Bericht: ERT könnte eigene Formel-E-Entwicklung aufgeben und Porsche-Kundenteam werden
Tim Neuhaus
Laut einem Bericht von The Race soll das bisherige Formel-E-Herstellerteam ERT ab der kommenden Saison Kundenteam von Porsche werden und damit nicht mehr seine eigenen Elektroantriebe entwickeln, sondern Aggregate aus Zuffenhausen beziehen. Angeblich hätten sowohl ERT als auch Porsche den Deal bestätigt. Die Schwaben wären der erste Hersteller der Formel-E-Geschichte mit zwei Kundenteams (Andretti und ERT).
ERT hat ein desaströses Jahr hinter sich. Wirkten die Chinesen zu Beginn der Saison zumindest stärker als die von Mahindra angetriebenen Teams, fuhren sie zuletzt neun punktlose Rennen in Folge. Die Teamwertung war letztlich eindeutig: ERT wurde mit nicht einmal halb so vielen Punkten wie Mahindra Letzter. Nun nehmen die Chinesen offenbar Hilfe in Anspruch - entgegen der eigentlichen Herstellerphilosophie - und wollen ab Saison 11 mit alten Porsche-Antrieben an den Start gehen. Es ist zunächst von einem 2-Jahres-Deal bis zum Ende der Gen3-Ära die Rede.
Zum ersten Mal seit Beginn der Formel E würden somit sechs Fahrer mit dem gleichen Fahrzeug an den Start gehen. Der Deal wäre besonders überraschend, da Porsche bis vor Kurzem noch abgeneigt war, ein drittes Team zu beliefern und bereits ABT zurückgewiesen haben soll, die inzwischen mit dem neuen Hersteller Lola Yamaha zusammenarbeiten. Für ERT könnte ein Deal mit Porsche alles verändern - statt den hinteren Plätzen wären möglicherweise auf Anhieb Rennsiege drin.
Noch ist nicht alles geklärt
ERT hat seit einiger Zeit mit erheblichen finanziellen Problemen zu kämpfen. Angeblich ist der Hersteller nicht in der Lage, die anstehenden Kosten für die komplette Saison 11 zu decken. Folglich stehe das Team im ständigen Austausch mit möglichen neuen Sponsoren, heißt es. Der kurzfristige Wechsel zum Kundenteam - und dies gerade mal 70 Tage vor dem offiziellen Saisonstart - wären ein zusätzliches Risiko.
Falls der Porsche-Deal noch scheitern sollte, besitze das Team noch einen wenig aussichtsreichen Plan B: Die Firma Helix, welche auch letzte Saison für den ERT-Antrieb zuständig war, habe eine Weiterentwicklung des letztjährigen Antriebs bereitgestellt. Da das Team jenen seit Saisonende aber nicht auf der Rennstrecke getestet habe, würde ERT mit mehr technischem Rückstand als ohnehin schon nach Valencia fliegen.
Zumindest die Fahrer scheinen sicher
Diejenigen, die wohl am meisten auf den Porsche-Antriebsstrang hoffen, sind Dan Ticktum und Sergio Sette Camara. Beide Fahrer haben angeblich noch keinen Vertrag unterschrieben, stünden aber kurz davor zu verlängern. Der von Nissan zuletzt entlassende Sacha Fenestraz befinde sich ebenfalls in Verhandlungen mit dem Team, seine Chancen auf ein Cockpit seien aber sehr klein, heißt es.
Sowohl Ticktum als auch Sette Camara hatten im letztjährigen Auto zu kämpfen. Ihrer Unzufriedenheit machten sie sich mehr als einmal im frustrierten Boxenfunk oder in Interviews nach dem Rennen Luft. Ohne Alternativen bei anderen Teams sind sie auf einen Verbleib bei den Chinesen angewiesen, solange sie weiterhin in der Formel E fahren wollen.
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