Formel E

Alex Lynn beschert Mahindra 1. Formel-E-Sieg seit 2,5 Jahren: "Bin einfach völlig überwältigt"

Timo Pape

Timo Pape

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Durch seinen Heimerfolg beim Sonntagsrennen in London bescherte Alex Lynn seinem Rennstall Mahindra Racing den ersten Formel-E-Sieg seit Anfang 2019 und krönte sich im 39. Anlauf selbst erstmals zum E-Prix-Sieger. Nach dem Rennen zeigte sich der Brite entsprechend emotional - und dürfte seine Zukunftschancen in der Elektroserie verbessert haben.

"Es ist wirklich schwer, das in Worte zu fassen, wenn ich ehrlich bin", erklärte Lynn kurz nach Rennschluss. "Ich bin einfach völlig überwältig, ein Rennen gewonnen zu haben. Gestern habe ich meine ersten Führungsrunden in der Formel E gesammelt und jetzt habe ich es geschafft zu gewinnen, was einfach verrückt ist."

Lynn gab sein Seriendebüt bereits in Saison 3 beim New York E-Prix 2017. Anschließend erhielt er ein Stammcockpit bei Virgin, konnte aber kaum überzeugen. In Saison 5 sprang er mitten in der Saison für Nelson Piquet jr. bei Jaguar ein, wurde nach dem Finale trotz ordentlicher Leistungen jedoch nicht mehr für Saison 6 berücksichtigt. Nach dem überraschenden Abgang von Pascal Wehrlein zu Porsche übernahm Lynn Mitte 2020 bei Mahindra das zweite Steuer und verdiente sich mit guten Leistungen beim Sechsfachfinale in Berlin ein Stammcockpit für Saison 7 bei den Indern.

Lynn: "Es waren ein paar quälende Jahre…"

"Nach vier Jahren, in denen du immer mal wieder in der Formel E fährst und dann wieder nicht, träumst du davon, einmal vielleicht in die Situation zu kommen, ein Rennen gewinnen zu können", schildert Lynn. "Es waren ein paar quälende Jahre, meine Formel-E-Karriere war ja schon recht… interessant. Ich wusste immer, dass ich auf eine Runde schnell sein kann, habe es aber nie geschafft, im Rennen alles zusammenzubringen. Jetzt weiß ich, wie man Formel E fährt." Seinen London-Sieg ordnet er in seiner Motorsportkarriere "ganz weit oben" ein.

Für Mahindra war es der erste Formel-E-Sieg seit rund 2,5 Jahren: Am 12. Januar 2019 fuhr Jerome d'Ambrosio - inzwischen im Teammanagement von Venturi - letztmalig als Erster über die Ziellinie. Die Freude bei Teamchef Dilbagh Gill war dementsprechend groß: Kurz nach Rennschluss hob er Formel-E-Mitbegründer Alberto Longo vor Freude hoch, beide stürzten, standen aber gleich wieder lachend auf. Bei der Siegerehrung hisste das Team stolz mehrere indische Flaggen.

Gute Attack-Mode-Strategie: "Waren einfach zur rechten Zeit am rechten Ort"

Lynn hatte seine Pace schon am Samstag aufblitzen lassen, als er sich zunächst die erste Pole-Position seit seinem Formel-E-Debüt 2017 in New York sicherte. Im Rennen musste er sich zwar eher nach hinten orientieren, schaffte es aber trotzdem als Dritter aufs Podium. Am Sonntag lief es genau umgekehrt für den 27-Jährigen: Im Qualifying erreichte Lynn den dritten Startplatz und fuhr letztlich als Erster über die Ziellinie, nachdem er sich gegen Nyck de Vries im Mercedes durchgesetzt hatte.

"Nyck hat mich schon sehr früh im Rennen überholt, und ich habe mich nicht groß gewehrt, weil ich wusste, dass er das schnellste Fahrzeug hat", blickt Lynn auf den Sonntagslauf zurück. "Ich habe mein Rennen eher an anderen orientiert. Dann haben sich aber ein paar andere Möglichkeiten eröffnet - mit dem ersten Safety-Car begann auch das große Chaos."

In der Folge holte Mahindra das Maximum aus seiner Attack-Mode-Strategie und den Gegebenheiten heraus.  "Das Safety-Car hat uns auf jeden Fall geholfen mit Blick auf die Reifentemperaturen. Außerdem haben wir unseren zweiten Attack-Mode zur richtigen Zeit geholt, als es gerade sehr wild zuging. Die letzten beiden Male wurde ich von einem Mercedes überholt, als ich den Attack-Mode aktivierte, diesmal war es andersherum. Wir waren einfach zur rechten Zeit am rechten Ort, was natürlich echt cool ist. Dann habe ich Nyck im Attack-Mode überholt, und das hat gereicht."

Lynns Zukunft trotz guter Leistungen ungewiss

Grundstein für den erfolgreichen Rennabschluss waren jedoch die Verbesserungen am Fahrzeug, die Mahindra seit dem Vortag bewirkt hatte. "Ich denke, wir hatten eine bessere Pace als gestern", bestätigt auch Lynn. "Bei allen Double-Headern bisher war unsere Pace am Samstag noch ziemlich mau, dann haben wir über Nacht viel gelernt, das Auto verbessert und einen klaren Schritt nach vorn gemacht. Trotzdem war ich etwas überrascht."

In der Gesamtwertung machte Lynn einen großen Sprung nach vorn und liegt vor dem "Double-Header"-Finale in Berlin (14./15. August) auf dem sechsten WM-Platz - 17 Punkte hinter Spitzenreiter de Vries. Dennoch ist seine Formel-E-Zukunft noch ungewiss. Was bislang feststeht: Oliver Rowland wird für Saison 8 von Nissan zu Mahindra wechseln und einen der beiden aktuellen Stammfahrer ersetzen. Gerüchten zufolge soll es Lynn treffen.

Der London-Sieger war in dieser Saison allerdings zumeist stärker als sein Teamkollege und Namensvetter Alexander Sims - sowohl im Rennen als auch vor allem im Qualifying. Seine Performance in London inklusive Siegpremiere vor heimischer Kulisse dürfte ihm jedoch ein paar gute Argumente für die Zukunft eingebracht haben…

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