Formel E

Audi vor möglichem DTM-Aus: Berger spricht Formel E die Sportlichkeit ab, Nico Müller kontert

Timo Pape

Timo Pape

Obwohl Audi sein DTM-Aufgebot für die Saison 2020 auf neun Autos erweitert hat, halten sich seit einer Weile die Gerüchte, dass die Ingolstädter die Tourenwagenserie in naher Zukunft aufgeben könnten - um sich nur noch auf die Formel E zu konzentrieren. Laut DTM-Chef Gerhard Berger würde dieser Schritt der Marke schaden. Nico Müller und ein Audi-Vertreter widersprechen jedoch.

"Wenn man auf die DTM alleine zugunsten der Formel E verzichten würde, schwächt man womöglich seine Sportlichkeit - und schwächt damit auch den Bereich, in dem du die Emotion mitnimmst", sagte Berger vor gut einem Monat bei den Kollegen von 'Motorsport-Total.com'. Leidenschaft sei in der Formel E momentan "nur sehr begrenzt vermittelbar".

Die Autos in der Elektroserie seien noch zu langsam und dadurch zu unspektakulär. Zudem fehle der klare optische Bezug zum Serienmodell, da es sich schließlich um Formelfahrzeuge handele. "Dann schränkst du die sportliche Basis einer Marke ein", erklärt Berger. "Ich als Hardcore-Motorsportler würde die Formel E nicht unbedingt in die Kategorie Motorsport einordnen."

Audi-Pilot Nico Müller - gleichzeitig DTM-Vizemeister und Formel-E-Stammfahrer bei Dragon - widerspricht dem 60-Jährigen nun: "Ich bin ganz fest der Meinung, dass es in der Formel E nicht an Emotion und an Leidenschaft für das Racing mangelt. Und ich finde, dass auch das Racing selbst spektakulär ist", meint der Schweizer. Er räumt ein, dass die Straßenrennen der Formel E zwar anders seien, als auch er es aus seiner Jugend kenne. "Aber sie sind in keiner Weise weniger spektakulär."

"In einer anderen Generation aufgewachsen"

Die Formel E sei "sehr spannend, sehr intensiv und eine große Herausforderung für die Fahrer", erklärt Müller weiter, der beide Rennserien auf dem Effeff kennt. Nichtsdestotrotz hat der 28-Jährige Verständnis für die österreichische Grand-Prix-Legende Berger und bezeichnet ihn als "Oldschool-Racer, der in einer anderen Generation aufgewachsen ist als wir".

Stefan Moser, Kommunikationschef der Audi-Motorsport-Abteilung, kann beide Seiten nachvollziehen: "Wenn du dir aktuell ein Formel-E-Rennen anschaust, siehst du viel mehr Überholmanöver als in anderen Serien, was natürlich auch mit dem Qualifying-Format zu tun hat, denn die schnellsten Fahrer starten nicht immer an der Spitze des Feldes", erklärt der Deutsche gegenüber 'Motorsport.com'.

Zudem bringt die Formel E andere Vorteile mit sich. Der Nürburgring sei zum Beispiel eine fantastische Rennstrecke, doch ein Fan müsse erst einmal 20 Kilometer dort hinfahren, sagt Moser. Die Formel E hingegen fährt stets mitten in der Stadt und ist mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar.

Trotzdem verteidigt Moser auch die DTM: "Der Rennsport begann einst mit Pferderennen - die gibt es auch heute noch. Es ist gut vorstellbar, dass wir (in Zukunft) sowohl Verbrenner- als auch Elektromotorsport sehen werden. Wir verkaufen Verbrenner, wir verkaufen Elektroautos, und noch nicht jeder kann sich ein E-Auto vorstellen. Wir brauchen beides."

Ob Audi der Einschätzung Mosers folgen wird und im Jahr 2021 weiterhin in beiden Rennserien antritt, bleibt abzuwarten. Nach wie vor ist ein Audi-Ausstieg nach der kommenden DTM-Saison im Bereich des Möglichen. Sollte sich nach Mercedes auch der zweite große Hersteller aus der DTM zurückziehen, bliebe nur noch BMW übrig. Nach Einschätzung einiger Insider wäre dies wohl der Todesstoß für Bergers Tourenwagenserie, die heute zweifelsohne noch zu den größten Plattformen im internationalen Motorsport zählt.

Foto: Peter Minnig / Spacesuit Media

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