Formel E

Auf die Zielgerade: Die XXL-Vorschau zum London E-Prix 2022 der Formel E

Tobias Bluhm

Tobias Bluhm

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Zwölf Rennen sind absolviert, vier stehen noch aus: Beim London E-Prix biegt die Formel E am kommenden Wochenende endgültig auf die Zielgerade ihrer Saison 2022 ab. Wie die Chancen der verbleibenden Titelkandidaten stehen, was die Indoor/Outdoor-Strecke in Großbritannien auszeichnet, und wer die besten Chancen an der Themse hat, liest du in unserer Vorschau.

155, 144, 139, 128 - das sind die Punkteanzahlen der Top-4-Fahrer im aktuellen WM-Zwischenstand. Dank seines Podiums in New York übernahm Stoffel Vandoorne (Mercedes) vor eineinhalb Wochen wieder die Spitzenposition von seinem Markenkollegen Edoardo Mortara (Venturi). Auf den Plätzen 3 und 4 folgen Mitch Evans (Jaguar) und Jean-Eric Vergne (DS Techeetah). Vier Rennen vor dem Saisonende haben alle noch realistische Titelchancen - doch es ist gut möglich, dass am London-Wochenende ein Fahrer aus dem Titelrennen fällt.

Auch wird spannend zu sehen, wie sich etwa die New-York-Sieger Nick Cassidy (Envision) und Antonio Felix da Costa (DS Techeetah) oder das Porsche-Duo um Pascal Wehrlein und Andre Lotterer schlagen werden. Klare Siegfavoriten gibt es vor dem London-Rennen nicht - und gerade das ist es, was die Formel-E-Meisterschaftsläufe 13 und 14 so vielversprechend macht.

Stadt, Land, Fluss

Seit fast einem Jahrtausend ist London die Hauptstadt des Vereinigten Königreichs beziehungsweise dessen Vorgänger. Als Sitz der Regierung und des britischen Königshauses entwickelte sich London im Mittelalter zu einem wichtigen Handelsplatz in Europa, wurde im 19. Jahrhundert zur Hauptstadt des Britischen Weltreiches und ist heute ein bedeutsames Kultur- und Finanzzentrum.

Inzwischen leben etwa 14,2 Millionen Menschen in der Metropolregion London, darunter auch viele Mitarbeiter:innen der Formel E, die ihren Hauptsitz in der Stadt hat. Die Rennstrecke befindet sich im Docklands-Stadtteil, der einst der größte Hafen der Welt war. In unmittelbarer Nähe des Kurses, der sich in und an den Messehallen des ExCeL-Zentrums befindet, liegt der London City Airport.

Fast Facts | London

  • Während seiner Amtszeit von 1660 bis 1685 veranlasste König Karl II., dass im Tower of London stets sechs Raben untergebracht werden sollen, um das Königreich vor dem Untergang zu beschützen. Dieser Aberglaube hält sich bis heute - sie haben sogar einen eigenen Tierpfleger!
  • In London stehen so viele Bäume, dass die Stadt per Definition der Vereinten Nationen als "Wald" klassifiziert werden kann.
  • In den Hallen des ExCeL fanden bei den Olympischen Spielen 2012 Wettkämpfe in den Disziplinen Boxen, Ringen, Judo, Taekwondo, Gewichtheben, Tischtennis und Fechten statt. Deutsche Athlet:innen gewannen dabei drei Silber- und acht Bronzemedaillen.
  • In der jahrhundertelangen Geschichte Londons wechselte die Stadt mehrfach ihren Namen: Die Römer nannten sie Londinium, die Angelsachsen Lundenwic, und die Normannen Lundin, woraus sich schließlich "London" entwickelt haben soll.
  • Durchschnittlich regnet es an 111 Tagen im Jahr in London - und damit genauso häufig wie in Seoul, dem Austragungsort des Formel-E-Finales im August.

Zeitplan, TV & Livestream | Das Formel-E-Rennen in London

Genau wie das Formel-E-Event in New York City ist auch der London E-Prix ein "Double-Header". Es finden am Wochenende also zwei Rennen statt, jeweils eines am Samstag und Sonntag. Der offizielle Startschuss zum E-Prix fällt jedoch bereits mit dem 1. Freien Training am frühen Freitagabend.

In Deutschland, Österreich und der Schweiz zeigt auch dieses Mal der Free-TV-Sender ProSieben die Formel E. Die Vorberichterstattung beginnt an beiden Tagen jeweils 30 Minuten vor dem Rennstart. Das Rennen läuft außerdem (kostenpflichtig) bei Eurosport 2 beziehungsweise im Eurosport Player.

Zuvor zeigt ran.de jeweils die Qualifyings im Livestream. Samstags läuft das Zeitfahren um die Startplätze außerdem bei ProSieben Maxx im Fernsehen. Los geht die Qualifikation an beiden Tagen um 11:30 Uhr. Die Freien Trainings kannst du wie gewohnt im kostenfreien Livestream auf e-Formel.de verfolgen. Zudem bieten wir dir zu jeder Session einen Formel-E-Liveticker an, der sich ideal als Second-Screen oder für zusätzliche Informationen aus dem Teamfunk anbietet.

Session Datum Wochentag Start TV/Stream Start Session Ende TV/Stream TV-Sender/Website
1. Freies Training 29.07.2022 Freitag 18:10 18:15 18:50 e-Formel.de
2. Freies Training 30.07.2022 Samstag 09:55 10:00 10:35 e-Formel.de
Qualifying 1 30.07.2022 Samstag 11:30 11:40 13:35 ProSieben Maxx / ran.de
Rennen 1 30.07.2022 Samstag 15:30 16:00 17:15 ProSieben / ran.de
3. Freies Training 31.07.2022 Sonntag 09:25 09:30 10:05 e-Formel.de
Qualifying 2 31.07.2022 Sonntag 11:30 11:40 13:35 ran.de
Rennen 2 31.07.2022 Sonntag 15:30 16:00 17:10 ProSieben / ran.de

* alle Angaben in Mitteleuropäischer Sommerzeit (MESZ)

In Österreich bietet der ORF darüber hinaus ebenfalls eine Übertragung zum Formel-E-Rennen an - samstags bei ORF1, sonntags bei ORF Sport+. In der Schweiz läuft der E-Prix bei MySports One.

Strecke | Einzigartiger Indoor/Outdoor-Kurs an der Themse

Im Jahr 2021 weihte die Formel E die einzige Indoor- und Outdoor-Rennstrecke in einer FIA-Weltmeisterschaft ein. Der 2,141 Kilometer lange Kurs an und in den ExCeL-Messehallen umfasst 22 Kurven, von denen einige für das Rennen am kommenden Wochenende neu gestaltet wurden. Gute Überholmöglichkeiten bieten sich in den Kurven 1, 10, 16 und 21.

Besonders ist dabei vor allem die überdachte Passage zwischen den Kurven 20 und 8 sowie die steilen Rampen zwischen den Kurven 5/6 sowie 20/21. Selbst für Formel-E-Verhältnisse gilt der London-Kurs als ausgesprochen eng und mit wenigen Auslaufzonen. Die Attack-Zone befindet sich in Kurve 16.

Eine weitere Besonderheit der Strecke ist, dass den Fahrern für das Rennen hier nicht die volle Energiemenge von 52 kWh zur Verfügung steht. Aufgrund der vielen langsamen Streckenpassagen und des geringen Vollstromanteils ist der Energieverbrauch der Gen2-Boliden so gering, dass das Energiemanagement keine Rolle spielen würde. Im Rennen dürfen die Fahrzeuge daher maximal 46 kWh verbrauchen.

Rückspiegel | Was seit dem New York City E-Prix geschah

In den vergangenen anderthalb Wochen seit dem Gastspiel in den USA war es ruhig in der Formel E. Die Serie sucht weiter nach einem möglichen Ersatz für den New York City E-Prix im Rennkalender 2023 und könnte mit St. Petersburg eine Alternative in petto haben. Außerdem spielt die Formel E offenbar mit dem Gedanken, zu Rennen mit einer festen Rundenzahl zurückzukehren. Antonio Giovinazzi hadert indes mit den Herausforderungen in der vollelektrischen Meisterschaft und weiß noch nicht, wie es für ihn nächstes Jahr weitergehen wird.

Qualifying-Gruppen | Übersicht für den London E-Prix

In der Formel E findet die Qualifikation in zwei Abschnitten statt: Gruppenphase und K.-o.-Phase. Für das Gruppen-Qualifying wird das Fahrerfeld zunächst in zwei Hälften geteilt, wobei alle Fahrer auf den ungeraden Meisterschaftsrängen (Plätze 1, 3, 5, 7 usw.) in Gruppe A antreten, die Fahrer auf den geraden Rängen in Gruppe B.

Die vier Piloten, die nach jeweils zwölf Minuten die schnellsten Rundenzeiten in ihrer Gruppe fahren konnten, ziehen anschließend ins Viertelfinale ein, wo sie sich fortan um die besten Startplätze duellieren. Für den London E-Prix ergibt sich die folgende Zusammenstellung für die Qualifying-Gruppen.

Wettervorhersage | Kein traditionelles britisches Sommerwetter

Entgegen aller Klischees über den britischen Sommer wird das Wetter für die Formel E laut der aktuellen Vorhersage keine große Rolle spielen: Die Wetterdienste sind sich einig, dass es bei Höchsttemperaturen von 26-27 Grad trocken bleiben wird. Die Regenwahrscheinlichkeit ist für den ersten Renntag tatsächlich mit 0 Prozent angegeben, am Sonntag mit 5 Prozent.

Nach vier Hitzerennen in Folge spielt damit auch das Temperaturmanagement der Batterie voraussichtlich keine so große Rolle wie in Jakarta, Marrakesch und New York City.

Video: Die Highlights des London E-Prix 2021

 

Prognose | Jaguar-Vorteil beim Heimspiel?

Traditionell gelten enge Kurse, bei denen die Wendigkeit der Autos entscheidend ist, als vorteilhaft für das britische Jaguar-Team. Mitch Evans sowie Lokalmatador Sam Bird sehen sich also schon vor Beginn des 1. Freien Trainings mit hohen Erwartungen konfrontiert - ob berechtigt, oder nicht. Wie so häufig könnte jedoch abermals das Qualifying den entscheidenden Unterschied zwischen den Titelrivalen machen.

Schließlich gilt eine gute Startposition als wichtigster Faktor beim Kampf um Podestplätze. Ein Einzug in die K.-o.-Runden ist für die vier Titelaspiranten also sehr wichtig. Doch auch vermeintliche "Außenseiter" könnten gute Chancen haben. Nissan und Mahindra schielen nach ihren jüngsten Höhenflügen in New York auf weitere Überraschungserfolge, genauso wie Dragon oder Andretti.

Wir sind gespannt auf ein weiteres hochklassiges Formel-E-Wochenende, bei dem sich womöglich schon der eine oder andere Titelkandidat verabschieden könnte!

Übrigens: Auch in dieser Saison haben unsere Leser:innen eine kostenlose Community-Tippspiel-Runde organisiert. Wer mitmachen möchte, hat noch bis zum Wochenende Zeit, die ersten Tipps abzugeben oder sich neu anzumelden!

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