Formel E

Angriff auf die Spitze aus China - NIO Formula E Team

Tobias Wirtz

Tobias Wirtz

Im vierten Teil unserer großen Teamvorstellungsrunde auf 'e-Formel.de' geht es heute um einen chinesischen Rennstall, der nicht nur eine Fahrermeisterschaft gewinnen konnte, sondern auch schon diverse Umbenennungen hinter sich hat: NIO.

Das Team mit Sitz in Shanghai geht bereits seit der ersten Formel-E-Saison an den Start, verwendete jedoch unterschiedliche Namen: China Racing, NextEV TCR, NextEV NIO und schließlich NIO Formula E. Seit 2015 gehört es dem chinesischen Elektroauto-Start-up NIO und fungiert als Werksteam. Für die Einsätze an der Strecke zeichnet sich das spanische Team Campos Grand Prix verantwortlich. Die Debütsaison 2014/15 war für den Rennstall zugleich die erfolgreichste mit Platz 4 in der Teamwertung, während Nelson Piquet jr. sogar den Fahrertitel gewann. Die Position des Teamchefs hat Gerry Hughes inne.

Der Brite studierte zunächst Luft- und Maschinenbau und machte anschließend seinen Master in Fahrzeugtechnik. Das Thema seiner Abschlussarbeit: Strukturanalyse der Vorderradaufhängung eines Rennwagens. Sein Karriereweg liest sich wie das "Who is Who" der britischen Rennsportindustrie: Zunächst heuerte Hughes bei Williams an, wo er als Renningenieur Tourenwagen betreute. Es folgte der Wechsel zu Prodrive, die ebenfalls Tourenwagen in der WTCC einsetzten. Seine nächste Station war das Formel-1-Team Jaguar, bevor er zu Jordan Grand Prix wechselte. Es folgten weitere Positionen bei Red Bull, Super Aguri, Status Grand Prix, Lola und Cosworth.

Anfang 2012 dann der Schritt über den großen Teich: Bei Rahal Letterman Lannigan Racing (RLL) wurde Hughes Renningenieur und später Leiter der Chassis-Entwicklung. Rund zwei Jahre später ging er dennoch nach Großbritannien zurück, um Chefingenieur beim Formel-1-Team Caterham zu werden. Dann führte ihn sein Weg zurück zu Aguri, wo er zunächst als Head of Track Operations das neue Formel-E-Team betreute. Hier stieg er innerhalb eines Jahres zum Technischen Direktor auf. Ende 2015 wechselte er dann zu NextEV, wo er vom Chief Performance Engineer zum Teamchef aufstieg.

NIO setzt in der fünften Formel-E-Saison den selbstentwickelten NIO Sport 004 ein. Das Fahrzeug ist vorne in Weiß und im hinteren Bereich in Türkis lackiert.

Für NIO werden in der neuen Saison zwei sehr talentierte Fahrer mit Formel-E-Erfahrung ins Steuer greifen. Oliver Turvey, der in der Vorsaison immer wieder sein Fahrkönnen unter Beweis gestellt hat, bestreitet bereits seine dritte Saison für das Team. Ihm zur Seite steht mit Tom Dillmann ein Neuzugang. Der frühere Gelegenheits-Venturi-Pilot geht in seine erste volle Saison in der Formel E, hat aber bei seinen Einsätzen als Ersatzfahrer durchaus schon überzeugen können.

Tom Dillmann (#8, Frankreich)

Der 29-Jährige kam durch seinen Vater, einen früheren Rennfahrer, Mechaniker und Teammanager zum Motorsport. Er begann seine Karriere, wie so viele, im Kartsport, nachdem er im Alter von zehn Jahren eine Meisterschaft im Seifenkistenrennen gewonnen hatte. 2004 wechselte er dann in den Formelsport und startete in mehreren Formel-Renault-Championaten, ohne hier größere Erfolge oder gar Meisterschaften zu feiern.

2007 kam er in die Formel 3, wo er mit einem zweiten Platz als bestes Resultat auf Anhieb den neunten Rang in der Meisterschaft erzielte. In der folgenden Saison stieg bei seinem Team ASM jedoch Hauptsponsor Red Bull aus, sodass Dillmann das Team nach dem dritten Rennwochenende verließ. 2009 dann der Durchbruch für den Franzosen: Er startete zu sechs Rennen im Deutschen Formel-3-Cup, von denen er drei gewann. Für 2010 erhielt er daher ein Cockpit als Stammfahrer und gewann die Meisterschaft - übrigens mit einem Vorsprung von acht Punkten vor Daniel Abt.

In den beiden folgenden Jahren fuhr Dillmann in der GP3- und der GP2-Serie, verlor sein Cockpit trotz guter Resultate jedoch beide Male aufgrund von Budgetproblemen wieder. 2013 und 2014 startete er wieder in der GP2-Serie, konnte allerdings nicht um die Meisterschaft mitfahren. Anschließend wechselte er in die Formel Renault 3.5, die 2016 in Formel V8 3.5 umbenannt wurde. Am Saisonende konnte er sich durch seine Konstanz den Meistertitel sichern, obwohl er nur zwei der 18 Rennen gewann - sein größter Erfolg.

Es folgte der Wechsel in die Formel E, wo er Test- und Ersatzfahrer bei Venturi wurde. Beim Paris E-Prix 2017 debütierte er als Ersatz für Maro Engel und erzielte auf Anhieb den achten Platz in der elektrischen Formelserie. Bereits beim folgenden Rennen in Berlin saß er erneut im Cockpit - diesmal als Ersatz für seinen Landsmann Stephane Sarrazin, der zu Techeetah gewechselt war. In der vierten Formel-E-Saison war Dillmann ebenfalls Ersatzfahrer bei Venturi und ersetzte Edo Mortara bei dessen DTM-Gastspielen. Mit dem vierten Platz beim Samstagsrennen in New York City gelang ihm hier sein bestes Formel-E-Resultat.

Dillmanns Statistik in der Formel E:

  • 10 Rennen
  • 24 Punkte
  • 0 Siege
  • 0 Podien
  • 0 Poles
  • 0 Schnellste Rennrunden
  • 0 FANBOOSTs

Oliver Turvey (#16, Großbritannien)

Oliver Turvey ist die große fahrerische Konstante bei NIO. Der 31-jährige Brite tritt bereits seit dem London E-Prix der ersten Saison für das Team an. Die einzige Ausnahme seitdem waren die beiden Rennen in New York City im Juli 2018, nachdem er sich bei einem Unfall im Freien Training die Hand gebrochen hatte, sodass NIO ihn durch Ma Qing Hua ersetzen musste. Sein größter Erfolg in der Formel E war der zweite Platz in Mexiko-Stadt 2018. Diese Strecke scheint ihm zu liegen: Bereits 2017 hatte er hier seine erste und einzige Pole-Position in der elektrischen Rennserie erzielt.

Turveys Karriere im Formelsport begann 2003, nachdem er zuvor zwei nationale Kartmeisterschaften gewonnen hatte. Drei Jahre später feierte er die ersten größeren Erfolge: Er wurde Vizemeister der Britischen Formel BMW und gewann den McLaren Autosport BRDC Award. Über den Formel Renault 2.0 Eurocup ging es für ihn in die Britische Formel-3-Meisterschaft, wo er erneut Vizemeister wurde. Es folgte die Formel Renault 3.5, außerdem wurde Turvey Testfahrer bei McLaren. Anschließend wechselte er in die GP2, jedoch konnte er das notwendige Budget nur für ein Jahr aufbringen. Daher konzentrierte er sich auf seinen Job als McLaren-Testfahrer und trat gelegentlich auch bei Langstreckenrennen an. 2015 gelang ihm hier der LMP2-Klassensieg beim 24-Stunden-Rennen von Le Mans. Zudem bestritt er Rennen in der Japanischen Super GT. Turvey hat einen Abschluss in Ingenieurswesen an der University of Cambridge erzielt.

Turveys Statistik in der Formel E:

  • 34 Rennen
  • 87 Punkte
  • 0 Siege
  • 1 Podium
  • 1 Pole
  • 0 Schnellste Rennrunden
  • 4 FANBOOSTs

Verpasse nicht den nächsten Teil der großen Teamvorstellungsreihe auf e-Formel.de - morgen früh liest du hier alles über Panasonic Jaguar Racing.

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