Formel E

Analyse: So viel Optimierungspotenzial hat der Formel-E-Rennkalender 2024/25

Tobias Wirtz

Tobias Wirtz

Formula-E-Cars-Shanghai

Die Formel E hat in der vergangenen Woche ihren Rennkalender für die Saison 2024/25 präsentiert. Besonders fällt dabei auf, dass die Rennserie in ihrer elften Saison versucht, durch die Bildung von geographischen Blöcken die Kosten und die Emissionen durch den Frachttransport zu reduzieren. Dies war in der Vergangenheit ein großer Kritikpunkt am Reiseplan der Formel E, die Nachhaltigkeit als eines ihrer wichtigsten Themen sieht.

Da bei der Bekanntgabe des Rennkalenders der Austragungsort für das Rennen am 8. März 2025 noch fehlte, gestaltet sich eine Analyse der Reiserouten etwas schwierig. Wir betrachten daher in der Folge zudem die Option, dass für den vakanten Termin die thailändische Stadt Chiang Mai gewählt wird. Immerhin deuten Aussagen einiger Formel-E-Offizieller sowie des Premierministers von Thailand darauf hin, dass die Rennserie 2025 in Chiang Mai fahren könnte, obwohl eine offizielle Bestätigung bislang noch fehlt.

So beträgt die Gesamtstrecke zwischen den zehn bislang bekannten Austragungsorten ohne Chiang Mai rund 69.700 km, also etwa 7.740 km pro Station. Unter der Annahme, dass am 8. März in Chiang Mai gefahren wird, erhöht sich die Distanz auf 78.400 km, also rund 7.840 km pro Station. Die Städte liegen dabei auf vier Kontinenten - Südamerika, Asien, Nordamerika und Europa.

Nach Italien-Aus: So wenige Städte in Europa wie nie zuvor

Ins Gewicht fällt dabei natürlich, dass es mit Monaco, Berlin und London in der Saison 2024/25 nur drei Europa-Stationen im Rennkalender gibt - so wenige wie nie zuvor. Da die Rennserie von Berlin aus direkt nach London reist, gibt es hier auch relativ wenig Optimierungspotenzial. Anders als 2020, als die Formel E von Paris über Seoul nach Berlin, weiter nach New York City und schlussendlich nach London reisen wollte, dies aber wegen der Pandemie am Ende doch nicht tat.

Sehr positiv wirkt sich für die Saison 2024/25 der Asien-Abschnitt im Mai und Juni aus: Von Tokio über Shanghai nach Jakarta legt die Fracht hier nur 6.200 km zurück, obwohl die japanische Hauptstadt allein rund 5.800 km Luftlinie von Jakarta entfernt liegt. Die Bildung von geografischen Blöcken ist eine bewusst von der Formel E verfolgte Strategie, welche Julia Palle, Nachhaltigkeitsdirektorin der Formel E, bereits im vergangenen Jahr im Interview mit e-Formel.de erläutert hat.

Eine zukünftige Einbindung des möglichen Thailand-Rennens in den Asien-Abschnitt ab 2026 wäre optimal. Gelänge dies - beispielsweise zwischen Shanghai und Jakarta -, würde Thailand nur eine zusätzliche Strecke von rund 1.100 km zusätzlich bedeuten. Sollte es tatsächlich zu einem Chiang Mai E-Prix 2025 im März kommen - zwischen den Rennen in Diriyah und Miami -, würde die Gesamtstrecke, die die Fracht während der Saison zurücklegen muss, um rund 8.700 km steigen.

Gesamtes Einsparpotenzial immer noch über 50 Prozent

Optimierungspotenzial ist im aktuellen Kalender dennoch weiterhin vorhanden: Die Formel E verlässt im Januar den amerikanischen Kontinent und kehrt im April für den Miami E-Prix zurück. Alternativ könnte die Elektroserie auch direkt von Mexiko-Stadt nach Miami reisen, bevor es nach Diriyah geht. Allein diese Änderung würde rund 12.000 km einsparen, also fast 20 Prozent der Gesamtdistanz in der Saison!

Das ist noch nichts alles: Ein maximal optimierter Rennkalender würde bei den aktuell geplanten Austragungsorten (inkl. Chiang Mai) nicht unter 47.600 km Strecke möglich sein, wenn man die Saison in Sao Paulo beginnen und in London enden will. 39,5 Prozent Einsparpotenzial hätte die Formel E also maximal noch, zumindest theoretisch.

Sollte die Reihenfolge aller Rennorte sogar komplett flexibel sein, würde sich die Mindestdistanz auf 37.900 km verringern, die Einsparung würde sich auf 51,7 Prozent erhöhen. In der Planung für die Saison 2019/20 waren es sogar 58,7 Prozent. Das zeigt eindeutig, dass sich die Formel E diesbezüglich in den letzten fünf Jahren durchaus verbessert hat.

Hinweis: Die in dieser Galerie verwendeten Grafiken stammen von luftlinie.org (via Open Street Map).

Vollständige Optimierung zwar wünschenswert, aber praktisch unmöglich

Es gilt dabei jedoch zu bedenken, dass eine vollständige Optimierung unmöglich ist: So ist der Termin für den Monaco E-Prix fest vorgegeben, da die Formel E die vorhandene Strecken-Infrastruktur im Vorfeld des Formel-1-Rennens im Fürstentum nutzen muss. Auch wäre beispielsweise ein Rennen in Sao Paulo im Februar nicht umsetzbar, da das Sambadromo Anhembi hier für die traditionelle Karnevalsparade der Stadt genutzt wird. Hinzu kommen klimatologische und politische Gründe.

Auch sind die Werte grundsätzlich nur theoretisch: Eine Luftlinien-Verbindung von Tokio nach Berlin wäre beispielsweise gar nicht möglich, da dafür russischer und ukrainischer Luftraum durchquert werden müsste. Dass dies aktuell aus Sicherheitsgründen keine gute Idee wäre, versteht sich von selbst.

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