Formel E

"So was ist mir noch nie passiert" - Andre Lotterer erklärt plötzlichen Pace-Verlust beim Formel-E-Start

Timo Pape

Andre-Lotterer-Porsche-Polo-Mask

Andre Lotterer und Porsche erlebten beim Saisonauftakt in Saudi-Arabien eine Enttäuschung. Der deutsche Routinier kämpfte lange Zeit um eine Podiumsposition, fiel gegen Rennende jedoch immer weiter zurück und landete schließlich nur auf Position 13. Ursache dafür sei ein Fehler im Energiemanagement gewesen.

"So was ist mir noch nie passiert. Ich weiß selber auch nicht so genau, was passiert ist", erklärt Lotterer am TV-Mikrofon von 'ProSieben'. "Es lag auf jeden Fall am Energiemanagement - das müssen wir noch analysieren und verstehen. Ich denke, wir waren einfach ineffizient unterwegs, oder es war irgendwas faul. Das Auto hatte keinen Schaden - da lief alles gut."

Normalerweise sei das Energiemanagement im Rennen schließlich eine seiner Stärken. "Das ist etwas ganz Neues und uns in den drei Jahren noch nie passiert", so Lotterer. "Ich bin echt ein bisschen sprachlos."

Packendes Duell mit Jake Dennis ums Podium

Lotterer war nach einem starken Qualifying von Startplatz 4 aus ins Rennen gegangen. Durch geschickte Nutzung seines zweiten Attack-Modes gelangte er nach gut 20 Minuten an seinem Kontrahenten Jake Dennis (Andretti) vorbei und übernahm den dritten Platz.

Eine Runde später verteidigte sich der 36-Jährige am Ende der langen Geraden vehement gegen Dennis, der nun seinerseits im Attack-Mode und demnach mit mehr Leistung unterwegs war. Der Brite blieb auf Rang 4 und beschwerte sich anschließend, Lotterer habe zweimal die Spur gewechselt. Die Rennleitung griff nicht ein.

"Wenn die Top 4 dem Feld wegfahren, kann der Viertplatzierte einen 'freien' Attack-Mode einsetzen", erklärt Dennis und beklagt: "Andre konnte somit einen Undercut setzen und hat unser Rennen damit ruiniert." Damit meint Dennis offenbar einen potenziellen Angriff auf die beiden Mercedes-Fahrer, die beim Diriyya E-Prix zum Auftakt einen Doppelsieg feierten.

Dennis kritisiert "Kontakte & Richtungswechsel beim Bremsen"

Nach einer halben Stunde erhöhte Dennis den Druck und griff Lotterer erstmals wieder in Kurve 18 an. Der Brite bremste allerdings zu spät und musste einen größeren Bogen durch die Auslaufzone fahren. Zehn Minuten vor Ablauf der regulären Zeit fasste er sich jedoch ein Herz und ging nach Lackaustausch an Lotterer vorbei.

"Ich wollte das Rennen unbedingt auf dem Podium beenden", erklärt Dennis seine wütenden Angriffe. "Ich habe es einmal versucht (zu überholen) und bin dabei vollkommen gescheitert. Lotterer gehört definitiv nicht zu den Fahrern, die am einfachsten zu überholen sind", sagt er. "Du kommst auf der Außenbahn niemals an ihm vorbei."

"Beim zweiten Mal hatte ich aus meinem Fehler gelernt und habe es geschafft", so Dennis weiter. "Es gab Kontakte, Richtungswechsel beim Bremsen und alles Mögliche. Er hat mich in die Mauer gedrückt, und es wurde echt eng. Am Ende haben wir es trotzdem geschafft."

"Nach dem Kontakt hatte ich aber sehr starke Vibrationen. Ich weiß nicht, ob es von einem Fahrzeugteil kam, das am Reifen rieb. Diese Vibrationen gingen nie wieder weg." Trotzdem sollte Dennis Platz 3 ins Ziel bringen.

Keine Chance mehr für Lotterer: "Bin irgendwie rückwärts gefahren"

Für Lotterer ging es von diesem Zeitpunkt an nur noch bergab. Der Porsche-Pilot musste zunächst gegen Dennis abreißen lassen. Fünf Minuten später waren auch die Konkurrenten hinter ihm direkt dran. Als Erster ging Sam Bird vorbei, wenige Kurven später auch Lucas di Grassi, dann Nick Cassidy. Bis zum Rennende verlor Lotterer weitere Positionen gegen Edo Mortara, Jean-Eric Vergne, Neuling Oliver Askew, Mitch Evans, Teamkollege Pascal Wehrlein und Max Günther.

"Ich habe versucht, im Rennen zu bleiben - so fair, wie es ging", erklärt Lotterer. "Aber ich bin irgendwie rückwärts gefahren." Der Verlust der vielen Positionen habe wirklich wehgetan.

Statt mit einem möglichen Pokal stand Lotterer am Freitagabend mit leeren Händen und einer Menge Frust da: "Auf jeden Fall werden wir lange wach bleiben heute Abend", so seine Resümee. Der zweite Saisonlauf der Formel E in Diriyya beginnt am Samstag um 18 Uhr. Dann können Lotterer und Porsche es bereits besser machen.

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