Formel E

Audi-Teamchef McNish zu Mercedes- & Porsche-Einstieg: "Es fühlt sich nach Bundesliga an"

Tobias Wirtz

Tobias Wirtz

In der sechsten Formel-E-Saison gehen neben Audi mit BMW, Mercedes und Porsche drei andere deutsche Hersteller an den Start. Es ist das erste Mal in der Motorsportgeschichte, dass die vier großen deutschen Premium-Marken mit Werksteams in einer Rennserie aufeinander treffen. Allan McNish geht inzwischen in seine dritte Saison als Audi-Teamchef. Nach dem Gewinn des Teamtitels in Saison 4 und der Vizemeisterschaft im vergangenen Jahr nehmen die Ingolstädter zumindest auf dem Papier die Favoritenrolle bei den deutschen Herstellern ein.

Befragt nach dem Konkurrenzkampf unter den deutschen Marken, erklärt McNish am Rande der Vorsaison-Testfahrten: "Solange sie hinter uns sind, sind wir sehr glücklich. Die Realität ist, dass wir alle hier sind, um gegeneinander anzutreten. Wir wollen alle einen starken Wettbewerb. Mercedes und Porsche bringen hier ganz klar einen zusätzlichen Mehrwert."

Jedoch dürfen auch die anderen Hersteller, die sich in der Elektrorennserie engagieren, nicht außer Acht gelassen werden - immerhin gewann Techeetah mit Antriebspartner DS in der abgelaufenen Saison den Fahrer- und den Teamtitel. "Es fühlt sich definitiv ein bisschen nach Bundesliga an. Das spielt unter uns bestimmt eine Rolle, aber ich glaube, es ist die Realität, dass wir mit den anderen Teams im gleichen Wettkampf stehen wie wir untereinander", so McNish weiter. "Es ist gut für die Meisterschaft und eine Bestätigung, dass die Entscheidung, die wir alle getroffen haben, die richtige war. Besonders in Bezug auf die Elektrifizierung in der Zukunft. Es wird dem Ganzen einen Schub geben, dass wir hier alle mit dabei sind - auch wenn natürlich nur einer gewinnen kann. Es gibt aber auch acht andere Teams, die das erreichen wollen."

Der Antrieb für den Audi e-tron FE06 sei vielmehr eine Evolution als eine Revolution. Das Konzept aus der Vorsaison ist identisch geblieben: "Man guckt sich nur Details an. Letztes Jahr gab es eine große Veränderung mit den neuen Autos: die nahezu verdoppelte Batteriekapazität, dank der wir jetzt keinen Fahrzeugwechsel mehr benötigen, dazu der Attack-Mode, der als neues strategisches Element eingeführt wurde. Jetzt verstehen wir davon ein wenig mehr. Aus unserer Sicht haben wir an vielen Details gearbeitet, so wie sicherlich alle anderen auch: das Gewicht und damit die Gewichtsverteilung sowie die Software."

Bei 'e-racing.net' ging McNish weiter ins Detail, was die Entwicklungen angeht: "Wir haben uns die Bereiche angesehen, in denen wir im vergangenen Jahr wettbewerbsfähig waren, und einige der Strecken, wo wir weniger erfolgreich waren. Wir haben uns verbessert, aber bis wir zu einem Rennen kommen, kann ich es nicht definitiv sagen, denn der endgültige Beweis ist immer das Ergebnis. Selbst wenn wir uns bei einer Sache verbessert haben, können sich alle anderen auch verbessern, und dann sind wir wieder am Ausgangspunkt."

Audi hofft auf Effizienz-Vorteile

Nachdem in der vierten Saison noch die Effizienz des Antriebs die Trumpfkarte des Teams gewesen war, spielte diese Stärke in der abgelaufenen Saison keine so große Rolle, was aber auch an den Regeln lag. Da die Rennen nicht mehr über eine feste Rundenanzahl gingen, sondern 45 Minuten plus eine Runde dauerten, führten insbesondere Safety-Car- oder Full-Course-Yellow-Phasen dazu, dass das Energiemanagement nur noch eine untergeordnete Rolle spielte. "Die Änderungen, die nun bei einer Safety-Car-Phase greifen, wo die Energie reduziert wird, sind sicherlich nach unserem Geschmack", begrüßt der Audi-Teamchef die Anpassungen am Sportlichen Reglement.

Für die kommende Saison erwartet er eine höhere Wettbewerbsdichte in der Elektrorennserie: "Wenn du eine Zehntelsekunde zurückliegst, warst du vor zwei Jahren immer noch in der zweiten Startreihe. In der kommenden Saison wirst du jedoch in der vierten oder fünften Startreihe landen. Aber das ist für alle gleich. Das sorgt dafür, dass man jedesmal auf den Punkt gefordert ist, seine beste Leistung zu erbringen."

Angesprochen auf die Entscheidung, erneut mit Daniel Abt und Lucas di Grassi in die Saison zu starten, äußert sich der Schotte sehr zufrieden mit den beiden "Dauerbrennern": "Ich denke, Audi ist immer sehr konstant gewesen, was seine Fahrer angeht. Wenn ich auf meine Karriere zurückblicke, hatten wir die längste Zeitspanne mit denselben Fahrern in Le Mans. Das war mit Tom Kristensen, Dindo Capello und mir und später dann mit Marcel Fässler, Andre Lotterer und Benoit Treluyer. Benoit ist auch heute noch in unserem Formel-E-Programm involviert, daher denke ich, dass Konstanz ein wichtiger Teil davon ist."

"Wenn man sich die Statistik einmal ansieht, dann haben wir mehr Siege und Punkte erzielt als alle anderen Teams in der Rennserie. Und die Fahrer sind ein wichtiger Teil davon. Daher ist es nur logisch, hier auf Kontinuität zu setzen. Lucas hat die Meisterschaft schon gewonnen, Daniel will sie unbedingt gewinnen, und mit seiner Performance aus Saison 4 und 5 kann er das auch erreichen."

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