Audi-Fahrer di Grassi im Interview: "Härteste Saison der Formel-E-Geschichte" steht bevor
Timo Pape
Die Vorbereitungen sind abgeschlossen, und die Rennautos des Teams Audi Sport ABT Schaeffler befinden sich bereits auf dem Weg nach Hongkong. Dort findet am 2. und 3. Dezember das Auftaktrennen der neuen Formel-E-Saison statt. Im Interview spricht der amtierende Champion Lucas di Grassi über seine Erwartungen, das neue Audi-Werksteam und die größte Konkurrenz.
Wen siehst du in dieser Saison als Favorit im Titelkampf?
Das ist in der Formel E schwer zu beantworten - vor dieser Saison ganz besonders. Ich rechne sehr stark mit Renault und Mahindra, gleichzeitig sollten wir auch Virgin, Andretti und Jaguar auf dem Schirm haben. Es gibt mindestens fünf oder sechs Teams, die Rennen gewinnen können. Mit Andre Lotterer, Edoardo Mortara und Kamui Kobayashi kommen zudem starke Fahrer neu dazu. Vorhersagen sind da fast unmöglich. Sicher ist nur: Es wird die am härtesten umkämpfte Saison in der bisherigen Formel-E-Geschichte.
Was bedeutet es dir, die Saison mit der Startnummer 1 auf dem Auto zu bestreiten?
Das ist ein gutes Gefühl. Denn es zeigt, dass wir in der vergangenen Saison einen guten Job gemacht und etwas Außergewöhnliches geleistet haben. Punkte gibt es dafür in der neuen Saison zwar nicht, aber es ist Motivation pur, wieder alles für den Erfolg zu geben.
Jetzt, da deine Heimatstadt Sao Paulo im Kalender der Formel E steht, können wir uns die Frage nach deinem Lieblingsrennen wahrscheinlich sparen…
Mit dem Rennen in Sao Paulo wird für mich ein Traum wahr. Die Stadt ist meine Heimat, meine ganze Familie und meine Freunde werden beim Rennen dabei sein. Trotzdem gibt es auch andere Städte, auf die ich mich sehr freue - Rom und Zürich zum Beispiel. Die Formel E erlebt mit neuen attraktiven Renn-Locations und neuen Herstellern gerade einen echten Boom. Sie ist für mich schon jetzt die zweitrelevanteste Rennserie nach der Formel 1. Sie erfüllt alle Voraussetzungen, um in Zukunft noch weiter zu wachsen.
In wenigen Tagen geht es nach Hongkong. Wie groß ist die Vorfreude?
Die Vorfreude auf den Auftakt der neuen Formel-E-Saison ist riesig. Wir haben in den vergangenen Monaten hart dafür gearbeitet, wieder mit einem siegfähigen Auto am Start zu sein. Der Übergang von einem von Audi unterstützten Team hin zu einem vollen Werkeinsatz war spannend und hat reibungslos funktioniert. Jetzt wünschen wir uns ein gutes Wochenende in Hongkong - am liebsten so erfolgreich, wie wir die vergangene Saison beendet haben.
Wie hast du die Sommerpause seit dem Saisonfinale der Formel E verbracht?
Direkt nach dem Finale Ende Juli gab es eine Menge PR-Termine, die ich aber nicht als Arbeit bezeichnen würde. Es war schön, zu sehen, wie groß das Interesse an der Formel E und unserem Titelgewinn international war. Kurz darauf haben auch schon die Testfahrten begonnen und die Arbeit mit den Ingenieuren sowie im Simulator. Höhepunkte für mich waren vor allem die beiden Rennen, die ich in der Sommerpause für Audi gefahren bin: das Legenden-Rennen im Audi Sport TT Cup in Hockenheim und der Auftritt in Macao beim GT World Cup.
Hat dir das Rennen auf dem Stadtkurs in Macao bei der Vorbereitung auf die Formel E geholfen?
Auto und Strecken sind zwar unterschiedlich, trotzdem schärft jedes Rennen die Sinne und trainiert Körper und Geist eines Rennfahrers. Macao ist speziell und eine tolle Herausforderung im Motorsport. Ich bin sehr dankbar, dass ich die Möglichkeit hatte, dort wieder zu starten - auch wenn wir uns ein anderes Ergebnis gewünscht hätten.
Wie zufrieden bist du mit der Vorbereitung auf die neue Saison der Formel E?
Ich bin sehr zufrieden. Verglichen mit den Vorjahren, haben wir uns mit harter Arbeit und großem Einsatz eine gute Ausgangsposition verschafft. Wie viel das im Wettrennen mit der Konkurrenz am Ende wert ist, sehen wir nächste Woche in Hongkong.
Was hat das Team im Vergleich zur vergangenen Saison verbessert?
Der Antriebsstrang, dessen Entwicklung in der Formel E frei ist, ist komplett neu. Außerdem haben wir das Getriebe gewechselt - von drei Gängen hin zu nur noch einem Gang. Mit dem Einstieg von Audi haben wir jetzt noch bessere Möglichkeiten, vor allem was die Arbeit im Simulator betrifft. Das ist gut und notwendig. Ich bin überzeugt: Dadurch wird das Niveau im gesamten Starterfeld noch einmal steigen.
Du hast 2016 in Hongkong ein verrücktes Rennen erlebt, bei dem du von ganz hinten gestartet und dennoch aufs Podium gefahren bist. Was erwartest du dieses Mal vom Saisonauftakt?
Ich erwarte wieder ein verrücktes Rennen. Die Strecke in Hongkong ist lang, hat ein spannendes Layout und bietet viele Überholmöglichkeiten. Die Fans werden zwei aufregende Rennen sehen, da bin ich mir sicher.
0 Kommentare
Einen Kommentar schreiben