"Allradantrieb macht einen großen Unterschied" - DS-Fahrer resümieren Testdebüt mit Gen3-Evo-Auto
Timo Pape

DPPI / DS Penske
DS Penske hat mit seinen beiden Formel-E-Stammpiloten Jean-Eric Vergne und Stoffel Vandoorne auf Mallorca einen ersten Testtag mit dem neuen Gen3-Evo-Fahrzeug absolviert. Nach dem Test zeigten sich sowohl die Fahrer als auch DS-Performance-Chef Eugenio Franzetti begeistert. Gerade im Attack-Mode dürften sich neue strategische Möglichkeiten eröffnen.
Gut 200 Runden drehten die ehemaligen Formel-E-Champions mit dem technisch überarbeiteten DS E-Tense FE23, der nun dank zusätzlicher Frontbeschleunigung in 1,86 Sekunden von 0 auf 100 km/h sprintet. In Zusammenarbeit mit Penske Autosport testete das DS-Performance-Team in dem Zuge auch erstmals die neuen Reifen von Hankook sowie die Aerodynamik des neuen Karosserie-Kits.
"Der Testtag mit Jean-Eric und Stoffel war sehr lehrreich", meint Eugenio Franzetti, Direktor bei DS Performance. "Das Team arbeitet seit Anfang des Jahres mit dem Gen3 Evo und den neuen Reifen, aber das war das erste Mal, dass wir auch das komplette neue Karosseriekit hatten."
"Die wichtigste Neuerung ist der Allradantrieb, und der macht einen großen Unterschied", erklärt Fahrer Vergne gegenüber der spanischen Website as.com. "Das Auto wird ziemlich schnell und gibt einem ein besseres Gefühl am Steuer. Man gewinnt eine Menge Zeit pro Runde - bis zu zwei Sekunden. Und auch mit Blick auf den reinen Fahrspaß ist es sehr angenehm. Das ist ein ordentlicher Schritt."
Größere Bedeutung für den Attack-Mode
Besonders deutlich werde der Unterschied zum aktuellen Gen3-Auto im Attack-Mode, wenn der Elektromotor die vollen 350 kW Leistung abruft - und nun endlich auch besser auf die Strecke bringen kann. "Es wird sehr schwierig sein, sich gegen diesen enormen Vorteil zu verteidigen", prophezeit Vandoorne.
Aktuell könne man mithilfe des Attack-Mode kaum überholen, doch das werde sich in Saison 11 ändern. "Er wird nächstes Jahr extrem leistungsstark sein. Dann kann man sehr leicht damit überholen. Das wird die Strategien stark verändern", glaubt Vergne.
Galerie: Das Gen3-Evo-Auto der Formel E im Test
"Mit seinem Allradantrieb und seiner unglaublichen Beschleunigung wird das Gen3-Auto den Wettbewerb noch spannender machen!", ist sich DS-Performance-Boss Franzetti sicher. "Wir können es kaum erwarten, dieses neue Auto in Saison 11 auf der Strecke zu sehen."
Vergne sehnt sich trotzdem nach Gen4
Formel-E-Routinier Vergne schränkt die positive Stimmung dennoch ein: "Ich mag das (Gen3-) Auto nicht. Ich finde, es sieht nicht gut aus, und die Leistung ist auch nicht toll. Gen3 war für mich nicht der nötige Schritt nach vorn."
"Aber ich denke, wir gehen in die richtige Richtung", lenkt der Franzose ein. "Ich bin sehr hoffnungsvoll, was die Zukunft angeht." Das künftige Gen4-Auto, das ab der Saison 2026/27 zum Einsatz kommt, werde für ihn "der nötige Schritt nach vorn" sein.
Nach weiteren Tests wird das Gen3-Evo-Fahrzeug von DS Penske im Herbst dieses Jahres sein öffentliches Debüt bei den Vorsaison-Testfahrten in Valencia geben (Termin noch unbekannt). Der erste Renneinsatz steht im Dezember auf dem Programm, wenn die Formel E in Sao Paulo in ihre elfte Saison startet.
The GEN3 Evo posing in its raw outfit, ready for testing!#DSautomobiles #DSPENSKE #ABBFormulaE pic.twitter.com/Ng0qC33bq1
— DS Performance (@DS_Performance) June 19, 2024
5 Kommentare
Peter ·
Der Artikel macht Lust auf die Gen4. Wenn man dazu bedenkt das das 2026er Regelwerk die Formel 1 nicht unbedingt schneller macht, freue ich mich auf den Rundenzeitenvergleich in Monaco 2027.
Mike ·
Die Formel 1 wird trotzdem noch um Welten schneller sein. Slicks und Chassis/Abtrieb der F1 sind nicht ersetzbar. Die Formel E wird so auf Formel 2 Niveau kommen, bestenfalls. Was aber schon sehr beachtlich wäre.
Ist aber nur meine Meinung.
Peter ·
Vergleicht man die Pole-Zeiten 2024 miteinander, komme ich auf eine 28% langsamere Zeit von Wehrlein gegenüber LeClerc. Für die Gen4 wurden in einem Artikel hier 7% bzw. 11% gegenüber Gen3 Evo genannt. Wobei Gen3 Evo schon einen Sprung nach vorne macht. Umgekehrt wurde zB vom YT Kanal WindTunnel simuliert, dass die F1 2026 ca. 3% langsamer wird.
Der Abstand in Monaco dürfte damit also von heute ~20 s auf deutlich unter 5s sinken.
Peter ·
"Bestenfalls Formel 2 Niveau" wäre bei den Pole Zeiten in Monaco 2024 10% besser. Und das dürfte mit dem Schritt auf 3Evo+Gen4+Gen4Evo schon sicher übertroffen werden.
Zu beachten ist aber, dass es die Pole-Zeiten sind. Da die Rennen aber in F1 deutlich länger sind, ist natürlich noch ein großer Leistungsunterschied zwischen beiden Rennserie vorhanden.
Mike ·
Ich wollte eigentlich sagen, daß ich daran zweifle, daß es wirklich 11% sein werden. Bei solchen Ankündigungen wird aus meiner Erfahrung immer ein bißchen übertrieben. Das wird schon ein Problem mit den Reifen geben, egal wie die besseren werden, aber ob die das mitmachen/aushalten? Und wenn weiterhin mit relativ wenig Abtrieb gefahren wird, dann sind mir 11% einfach nicht vorstellbar. Die Motorleistung alleine wird auf die Rundenzeit meistens überschätzt.
Lassen wir uns überraschen. Schön wärs allemal, wenns wirklich 11% werden würden.
Antwort von Tobias Wirtz
Die durchschnittliche Verbesserung der Rundenzeit um 11% sind das derzeit angepeilte Ziel der FIA. Das kann natürlich auch von Strecke zu Strecke unterschiedlich ausfallen. Auf der einen Strecke werden es möglicherweise nur 8-9% sein, dafür auf einer anderen dafür sogar 13%.
Auch wenn der tatsächliche Unterschied noch in den Sternen steht, sollte bei dieser Diskussion beachtet werden, dass die Gen4-Boliden zwei verschiedene Karosserie-Varianten erhalten sollten, darunter auch ein High-Downforce-Paket. Und den Effekt dieses Paketes auf die Rundenzeit schätze ich persönlich deutlich höher ein als die zusätzliche Leistung.
Viele Grüße, Tobi
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