Formel E

TV-Analyse: Einschaltquoten & Qualitätscheck der 1. Formel-E-Übertragung in Sat.1 aus Saudi-Arabien

Timo Pape

Timo Pape

Formel-E-Start-Saisoauftakt-Saudi-Arabien-2021

Die Formel E hat mit ihrem TV-Senderwechsel in Deutschland den erhofften Sprung nach vorn gemacht. Das gilt nicht nur inhaltlich für den Gesamtauftritt, sondern auch für die Einschaltquoten. Sat.1 erreichte nach vorläufigen Auswertungen, die e-Formel.de vorliegen, einen Durchschnittswert von 520.000 Fernsehzuschauern beim Samstagsrennen. Wir haben das erste Formel-E-Wochenende von "ran racing" genauer unter die Lupe genommen.

Am Samstag bekamen Formel-E-Fans ab 17 Uhr einen satten Vorlauf von einer Stunde Länge geboten. In dieser Zeit handelte Sat.1 unter anderem die Höhepunkte des Qualifyings ab, das nur im Livestream (unter anderem auf e-Formel.de) zu sehen war. Außerdem brachte das Team in einem aufwendig gestalteten Studio Neueinsteigern die Formel E mit Basiswissen nahe.

Die Vorberichterstattung zum zweiten Saisonrennen erreichte im Schnitt bereits 430.000 Menschen, zu Spitzenreiten waren es 520.000. Der Marktanteil unter allen Fernsehzuschauern lag bei 2,4 Prozent, während in der definierten Zielgruppe (14-49 Jahre) ein Wert von 3,2 Prozent erzielt wurde.

Durchschnittlicher Zuschauerwert fast sechsmal so hoch wie bei Eurosport

Im Rennen ab 18 Uhr stiegen diese Werte weiter: Sat.1 erreichte mit dem zweiten Saisonlauf der Formel E im Durchschnitt 520.000 Zuschauer, in der Spitze nach circa zwei Dritteln der Rennzeit gar 650.000. Zum Vergleich: Eurosport kam in den Saisons 2 bis 5 - in diesem Zeitraum stellte uns der Sender für jedes Rennen seine Einschaltquoten zur Verfügung - nicht über 91.000 Zuschauer im Durchschnitt hinaus.

Der Marktanteil in der Zielgruppe lag bei 3,6 Prozent, im gesamten Markt bei 2,4 Prozent. Eurosport hatte hier durchschnittlich knapp 0,7 Prozent erreicht. Mit seinen Livestream- und Video-on-Demand-Angeboten kamen die ran-Übertragungen aus Saudi-Arabien - inklusive der Aufrufzahlen des Qualifying-Streams auf e-Formel.de - auf mehr als 20.000 Fans. Dieser Wert wird in den kommenden Tagen voraussichtlich noch leicht ansteigen. Damit bewegte sich das Formel-E-Angebot etwa auf DTM-Niveau.

Beim Saisonauftakt am Freitag war zunächst ProSieben Maxx an der Reihe und hatte den E-Prix übertragen. Die Sendung erreichte im Durchschnitt 180.000 Menschen, zu Spitzenzeiten waren es 220.000. Die Marktanteile lagen in der Zielgruppe bei 1,9 Prozent, im Gesamtmarkt bei 0,8 Prozent. Den gleichen Marktanteil (gesamt) erzielte die 30-minütige Vorberichterstattung. In der Zielgruppe waren es hier sogar 2,2 Prozent. Bei den digitalen Angeboten bewegten sich die Aufrufzahlen ebenfalls um 20.000.

Sat.1: "Sind sehr zufrieden mit unserem Auftakt"

"Wir sind sehr zufrieden mit unserem Auftakt", sagt Alexander Wölffing, CvD Motorsport ran, gegenüber 'e-Formel.de'. "Das Team hatte viel Spaß und hat diesen auch on air und online vermittelt, sowohl mit dem Team vor Ort als auch im Studio. Wir hoffen, dass dies auch neue Zuschauer für die Formel E begeistert hat."

Bei den genannten Zahlen handelt es sich um erste GfK-Zahlen, die immer bereits einen Tag nach einer Sendung einsehbar sind. Einige Tage später - am Mittwoch - werden diese Werte noch einmal nachgewichtet und voraussichtlich stellenweise leicht erhöht. Grund dafür ist eine Bereinigung der Messdaten sowie die Aufnahme von später abrufbaren Angeboten, etwa in Mediatheken, in die Statistik.

Session Zuschauerschnitt Zuschauerhöchstwert Marktanteil gesamt Marktanteil Zielgruppe*
Rennen 1 (ProSieben Maxx) 180.000 220.000 0,8 % 1,9 %
Rennen 2 (Sat.1) 520.000 650.000 2,4 % 3,6 %

* Zielgruppe: alle Personen im Alter zwischen 14 und 49 Jahren

Kommentar von Timo Pape: Die Formel E bekommt endlich das, was sie verdient

Nachdem die Formel E in den vergangenen sechs Jahren doch eher stiefmütterlich im deutschen Fernsehen behandelt wurde, bekommt sie nun endlich die Bühne, die sie verdient. Womöglich sind wir an dieser Stelle etwas befangen, aber verglichen mit fast allen anderen Rennserien bietet die Elektroserie seit Jahren große Unterhaltung und bringt zudem viele tolle Charaktere mit, die sich medial gut aufbauen lassen. Hier knüpft ran an. Schon am ersten Wochenende nahm das TV-Team einige der (vor allem deutschsprachigen) Fahrer in den Fokus, berichtete auch während der Sessions immer wieder via Schalte direkt aus der Boxengasse. So kamen deutsche Formel-E-Fans an einige Infos und Aussagen, die sonst niemand erfuhr.

Grundsätzlich hat sich ran mit seinem Formel-E-Team sehr stark aufgestellt. Egal ob Moderation im Studio, Daniel Abt als Experte oder das Team vor Ort - die ganze Mannschaft brennt scheinbar für die Formel E und scheint authentisch begeistert und neugierig. Auch die vielen Erklärstücke im ausgiebigen Vorlauf dürften einige neue Fans gut abgeholt haben.

Hauptkommentator Eddie Mielke hat einen guten Job gemacht. Er war sehr gut vorbereitet, was hin und wieder allerdings auch dazu führte, dass er wichtige Szenen im Fernsehbild nicht hinreichend kommentierte, sondern stattdessen Hintergrundwissen vermittelte. Hier wäre noch etwas mehr Konzentration und Einordnung des Renngeschehens wünschenswert. Seine begeisterte Art in Kombination mit dem eloquenten und Formel-E-erfahrenen Daniel Abt sind ein großer Gewinn für die Formel E. Aufgrund des elektrischen Motorensounds der Autos ist ein guter und stetiger Kommentar wohl noch wichtiger als in anderen Rennserien.

Dass beide Kommentatoren die Unfälle von Max Günther/Tom Blomqvist und Mitch Evans/Alex Lynn, die entscheidende Szene des ganzen Wochenendes, bis zum Übertragungsende nicht richtig deuteten, ist ihnen nur zum Teil anzukreiden. Denn die Weltregie - provokante These, ja - vertuschte den schweren Unfall, der zum Rennabbruch führen sollte, so gut es nur ging. Dennoch war klar zu sehen, dass der Jaguar von Evans nichts mit Günther zu tun hatte, dass rote Trümmerteile vom Mahindra auf der Strecke lagen und dass das Medical-Car mit "Blaulicht" am Ende der Auslaufzone stand. Außerdem gibt es Timing-Screens und GPS. Die unzureichende Aufklärung der Situation seitens der Formel E würde hier den Rahmen sprengen und soll anderweitig besprochen werden.

Alles in allem lässt sich festhalten, dass Sat.1 und das gesamte Team der Formel E zum ersten Mal in ihrer sechsjährigen Geschichte eine TV-Präsenz beschert haben, die eigentlich alles mitbrachte, was sich ein Fan wünschen kann - und die sich auch im internationalen Vergleich sehen lassen kann. Es ist erfreulich, dass der Sender allen weiteren Saisonrennen (hoffentlich!) im Hauptprogramm von Sat.1 zeigen will und dadurch in den kommenden Monaten und Jahren eine breite Fanbasis aufbauen könnte.

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6 Kommentare

Derbe_klopp_te ·

Hey Timo
Das mit dem nicht merken dass ein Unfall vertuscht wird, würde ich den Kommentatoren nicht übel nehmen. Auch das mit den Timing-Screens und GPS-Daten nicht.
Das haben die RTL-Kommentatoren für die F1 in 30 Jahren nicht hinbekommen!
Vielleicht nehmen die Kommentatoren die Kritik ernst und werden darin noch besser!

Andreas ·

Stimmt schon etwas mehr Rennen und weniger "Selbstbeweihreucherung" wäre schon gut.

Ricardo ·

Das war echt deutlich besser als bei Eurosport! (Vor allem deren schreckliche Mikroquali...)

Timo ·

Moin Derbe_klopp_te! Ich glaube, da sind wir mit Jack Nicholls im englischsprachigen Weltsignal in den vergangenen Jahren wirklich verwöhnt worden. Er ist für mich der Maßstab. Bezüglich Unfall: Das kann man den beiden wie geschrieben auch kaum vorwerfen, der Ball liegt bei der FE...

EffEll ·

Hallo zusammen!
Ich bin wirklich positiv überrascht worden von dieser Übertragung. Im Vorfeld war ich da sehr skeptisch. Dass war jedoch die beste deutschsprachige Übertragung der FE seit der des Berlin ePrix im Hauptprogramm der deutschen ÖR und in Anbetracht der großen Corona-Einschränkungen/-Hürden hätte ich wirklich nicht damit gerechnet, dass es sogar eine Vor-Ort-Berichterstattung gibt! Auch für mich ist Jack Nichols absolut der Maßstab und die Möglichkeit, diesen Kommentar mit einem Tastendruck auf der Fernbedienung zu empfangen, wie es bei Eurosport sehr leicht möglich war, fehlt mir leider trotzdem. Dennoch ist der gebotene Service derart umfänglich, dass man sich als deutschsprachiger Zuschauer wirklich glücklich schätzen kann. Werbefreiheit, Re-Live-Aufbereitung und zwei Experten auf höchstem Niveau mit Infos aus erster Hand im Falle von Daniel Abt und das alles annähernd kostenlos im Internet und Free-TV! Und das alles auf einer Vielzahl von unterstützten Endgeräten völlig problemlos! Für die F1 bezahle ich zwar noch verhältnismäßig wenig Geld als F1TV-Abonnent der ersten Stunde, jedoch fehlt eine deutschsprachige Vor- und Nachberichterstattung vollständig und der Dienst funktioniert gerade im Live-Feed nur sehr eingeschränkt und mit Totalausfall in regelmäßiger Wiederkehr. Zwar erreicht der ran-Kommentar nicht das Niveau eines Jack Nichols, dessen Wortwitz, Reaktionsschnelligkeit und Auffassungsgabe schier unerreichbar erscheint, aber ich nehme Edgar Mielke durchaus ab, dass er die Formel E wirklich liebt und sich brennend für das ganze Thema E-Mobilität und -Rennsport interessiert und er sich im Voraus ausgiebig damit auseinandergesetzt hat! Ich kannte ihn vorher nur durch meinem jahrelangen großen Interesse an der Moto3, Moto2 und MotoGP, wo Mielke gefühlt jahrzehntelang als Kommentator arbeitete. Der Umstieg scheint jedoch geglückt, da hatte ich so meine Zweifel. Auch im Falle Danners ist es ein großer Kontrast zu seinem bisherigen Einsätzen als F1-Experte und Ex-Fahrer. Seine ruhige und nüchterne Art kommt mir aber sehr entgegen. Nun freue ich mich noch mehr auf diese Saison und bin wirklich froh, dass die FE endlich eine Berichterstattung bekam, die dieser spannenden Motorsportserie annähernd gerecht wird und nicht so stiefmütterlich abgehandelt wird, wie es bisher jahrelang der Fall war. Hoffentlich etabliert sich auch der Sendeplatz und die Übertragung sodass das Interesse an der Serie hierzulande weiter stetig wachsen kann!

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