Formel E

Andre Lotterer: "Bei manchen Menschen macht es schneller Klick"

Timo Pape

Timo Pape

Andre Lotterer ist als Gesamtachter der Formel E aktuell der beste Rookie der vierten Saison. Zwar lief es zu Saisonbeginn noch nicht allzu rund für den deutschen Techeetah-Fahrer, doch Rennen für Rennen arbeitete er sich ein Stück weiter an die Spitze und die Leistungsregionen seines Teamkollegen Jean-Eric Vergne heran, der seinerseits in New York (14./15. Juli) Meister werden kann. Lotterer ist inzwischen Fan der Formel E, obwohl er im September 2016 noch hatte verlauten lassen, die Elektroserie sei "mehr Philosophie als Sport".

"Bei manchen Menschen macht es schneller Klick als bei anderen", erklärt Lotterer im Gespräch mit 'Motorsport aktuell'. "Ich war vor zwei Jahren bei Audi und dann bei Porsche in einer tollen Situation. Meine Zitate wurden damals ein bisschen aus dem Zusammenhang gerissen und übertrieben. Das hat der Presse Spaß gemacht. So kritisch war ich gar nicht."

Schon damals hatte Lotterer der Formel E in London einen Besuch abgestattet, um sich sein eigenes Bild zu machen. Ende 2017 stieg sein Arbeitgeber Porsche schließlich aus der WEC aus, sodass sich Lotterer ohnehin nach neuen Optionen umschauen musste. Die Formel E hatte sich inzwischen in der Welt des Motorsports etabliert, zudem hatte Porsche im Sommer bereits den Werkseinstieg für Ende 2019 verkündet. Ein Engagement im elektrischen Rennsport lag somit auf der Hand.

"Die Welt ändert sich, und die Formel E hat ihren Platz gefunden", erklärt Lotterer. "Für viele Autohersteller ist sie sehr relevant. Die Rennen sind super, eine tolle Herausforderung. Es geht zu wie im Löwenkäfig. Enge Stadtkurse, Autos, die nicht viel Grip haben. Es gibt viele Möglichkeiten zum Überholen." Besonders reize ihn die Herausforderung, als Fahrer permanent zu taktieren: "Wegen des Energie-Managements müssen wir mit extrem viel Köpfchen fahren."

Techeetah bot Lotterer zum Start der vierten Saison ein Cockpit als Stammfahrer an. Schon damals kamen Gerüchte auf, Porsche hätte ihn zu Ausbildungszwecken beim chinesischen Rennstall platziert, um ihn für die sechste Saison letztlich wieder für das eigene Werksteam abzuziehen. "Nein, überhaupt nicht", widerspricht Lotterer. "Die Entscheidung, in der Formel E zu fahren, kam allein von mir. Ich habe keine Ahnung, mit welchen Fahrern Porsche in der Formel E starten will."

Tatsächlich hat Teamchef Andreas Seidl diesbezüglich noch keine Entscheidung getroffen. Nichtsdestotrotz wäre es ein logischer Schritt für Porsche, 2019 einen erfahrenen und erfolgreichen Formel-E-Fahrer ins Auto zu setzen, der ohnehin in Zuffenhausen unter Vertrag steht. Zumal Porsche am liebsten auf das Fahrerpersonal des ehemaligen LMP1-Teams zurückgreifen würde...

Mit der verhältnismäßig geringen Motorleistung in der Formel E hat Lotterer übrigens kein Problem, obwohl er zuvor in der WEC mit gut 1.000 PS unterwegs war und im aktuellen Formel-E-Auto nur noch auf 272 PS zurückgreifen kann. "Die Competition bleibt immer gleich, egal ob du ein Go-Kart oder einen 1.000-PS-Sportwagen fährst", sagt der 36-Jährige. "Du musst das Auto am Limit fahren. Hier musst du nicht schnell fahren, damit es sich schnell anfühlt. Die Challenge heißt jetzt Formel E. Darüber bin ich sehr froh."

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