TV-Analyse: Einschaltquoten & Qualitätscheck der 1. Formel-E-Übertragung in Sat.1 aus Saudi-Arabien
Timo Pape
Die Formel E hat mit ihrem TV-Senderwechsel in Deutschland den erhofften Sprung nach vorn gemacht. Das gilt nicht nur inhaltlich für den Gesamtauftritt, sondern auch für die Einschaltquoten. Sat.1 erreichte nach vorläufigen Auswertungen, die e-Formel.de vorliegen, einen Durchschnittswert von 520.000 Fernsehzuschauern beim Samstagsrennen. Wir haben das erste Formel-E-Wochenende von "ran racing" genauer unter die Lupe genommen.
Am Samstag bekamen Formel-E-Fans ab 17 Uhr einen satten Vorlauf von einer Stunde Länge geboten. In dieser Zeit handelte Sat.1 unter anderem die Höhepunkte des Qualifyings ab, das nur im Livestream (unter anderem auf e-Formel.de) zu sehen war. Außerdem brachte das Team in einem aufwendig gestalteten Studio Neueinsteigern die Formel E mit Basiswissen nahe.
Die Vorberichterstattung zum zweiten Saisonrennen erreichte im Schnitt bereits 430.000 Menschen, zu Spitzenreiten waren es 520.000. Der Marktanteil unter allen Fernsehzuschauern lag bei 2,4 Prozent, während in der definierten Zielgruppe (14-49 Jahre) ein Wert von 3,2 Prozent erzielt wurde.
Durchschnittlicher Zuschauerwert fast sechsmal so hoch wie bei Eurosport
Im Rennen ab 18 Uhr stiegen diese Werte weiter: Sat.1 erreichte mit dem zweiten Saisonlauf der Formel E im Durchschnitt 520.000 Zuschauer, in der Spitze nach circa zwei Dritteln der Rennzeit gar 650.000. Zum Vergleich: Eurosport kam in den Saisons 2 bis 5 - in diesem Zeitraum stellte uns der Sender für jedes Rennen seine Einschaltquoten zur Verfügung - nicht über 91.000 Zuschauer im Durchschnitt hinaus.
Der Marktanteil in der Zielgruppe lag bei 3,6 Prozent, im gesamten Markt bei 2,4 Prozent. Eurosport hatte hier durchschnittlich knapp 0,7 Prozent erreicht. Mit seinen Livestream- und Video-on-Demand-Angeboten kamen die ran-Übertragungen aus Saudi-Arabien - inklusive der Aufrufzahlen des Qualifying-Streams auf e-Formel.de - auf mehr als 20.000 Fans. Dieser Wert wird in den kommenden Tagen voraussichtlich noch leicht ansteigen. Damit bewegte sich das Formel-E-Angebot etwa auf DTM-Niveau.
Beim Saisonauftakt am Freitag war zunächst ProSieben Maxx an der Reihe und hatte den E-Prix übertragen. Die Sendung erreichte im Durchschnitt 180.000 Menschen, zu Spitzenzeiten waren es 220.000. Die Marktanteile lagen in der Zielgruppe bei 1,9 Prozent, im Gesamtmarkt bei 0,8 Prozent. Den gleichen Marktanteil (gesamt) erzielte die 30-minütige Vorberichterstattung. In der Zielgruppe waren es hier sogar 2,2 Prozent. Bei den digitalen Angeboten bewegten sich die Aufrufzahlen ebenfalls um 20.000.
Sat.1: "Sind sehr zufrieden mit unserem Auftakt"
"Wir sind sehr zufrieden mit unserem Auftakt", sagt Alexander Wölffing, CvD Motorsport ran, gegenüber 'e-Formel.de'. "Das Team hatte viel Spaß und hat diesen auch on air und online vermittelt, sowohl mit dem Team vor Ort als auch im Studio. Wir hoffen, dass dies auch neue Zuschauer für die Formel E begeistert hat."
Bei den genannten Zahlen handelt es sich um erste GfK-Zahlen, die immer bereits einen Tag nach einer Sendung einsehbar sind. Einige Tage später - am Mittwoch - werden diese Werte noch einmal nachgewichtet und voraussichtlich stellenweise leicht erhöht. Grund dafür ist eine Bereinigung der Messdaten sowie die Aufnahme von später abrufbaren Angeboten, etwa in Mediatheken, in die Statistik.
Session | Zuschauerschnitt | Zuschauerhöchstwert | Marktanteil gesamt | Marktanteil Zielgruppe* |
Rennen 1 (ProSieben Maxx) | 180.000 | 220.000 | 0,8 % | 1,9 % |
Rennen 2 (Sat.1) | 520.000 | 650.000 | 2,4 % | 3,6 % |
* Zielgruppe: alle Personen im Alter zwischen 14 und 49 Jahren
Kommentar von Timo Pape: Die Formel E bekommt endlich das, was sie verdient
Nachdem die Formel E in den vergangenen sechs Jahren doch eher stiefmütterlich im deutschen Fernsehen behandelt wurde, bekommt sie nun endlich die Bühne, die sie verdient. Womöglich sind wir an dieser Stelle etwas befangen, aber verglichen mit fast allen anderen Rennserien bietet die Elektroserie seit Jahren große Unterhaltung und bringt zudem viele tolle Charaktere mit, die sich medial gut aufbauen lassen. Hier knüpft ran an. Schon am ersten Wochenende nahm das TV-Team einige der (vor allem deutschsprachigen) Fahrer in den Fokus, berichtete auch während der Sessions immer wieder via Schalte direkt aus der Boxengasse. So kamen deutsche Formel-E-Fans an einige Infos und Aussagen, die sonst niemand erfuhr.
Grundsätzlich hat sich ran mit seinem Formel-E-Team sehr stark aufgestellt. Egal ob Moderation im Studio, Daniel Abt als Experte oder das Team vor Ort - die ganze Mannschaft brennt scheinbar für die Formel E und scheint authentisch begeistert und neugierig. Auch die vielen Erklärstücke im ausgiebigen Vorlauf dürften einige neue Fans gut abgeholt haben.
Hauptkommentator Eddie Mielke hat einen guten Job gemacht. Er war sehr gut vorbereitet, was hin und wieder allerdings auch dazu führte, dass er wichtige Szenen im Fernsehbild nicht hinreichend kommentierte, sondern stattdessen Hintergrundwissen vermittelte. Hier wäre noch etwas mehr Konzentration und Einordnung des Renngeschehens wünschenswert. Seine begeisterte Art in Kombination mit dem eloquenten und Formel-E-erfahrenen Daniel Abt sind ein großer Gewinn für die Formel E. Aufgrund des elektrischen Motorensounds der Autos ist ein guter und stetiger Kommentar wohl noch wichtiger als in anderen Rennserien.
Dass beide Kommentatoren die Unfälle von Max Günther/Tom Blomqvist und Mitch Evans/Alex Lynn, die entscheidende Szene des ganzen Wochenendes, bis zum Übertragungsende nicht richtig deuteten, ist ihnen nur zum Teil anzukreiden. Denn die Weltregie - provokante These, ja - vertuschte den schweren Unfall, der zum Rennabbruch führen sollte, so gut es nur ging. Dennoch war klar zu sehen, dass der Jaguar von Evans nichts mit Günther zu tun hatte, dass rote Trümmerteile vom Mahindra auf der Strecke lagen und dass das Medical-Car mit "Blaulicht" am Ende der Auslaufzone stand. Außerdem gibt es Timing-Screens und GPS. Die unzureichende Aufklärung der Situation seitens der Formel E würde hier den Rahmen sprengen und soll anderweitig besprochen werden.
Alles in allem lässt sich festhalten, dass Sat.1 und das gesamte Team der Formel E zum ersten Mal in ihrer sechsjährigen Geschichte eine TV-Präsenz beschert haben, die eigentlich alles mitbrachte, was sich ein Fan wünschen kann - und die sich auch im internationalen Vergleich sehen lassen kann. Es ist erfreulich, dass der Sender allen weiteren Saisonrennen (hoffentlich!) im Hauptprogramm von Sat.1 zeigen will und dadurch in den kommenden Monaten und Jahren eine breite Fanbasis aufbauen könnte.
6 Kommentare
HWE ·
Hallo Zusammen, alles schön und gut, aber....Diese Straßenkurse lassen einfach keine zusammenhängende Fernsehbilder zu, kaum kommt eine spannende Szene schon ist ein Umschnitt da der eine andere Kurve zeigt. Die Autos sind auf die schnelle (bis auf die "goldigen") kaum zu unterscheiden es kommt einfach kein "Gesamtgefühl" auf. Möchte aber hinzufügen das auch bei Tourenwagenrennen auf Straßenkursen dieser Effekt da ist.
Rennautos gehören auf Rennstrecken und nicht in Straßenschluchten wo man nur Abschnitte einsehen kann, was durch die Kamerabilder noch verstärkt wird, da nützt auch der beste Kommentar nix....
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