Formel E

"Völlig unparteiisch" - Gen3-Batterie-Hersteller Williams ohne Bedenken wegen Jaguar-Partnerschaft

Tobias Wirtz

Tobias Wirtz

Williams Advanced Engineering wird bekanntermaßen die Batterien für die dritte Fahrzeuggeneration der Formel E liefern. Die Briten nehmen diese Rolle nach vier Jahren Formel-E-Pause bereits zum zweiten Mal ein, nachdem sie bereits in Generation 1 für die Akkus verantwortlich zeichneten. Trotz einer direkten Verbindung zum Formel-E-Team von Jaguar vertrauen die Teams der Elektroserie darauf, dass kein Rennstall vom neuen Batteriehersteller bevorzugt wird.

Mit Beginn von Saison 9 (Ende 2022) kehrt die Formel E zu Williams Advanced Engineering (WAE) als Einheitslieferant für den Energiespeicher zurück. Das Gastspiel von McLaren Applied Technologies (MAT) in der Formel E war somit ein eher kurzes: Das Tochterunternehmen der McLaren Group entwickelt und produziert derzeit die Batterien für das Gen2-Fahrzeug, muss seinen Platz nach vier Jahren jedoch wieder räumen.

Ganz unumstritten ist die Auswahl von Williams nicht, denn WAE ist ebenfalls seit Jahren technischer Partner des Jaguar-Teams. Beide Unternehmen haben ihren Sitz in der britischen Stadt Grove, und dies sogar im selben Gebäude. Auch personell gibt es enge Verzahnungen: So ist Craig Wilson nicht nur "Race Director" bei Jaguar, sondern gleichzeitig auch Geschäftsführer von WAE. Die Situation ist allerdings nicht neu, denn schon beim Einstieg von Jaguar in Saison 3 arbeitete das Unternehmen mit WAE zusammen, was seinerzeit für Bedenken bei anderen Teams sorgte.

Sammlung von Batterie-Daten dank Zugang zu fremden Garagen?

Diese Befürchtungen tauchen nun erneut auf: Da WAE-Ingenieure regelmäßig Zugang zu fremden Garagen haben, könnten Daten zur Batterie oder zu den Antrieben anderer Teams vermeintlich in die Hände von Jaguar gelangen, die die "Raubkatze" für einen Wettbewerbsvorteil ausnutzen könnte.

"Im Rahmen der sorgfältigen Prüfung der Ausschreibung wurde viel darüber diskutiert. Wir haben das in den Saisons 3 und 4 bereits einmal gut gehandhabt", beteuert Wilson bei 'The Race'. "Ich glaube wirklich, dass sich alle, einschließlich aller Hersteller, sehr wohlgefühlt haben damit, wie das damals durchgeführt wurde. Sowohl beim Support an der Rennstrecke als auch im Umgang mit den Daten der Teams."

"Wir hatten natürlich die Aufgabe, die Batteriesysteme zu warten, aber wir hatten keinen Zugriff auf alles andere, und das funktionierte sehr gut", so Wilson. "Für niemanden, der am Jaguar-Programm beteiligt ist, wird es möglich sein, irgendetwas über die Situation eines anderen Teams zu erfahren. Das wird unser Ansatz sein, und wir haben das ausführlich mit der FIA diskutiert."

Auch Jaguar Racing verspricht Unparteilichkeit mit Blick auf die Produktion und Herstellung der Batterien für die Gen3-Fahrzeuge: "Wir haben vollstes Vertrauen in den sehr detaillierten und gründlichen Prozess, den sowohl die FIA als auch WAE durchlaufen haben. Um die sportliche Chancengleichheit aller Teams zu gewährleisten, wird garantiert, dass die Lieferung der Gen3-Batterien unabhängig und völlig unparteiisch sein wird. Wir würden es auch gar nicht anders wollen", wird ein Sprecher des Jaguar-Teams zitiert.

WAE mit Erfahrung im Umgang mit Projekten für unmittelbare Konkurrenten

WAE führt diverse Programme für verschiedene Automobilhersteller durch und muss daher ohnehin in der Lage sein, klare Grenzen bei internen Projekten zu ziehen. Mehrere dieser Unternehmen sind direkte Konkurrenten, was WAE dazu verpflichtet, strenge Vertraulichkeitssysteme zu befolgen. Es muss dabei sichergestellt werden, dass die Daten unterschiedlicher Projekte vollkommen getrennt voneinander aufbewahrt werden.

Das Formel-E-Team Jaguar Racing ist sowohl physisch als auch elektronisch klar vom Rest des WAE-Geschäfts getrennt. Es ist davon auszugehen, dass eine der Auflagen der FIA war, dass beide Firmen unter anderem getrennte Hardware-Systeme nutzen. Somit soll sichergestellt werden, dass es für das eine Unternehmen nicht möglich ist, auf die Daten des anderen zuzugreifen.

Mercedes & Nissan unterstützen Entscheidung für WAE: "Wir sind zufrieden"

Mercedes-Teamchef Ian James vertraut den Experten der FIA und unterstützt die Entscheidung, WAE mit dem Projekt zu betrauen: "Letztendlich ist die Zahl der Unternehmen, die diese Technologie anbieten können, begrenzt. Die FIA ist eindeutig der Meinung, dass Williams Advanced Engineering, aus welchen Gründen auch immer, das beste Paket angeboten hat. Solange die richtigen Kontrollen vorhanden sind, ist das etwas, womit wir zufrieden sind", so der Brite gegenüber 'The Race'.

Auch bei Nissan e.dams gibt es keine Einwände gegen die Auswahl von WAE als Batterielieferant. Das Team hat selbst bei der Entwicklung einiger Schlüsselkomponenten des Antriebsstrangs mit dem aktuellen Batteriepartner MAT zusammengearbeitet: "Wir sind darüber nicht besonders besorgt, da jedes Team ohnehin herausfinden muss, wie die Batterien in seinem eigenen Antriebsstrang zu verwenden sind. Unsere Arbeit wird somit spezifisch für unser Nissan-e.dams-Auto sein", sagt Tommaso Volpe, Nissans globaler Motorsportdirektor.

"Dies gilt auch für jedes andere von der FIA homologierte Standardteil in der Formel E oder in jeder anderen Rennserie. Die FIA stellt sicher, dass diese Komponenten für alle Teams genau gleich sind", so Volpe. "Es ist nicht das erste Mal, dass ein Lieferant einer Standardkomponente eine Partnerschaft mit einem bestimmten Team hat oder sogar Teil der gleichen Firma ist. Manchmal wird die Lieferung sogar direkt von einem Team für alle anderen in derselben Meisterschaft durchgeführt."

Foto: Shivraj Gohil / Spacesuit Media

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