Formel E

Audi hadert mit Abt-Strafe & Unfall in Monaco, feiert seine 5-jährige Formel-E-Geschichte

Timo Pape

Timo Pape

Der Monaco E-Prix der Formel E am vergangenen Wochenende lief für Daniel Abt und Lucas di Grassi ganz und gar nicht nach Plan. Beide Piloten des deutschen Teams Audi Sport ABT Schaeffler blieben im Rennen ohne Punkte. Am Mittwoch blickte das Team nichtsdestotrotz mit Stolz auf das eigene fünfjährige Formel-E-Bestehen zurück.

Auch auf der kürzesten Strecke der Formel-E-Saison spielte in Monaco das Qualifying eine vorentscheidende Rolle. Erneut waren die führenden Fahrer der Gesamtwertung benachteiligt, da sie als Erste auf die Strecke gehen mussten. Keiner der ersten Gruppe schaffte es in die Super-Pole der besten Sechs. Di Grassi musste sich mit Startplatz 13 begnügen, Abt gar nur mit Startplatz 16 - und das auf einer Strecke, auf der das Überholen extrem schwierig ist.

Trotzdem konnten sich beide Audi-Piloten im Rennen zunächst nach vorn arbeiten. Di Grassi überholte mehrere Konkurrenten und lag schon auf Position 8, als er von BMW-Pilot Alexander Sims, der ebenfalls einer Kollision ausweichen musste, in die Leitplanken gedrückt wurde und aufgeben musste. "Der Ausfall ist extrem ärgerlich, denn es wären heute wichtige Punkte im Titelkampf gewesen. Bei den Stewards hat er nach dem Rennen gesagt, dass er mich nicht gesehen hat. Wenn er beim Bremsen seine Linie verlässt, muss er sich vergewissern, dass dort niemand ist…", so di Grassi zumindest noch kurz nach dem Rennen.

Diese Meinung änderte der Brasilianer jedoch in den vergangenen Tagen. Nach dem Studium des Unfallvideos sprach er sich sogar für Sims aus, der nach dem Rennen eine Strafversetzung um fünf Startplätze für den Berlin E-Prix erhalten hatte. "Aus dieser Perspektive wird klar (verweist auf das Video im unten stehenden Tweet), dass Sam Bird ihn ganz klar getroffen hat. Sam hätte die Strafe erhalten sollen, nicht Sims." Antonio Felix da Costa pflichtete ihm via Twitter bei. Dass die FIA die Strafe gegen Sims noch zurücknimmt, ist allerdings sehr unwahrscheinlich.

Abt bei beim Turvey-Unfall "einfach machtlos"

Daniel Abt zeigte in Monaco eine kämpferische Leistung, die ihn am Ende bis auf Rang 8 nach vorn brachte. Wegen einer Berührung mit Oliver Turvey (NIO) wurde der Deutsche aber nachträglich auf Platz 15 zurückversetzt. "In Monaco so viele Plätze gutzumachen, ist fast unmöglich", sagt Abt. "Deshalb ist die Zeitstrafe für mich und das Team besonders enttäuschend. Beim Start der Full-Course-Yellow-Phase hat ein Auto vor mir so hart abgebremst, dass ich einfach machtlos war."

Teamchef Allan McNish blickt enttäuscht auf den neunten Saisonlauf zurück: "Wir wussten, dass es von diesen Startpositionen für uns auf einer so engen Strecke ein extrem hartes Rennen werden würde. Dass Lucas so ausgeschieden ist, ist bitter. Er wäre ganz sicher in die Top 6 gekommen. Daniels achter Platz wäre zumindest ein kleiner Trost gewesen. Dass wir heute sehr enttäuscht sind, steht außer Frage."

Audi, ABT & Schaeffler feiern 5 Jahre Formel E: "Wie der erste Schultag"

Wenige Tage später, am Mittwoch, dem 15. Mai, schloss das Audi-Team spätestens mit dem verkorksten Monaco-Wochenende ab und feierte ein kleines Jubiläum. Denn genau fünf Jahre zuvor begann für die Mannschaft aus Bayern das Abenteuer Formel E. In Donington erhielt das Team am 15. Mai 2014 sein erstes Chassis für den Einsatz in der rein elektrischen Rennserie. Nach einer kurzen Zeremonie mit Formel-E-Gründer Alejandro Agag, einer Pressekonferenz mit den zehn damaligen Teamchefs folgte am späten Nachmittag noch ein Gruppenfoto vor dem damaligen Hauptquartier an der Rennstrecke in Donington.

Seit damals mit dabei: das Audi Sport ABT Schaeffler, auch wenn sich der offizielle Name der Truppe seither mehrfach verändert hat. In den ersten drei Saisons trat ABT als Privatteam an, erfreute sich über die Unterstützung von Audi und bezog ab Saison 2 einen Antriebsstrang von Schaeffler. Seit Saison 4 geht Audi mit eigenem Werksteam an den Start - die Partner haben sich dadurch aber nicht geändert.

"Dieser Tag war der offizielle Startschuss. Aus einem theoretischen Projekt, das wir viele Monate zu Hause auf dem Papier geplant hatten, ist Wirklichkeit geworden", sagt Thomas Biermaier. Der Sportdirektor von ABT Sportsline leitete damals zusammen mit Teamchef Hans-Jürgen Abt die Geschicke der deutschen Mannschaft. "Für uns alle hat es sich ein bisschen wie der erste Schultag angefühlt: Alles war neu und ein bisschen ungewiss, aber die Vorfreude war groß."

Bewegte Geschichte für Chassis Nummer 20

Das erste Chassis, das am 15. Mai 2014 an (damals noch) "ABT Schaeffler Audi Sport" übergeben wurde, trug die Nummer 20 - und sollte Geschichte schreiben: Mit Chassis 20 überquerte Lucas di Grassi am 13. September 2014 als Sieger des ersten Formel-E-Rennens überhaupt die Ziellinie in Peking. Chassis 20 musste jedoch auch viel "Schmerz" ertragen: Am 9. Oktober 2016 zerstörte di Grassi bei einem Crash in Hongkong die gesamte linke Seite, und auch nach einem Kabelbrand 2015 in Punta del Este musste es repariert werden. Seinen letzten Sieg feierte Chassis 20 am 14. Juli 2018 in New York und wurde nach der Saison als Museumsstück an Alejandro Agag übergeben.

"Die Formel E hat sich in ihren ersten Jahren hervorragend entwickelt - sowohl mit einem spannenden sportlichen Wettbewerb als auch mit vielen Innovationen abseits der Strecke", sagt Audi-Motorsportchef Dieter Gass. Audi kam 2017 als erster deutscher Automobilhersteller werkseitig in die Serie. "Dass jetzt so viele Marken engagiert sind und bald noch mehr dazukommen, ist eine schöne Bestätigung für den Pioniergeist der Formel E und ihrer Gründungsmitglieder."

Für Audi Sport ABT Schaeffler war die Lieferung des ersten von insgesamt vier Autos - in den ersten vier Jahren der Formel E gab es ja noch zwei Fahrzeuge pro Fahrer und einen Autowechsel zur Rennmitte - auch der Beginn einer intensiven Arbeitsphase. "Wir haben das erste Fahrzeug sofort zerlegt, um genau festzulegen, welche Ausrüstung und welche Werkzeuge wir für den Einsatz brauchen. Vorher kannten wir das Auto ja nur von Zeichnungen", denkt Biermaier zurück. Für drei Monate zog seine Mannschaft nach Donington, um sich dort bis zu den Testfahrten - auch e-Formel.de war schon damals vor Ort an der Rennstrecke dabei - um die Vorbereitung der Autos zu kümmern.

Die Bilanz von Audi Sport ABT Schaeffler bis heute kann sich sehen lassen: In 54 Rennen gewann die deutsche Mannschaft 39 Pokale, holte 1.027 Punkte und ist damit bis jetzt - zumindest nach Punkten, wenn auch nicht nach Titeln - das erfolgreichste Team im internationalen Starterfeld. In der dritten Saison (2016/17) wurde Lucas di Grassi nach einem dritten und einem zweiten Platz in den vorangegangenen Saisons zum ersten Mal Formel-E-Champion. In der vierten Saison (2017/18) feierte Audi Sport ABT Schaeffler in New York den Titel in der Teamwertung.

Mit acht verschiedenen Siegern in neun Rennen ist der Titelkampf in der laufenden Saison so offen wie nie zuvor. Der zehnte Lauf und das 55. Rennen der Formel-E-Geschichte wird am 25. Mai in Berlin stattfinden.

Fotos: Audi

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