Formel E

Aufhören, wenn es am schönsten ist: Das e-Formel.de Fahrer-Rating zum Berlin E-Prix

Tobias Bluhm

Tobias Bluhm

Berlin-E-Prix-Podium-Ceremony-Winners

Der erste Formel-E-Weltmeister heißt Nyck de Vries. Bei einem spannenden Finalwochenende in Berlin sicherte sich der niederländische Mercedes-Pilot den Titel vor Edoardo Mortara (Venturi). Im e-Formel.de Fahrer-Rating, bei dem unsere Redaktion nach jedem Rennwochenende der Saison alle Fahrer bewertet, schneidet der 26-Jährige jedoch nicht mit Bestnoten ab.

Im Verlauf des Jahres 2021 sammelte de Vries so viele WM-Punkte wie kein anderer Fahrer, daran lässt die Formel-E-Gesamtwertung keinen Zweifel. Zumindest in Berlin zählte der Niederländer allerdings, so das Urteil unserer Jury, nicht zu den besten Piloten.

Auch im letzten Teil unserer Fahrer-Rating-Serie des Jahres hat die Redaktion von e-Formel.de alle Piloten auf einer Skala von 1 bis 10 bewertet. Dabei berücksichtigt sie ausschließlich die fahrerischen Einzelleistungen, nicht das Material oder äußere Einflüsse.

Disclaimer: Die Fahrer-Bewertungen beziehen sich ausschließlich auf den Berlin E-Prix, nicht auf die gesamte Saison 2021.

Das e-Formel.de Fahrer-Rating zum Berlin E-Prix

1. Norman Nato | 9.0 Punkte

Rennergebnis: Platz 4 / Platz 1
Gesamtwertung:
Platz 18

Schon seit dem Puebla E-Prix war bei Norman Nato (Venturi) ein Aufwärtstrend erkennbar, bis zuletzt wurde sein Renntempo aber nicht mit Punkten belohnt. In Berlin gelang ihm endlich der große Durchbruch: An beiden Tagen überzeugte er mit ausgezeichneten Individualleistungen, fuhr jeweils in die Top 5 und krönte seine Rookie-Saison mit einem souveränen Sieg.

Nato ließ dabei nur wenige Möglichkeiten ungenutzt. Mit Blick auf die Zukunft könnte seine Leistungssteigerung jedoch etwas zu spät kommen: Es ist gut möglich, dass er seine Formel-E-Laufbahn mit einem Rennsieg beendet haben könnte.

FAZIT: Ein ausgezeichnetes Wochenende von Nato, der beim Berlin E-Prix für den größten Höhepunkt seiner Saison sorgte.

2. Lucas di Grassi | 8.3 Punkte

Rennergebnis: Platz 1 / Platz 20
Gesamtwertung:
Platz 7

Ein Abschiedsgeschenk zum Audi-Ausstieg - das war Lucas di Grassis großer Wunsch für den Berlin E-Prix. Bereits im Samstagsrennen löste der Brasilianer dieses Versprechen ein. Wie schon in den letzten Jahren präsentierte sich di Grassi in Tempelhof von seiner besten Seite, fuhr in die Super-Pole, profitierte von der kuriosen DS-Stallorder und gewann den E-Prix.

Sonntags wurde er hingegen "Opfer" des hohen Wettbewerbsniveaus in der Formel E: Mit einer 1:07.209 Minuten in der berüchtigten Quali-Gruppe 1 verpasste er den Einzug in die Super-Pole um gerade einmal 0,126 Sekunden - und startete dennoch nur von Platz 17. Im Rennen sammelte er wegen einer Strafe, die nach einer Kollision mit Antonio Felix da Costa (DS Techeetah) gegen ihn verhängt wurde, keine Punkte.

FAZIT: Di Grassi zeigte abermals ein gutes Wochenende zum Saisonabschluss, konnte seine Punkteausbeute aber nicht maximieren. Mit etwas mehr Speed im Sonntagsqualifying wäre er ein ernstzunehmender WM-Kandidat gewesen.

= Mitch Evans | 8.3 Punkte

Rennergebnis: Platz 3 / DNF
Gesamtwertung:
Platz 4

Mitch Evans tat in Berlin alles dafür, Weltmeister zu werden - und dennoch reichte es nicht. Was möglich gewesen wäre, wenn er samstags nicht um 0,013 Sekunden die Super-Pole verpasst hätte, bleibt Spekulation. Im Rennen bewies er abermals Kampfgeist und sicherte sich zum rekordverdächtigen fünften (!) Mal in der Saison Platz 3.

Sonntags sah es so aus, als wäre der Titel nach Startplatz 3 in greifbarer Nähe. Er hätte lediglich seine Position bis zum Zieleinlauf verteidigen müssen, um sich zum Meister zu krönen. Stattdessen blieb er wegen eines noch ungeklärten technischen Defekts am Rennstart stehen, wurde von Edoardo Mortara (Venturi) getroffen und schied aus, ehe er die erste Kurve erreichte.

FAZIT: Viel hilft es ihm nicht, aber man muss einfach Mitleid mit Evans haben. Der Titel war so nah, und ist doch so fern…

4. Edoardo Mortara | 8.0 Punkte

Rennergebnis: Platz 2 / DNF
Gesamtwertung:
Platz 2

Dass Edoardo Mortara beim Berlin E-Prix zu den heißesten Titelkandidaten zählte, hätten vor der Saison wohl nur die wenigsten Experten gedacht. Auf den ersten Blick verlief das letzte Wochenende seines Jahres genau wie das erste. Im ersten Rennen sicherte er sich souverän Platz 2, sonntags sammelte er nach einem heftigen Unfall keine Punkte - ganz genau wie in Diriyya.

Mortara kann von Glück reden, dass er nach seinem Auffahrunfall mit Mitch Evans "nur" eine Mikrofraktur eines Wirbels erlitt. Der verpasste Titel wird zunächst nebensächlich für ihn sein, solange er gesund ist. Wir wünschen gute Besserung!

FAZIT: Wieder ein sehr, sehr starkes Wochenende von Mortara. Macht er im nächsten Jahr genau dort weiter, wo er in Berlin aufgehört hat, zählt er zwangsläufig zu den neuen Formel-E-Favoriten!

5. Jake Dennis | 7.5 Punkte

Rennergebnis: Platz 5 / DNF
Gesamtwertung:
Platz 3

Beinahe wäre Jake Dennis in Berlin das Cinderella-Märchen zum BMW-Abgang geglückt. Nach dem Startunfall von Mortara und Evans galt der Brite als Topfavorit auf den WM-Titel. Der Traum von der Meisterschaft platzte jedoch schon nach einem unerwarteten Unfall unmittelbar nach dem Neustart. Durch ein technisches Problem blockierte die Antriebsachse, Dennis rutschte machtlos in die Mauer vor Kurve 1. Wie bitter!

FAZIT: Sensationell, wie sich Dennis im letzten Rennen seiner starken Rookie-Saison in Position für den Meisterschaftsgewinn brachte. Leider fehlte ihm das Glück.

6. Stoffel Vandoorne | 6.8 Punkte

Rennergebnis: Platz 12 / Platz 3
Gesamtwertung:
Platz 9

Wenn wir ehrlich sind, vergab Vandoorne seine Chance auf den Formel-E-Titel schon am Rennsamstag. Der Belgier patzte im Qualifying und startete nur von Platz 22. Zwar arbeitete er sich im Verlauf des E-Prix nach vorn, konnte jedoch keine Punkte sammeln.

Deutlich besser lief es für ihn am Sonntag. Vandoorne gewann die Gruppenphase des Qualifyings, sicherte sich in der Super-Pole die erste Startposition und führte die erste Phase des Rennens an. In den Attack-Mode-Sequenzen mogelte sich jedoch Norman Nato (Venturi) an ihm vorbei, später musste er seinen Rang gegen die Porsche- und Mahindra-Fahrer sowie seinen Teamkollegen Nyck de Vries verteidigen. Er erreichte das Ziel auf einem sehr guten dritten Platz.

FAZIT: Wie so viele Fahrer hätte Vandoorne den Titel verdient gehabt. Seine WM-Chance vergab er allerdings bereits in der Qualifikation am Samstag.

7. Oliver Rowland | 6.8 Punkte

Rennergebnis: Platz 13 / Platz 2
Gesamtwertung:
Platz 14

In seinem letzten Rennen mit Nissan e.dams sorgte Oliver Rowland noch einmal für ein echtes Highlight. Nachdem er am Vortag unauffällig blieb und ohne Top-10-Ergebnis aus dem WM-Kampf ausschied, präsentierte er sich sonntags von seiner besten Seite. Im Qualifying schaffte er den Sprung in die Super-Pole und startete von Platz 2.

Auf dieser Position erreichte Rowland auch das Ziel. Der Brite verbuchte im letzten Rennen des Jahres somit sein bestes Saisonresultat und feierte sein zweites Podium 2021. Mahindra darf sich auf Rowland freuen.

FAZIT: Man soll bekanntlich aufhören, wenn es am schönsten ist. Rowlands Sonntagsrennen in Berlin war im Rückblick wohl das beste seiner Saison.

8. Nyck de Vries | 6.5 Punkte

Rennergebnis: Platz 22 / Platz 8
Gesamtwertung:
Platz 1

In einem Herzschlagfinale in Berlin krönte sich Nyck de Vries zum ersten Weltmeister der Formel E. Nach dem Rennen betonte der Niederländer immer wieder, welche Rolle das Glück in seiner Titelkampagne gespielt habe. Schließlich wurde er Weltmeister, obwohl er am Berlin-Wochenende insgesamt gerade einmal vier Punkte sammelte.

In Deutschland zeigte er zwei Rennen der Kategorie "so lala", wenngleich er samstags unverschuldet von Alex Lynn (Mahindra) aus dem Kampf um die Punkte genommen wurde. De Vries wird das rückblickend egal sein: Am Ende zählt für ihn nur die Weltmeisterschaft.

FAZIT: Sicherlich hätte es sich de Vries einfacher machen können, aber im Nachhinein ist das wohl irrelevant. Wir gratulieren herzlich zur Weltmeisterschaft!

9. Tom Blomqvist | 6.5 Punkte

Rennergebnis: DNF / Platz 10
Gesamtwertung:
Platz 24

Zum ersten Mal in dieser Saison schaffte es Tom Blomqvist in die Top 10 unseres Fahrer-Ratings - und das, so die Meinung unseres Panels, vollkommen zurecht. Der Brite wartete seit dem Rom E-Prix auf seine Gelegenheit für ein erneutes Punkteresultat, die er nach einem sehr guten Qualifying am Sonntag bekam und ausnutzte.

Betreut wurde Blomqvist dabei übrigens unter anderem von "ausgeliehenen" Mechaniker:innen aus den Mahindra- und Mercedes-Garagen. Grund war laut 'The Race' ein positiver Corona-Test eines Teammitglieds, wodurch sich gleich sechs Mitarbeiter:innen in die häusliche Isolation begeben mussten. Was für eine Geschichte...

FAZIT: Toll, wie sich Blomqvist gegen die "großen Namen" der Formel E behauptete. Den WM-Punkt in Berlin hat er sich redlich verdient.

10. Andre Lotterer | 6.5 Punkte

Rennergebnis: Platz 10 / Platz 4
Gesamtwertung:
Platz 17

Andre Lotterer beendete die Formel-E-Saison mit einem seiner besten Ergebnisse des Jahres. Zwar profitierte er dabei auch von einer erneuten Porsche-Stallorder, bei der Wehrlein ihm den Vortritt gewährte. Berlin zählte dennoch zu seinen besseren Performances im Jahr 2021 - bei beiden Rennen erzielte er Punkte.

FAZIT: In Berlin lief es für Lotterer besser als über weite Strecken der Saison.

Die weiteren Positionen im Fahrer-Rating:

 

Position Fahrer Note Ergebnis (Sa) Ergebnis (So)
= Rene Rast 6,5 Platz 9 Platz 9
12. Antonio Felix da Costa 6,3 Platz 7 DNF
13. Jean-Eric Vergne 6,3 Platz 6 Platz 11
= Alexander Sims 6,3 Platz 17 Platz 5
= Sam Bird 6,3 DNF Platz 7
16. Pascal Wehrlein 6,0 Platz 21 Platz 6
17. Maximilian Günther 5,3 Platz 8 Platz 15
18. Alex Lynn 4,8 Platz 20 Platz 13
19. Nick Cassidy 4,5 Platz 14 Platz 17
20. Robin Frijns 4,5 Platz 15 Platz 12
21. Sergio Sette Camara 4,5 Platz 18 Platz 18
22. Joel Eriksson 4,0 Platz 16 Platz 16
23. Sebastien Buemi 4,0 Platz 11 Platz 14
24. Oliver Turvey 3,0 Platz 19 Platz 19

 

So hat die Redaktion abgestimmt:
Fahrer Tobias Bluhm Svenja König Timo Pape Tobias Wirtz Durchschnitt
01. Norman Nato 10 8 9 9 9,00
02. Lucas di Grassi 8 9 8 8 8,25
=  Mitch Evans 8 9 8 8 8,25
04. Edoardo Mortara 8 8 8 8 8,00
05. Jake Dennis 7 8 7 8 7,50
06. Stoffel Vandoorne 6 8 6 7 6,75
07. Oliver Rowland 6 7 7 7 6,75
08. Nyck de Vries 6 10 5 5 6,50
09. Tom Blomqvist 5 7 8 6 6,50
10. Andre Lotterer 6 6 7 7 6,50
= Rene Rast 6 7 6 7 6,50
12. Antonio Felix da Costa 5 6 7 7 6,25
13. Jean-Eric Vergne 6 6 6 7 6,25
= Alexander Sims 6 7 6 6 6,25
= Sam Bird 6 6 6 7 6,25
16. Pascal Wehrlein 5 6 6 7 6,00
17. Maximilian Günther 5 5 5 6 5,25
18. Alex Lynn 3 6 5 5 4,75
19. Nick Cassidy 3 7 4 4 4,50
20. Robin Frijns 3 6 4 5 4,50
21. Sergio Sette Camara 4 5 5 4 4,50
22. Joel Eriksson 2 4 6 4 4,00
23. Sebastien Buemi 3 5 3 5 4,00
24. Oliver Turvey 2 5 2 3 3,00

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