer Sicht hat die Rennserie dabei insbesondere drei Schlüsselmärkte im Blick. Auch die Präsenz in Europa soll wieder auf mehr Städte ausgedehnt werden.
Bern, Misano, Paris, Rom, Valencia, Zürich - die Liste der Städte, in denen die Formel E in Europa Rennen austrug, aber später den Rücken kehrte, ist lang. Die Gründe für diese Entwicklung könnten jedoch unterschiedlicher kaum sein. Am schwersten für die meisten Piloten wiegt dabei der Verlust der italienischen Hauptstadt, denn die Strecke war bei allen Fahrern sehr beliebt.
"Rom war eine fantastische Strecke, aber sie hat auch einige Einschränkungen, da es dort einige Kurven gab, die in Bezug auf die Sicherheit grenzwertig waren", beschreibt Formel-E-Mitgründer und Chief Championship Officer Alberto Longo im Gespräch mit e-Formel.de. Er spielt damit auf den schweren Unfall an, bei dem Edoardo Mortara mit Sam Bird kollidierte, nachdem sich dieser gedreht hatte und auf der Strecke zum Stehen gekommen war - mitten auf der Ideallinie und quer zur Fahrtrichtung. Glücklicherweise ging die Kollision bei hoher Geschwindigkeit für alle Beteiligten glimpflich aus, kein Fahrer wurde dabei schwer verletzt.
"Wir haben Gespräche mit der Stadt und den Verantwortlichen aufgenommen, um uns dabei zu helfen, eine breitere Strecke zu entwickeln", erklärt Longo weiter. "Leider gab es keine Möglichkeit, das zu tun. Der Grund dafür ist, dass man in Rom jedes Mal, wenn man ein 30 Zentimeter tiefes Loch gräbt, Angst haben muss, dass sich darunter etwas befindet, das seit 800 oder sogar 2000 Jahren dort liegt. Dann werden die Arbeiten für die nächsten zehn Jahre gestoppt."
"Werden auf jeden Fall nach Italien zurückkommen"
"Man gräbt und weiß nicht, wann man mit den Arbeiten fertig sein wird", sieht er mögliche archäologische Funde als größtes Hindernis für die notwendigen Anpassungen und den wahren Grund dafür, dass Rom nicht mehr Teil des Rennkalenders ist. "Man hat uns gesagt, dass sie uns davon abraten würde, mit diesen Arbeiten fortzufahren. Also haben wir beschlossen, das Rennen zu stoppen."
"Italien ist definitiv ein wichtiger Markt für uns", bekräftigt Longo. Rom sei dabei jedoch nicht die einzige Option für die Rennserie. "Ich würde gerne in der Nähe des Kolosseums fahren, aber es gibt auch andere tolle Städte in Italien. Ich weiß noch nicht, ob es nächstes Jahr oder erst in ein paar Jahren sein wird, aber wir werden auf jeden Fall zurückkommen."
Auch wenn es keine konkreten Pläne für eine Rückkehr nach Italien gibt, sieht Longo jedoch kein "Ausbluten" Europas im Rennkalender. Madrid kommt in der kommenden Saison als Austragungsort eines E-Prix hinzu. Erst zum zweiten Mal in der Formel-E-Geschichte wird somit ein Rennen in Longos Heimatland Spanien stattfinden. Longo will jedoch auch in Europa noch weitere Städte hinzufügen.
"Mindestens je ein weiteres Rennen in China, USA & Europa"
"Wir haben nächstes Jahr vier Rennen in Europa, genauer gesagt vier Städte, und in den meisten davon fahren wir 'Double-Header'", beschreibt er. "Wir bestreiten also definitiv einen großen Teil des Kalenders in Europa und wollen hier weiter wachsen. (Das Ziel ist) mindestens ein weiteres Rennen in Europa. Aber wir sind eine globale Meisterschaft. Deshalb müssen wir auch in den USA, sowie in China und in Asien weiter wachsen. Das sind die drei wichtigsten Märkte für uns: China, die USA und Europa. Hoffentlich werden wir in jedem dieser Märkte um mindestens ein weiteres Rennen wachsen."
"Wir haben ein sehr klares Ziel für 2030, nämlich 22 bis 24 Rennen an 16 bis 18 verschiedenen Orten zu fahren", ergänzt er. "Das ist unser Plan. Wir müssen definitiv vier bis sechs neue Austragungsorte hinzufügen, davon mindestens einen in China, einen in den USA, einen in Europa und die übrigen im Rest der Welt. Das wäre der ideale Kalender für die Formel E im Jahr 2030."
Zuvor muss jedoch zunächst der Rennkalender für die Saison 2025/26 finalisiert werden. Für die beiden geplanten Rennen am 30. Mai sowie am 20. Juni 2026 steht der Austragungsort bislang noch nicht offiziell fest. Es ist jedoch davon auszugehen, dass die Formel E auch im kommenden Jahr in Jakarta fahren wird. Zusätzlich soll Sanya auf der chinesischen Insel Hainan nach 2019 in den Rennkalender zurückkehren. Wir erwarten die offizielle Bekanntgabe nach dem Treffen des Motorsport-Weltrates am 16. Oktober.
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