Formel E

"Müssen uns genau ansehen, was uns der FANBOOST bringt" - Formel E erwägt Abschaffung zur Gen3-Ära

Tobias Bluhm

Tobias Bluhm

Lotterer-Evans-Rowland-Formula-E-Monaco

Insbesondere in den ersten Jahren spaltete kaum ein Element der Formel E die Meinungen so sehr wie der FANBOOST. Trotz des inzwischen geschaffenen (und beliebten) Attack-Modes ist der Leistungsschub für die beliebtesten Fahrer auch in der siebten Meisterschaftssaison noch Bestandteil der Elektroserie. Mit der Einführung des Gen3-Fahrzeugs könnte sich dies jedoch ändern.

Derzeit spielt Formel-E-Geschäftsführer Jamie Reigle offenbar mit dem Gedanken, den FANBOOST im kommenden Jahr abzuschaffen. Zwar hat die Serie ihre Abstimmungsprozesse in den letzten Jahren mehrfach angepasst, um die Integrität des Votings zu wahren. So wurden unter anderem die Abstimmungsoptionen über Twitter oder Facebook entfernt, da diese anfällig für Manipulationsversuche mit sogenannten Bots waren.

Dennoch fragt sich Reigle bei 'RaceFans': "Erfüllt der FANBOOST immer noch den Zweck, für den er ursprünglich konzipiert wurde, nämlich eine wirklich authentische Verbindung zwischen den Fans und unserem Produkt zu schaffen? Ich denke, wir müssen uns vor der dritten Generation fragen, was die Kernprinzipien der Formel E sind und was wir erreichen wollen. Und ich bin überzeugt, dass es dabei nichts gibt, was wir nicht infrage stellen sollten."

Reigle sorge sich insbesondere um die Komplexität der Formel E. So bildet der Attack-Mode, der den Fahrern ebenfalls für einige Minuten Extraleistung zur Verfügung stellt, seit 2018 ein wichtiges strategisches Element aller Rennen. Hinzu kommen "Sonderregeln" wie der Energieabzug bei Safety-Car- oder Full-Course-Yellow-Unterbrechungen, der zuletzt beim Valencia E-Prix für Chaos sorgte.

Reigle: "Verstehen das überhaupt die Teamchefs?"

Damals berechnete ein Großteil der Teams den Abzug falsch, was zum Ausfall zahlreicher Fahrzeuge führte. Nur neun der 24 Autos erreichten das Ziel. "Es gibt eine gewisse Komplexität im Formel-E-Rennformat", gibt der Kanadier zu. "Ich benutze immer das folgende Beispiel: Würde mein achtjähriger Sohn die Energiereduktionsregel verstehen? Verstehen das überhaupt die Teamchefs?"

"Das ist der Grund, weshalb Fußball so populär ist. Selbst wenn du kein Fußballfan bist und den Fernseher einschaltest, wird relativ schnell klar, was die Spieler versuchen. Vereinfacht gesagt bestehen Autorennen aus Autos und Fahrern, die versuchen, bis zum Ende des Rennens so schnell wie möglich zu fahren", erklärt er. "Wir haben hingegen einige Elemente hinzugefügt, die die Komplexität erhöht haben. Diese Elemente schauen wir uns (für die Gen3-Ära) ernsthaft an."

"Um auf das Thema des FANBOOSTs zurückzukommen lautet die Frage also: Welchen Zweck hat er, und ist er die zusätzliche Komplexität der Rennen wert? Es gibt Argumente, die dafür und dagegen sprechen. Ich denke, dass diese Frage noch offen ist."

Schnelllade-Boxenstopps als neues strategisches Mittel

Eine wichtige Rolle in der Entscheidung zur FANBOOST-Zukunft dürfte die Einführung eines weiteren strategischen Elements in der Gen3-Ära sein. Schließlich soll es in allen Rennen ab der Formel-E-Saison 2022/23 die Möglichkeit geben, die Fahrzeuge bei Schnelllade-Boxenstopps während der Rennen "aufzutanken" - wohl zusätzlich zum Attack-Mode, an dem die Formel E Berichten zufolge festhalten will.

Sollte die Elektrorennserie mit dem Beginn der Gen3-Ära tatsächlich auf den FANBOOST verzichten, täte sie dies vor allem aus strategischen Gründen. Reigle betont: "Wir werden ihn sicherlich nicht streichen, nur weil einige Leute darüber meckern. Wir haben aber die Verantwortung, uns genau anzusehen, was uns der FANBOOST bringt - und ich meine 'uns' als Kollektiv, also die Meisterschaft und die Teams. Mal sehen, wie wir das Rennformat weiterentwickeln können."

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3 Kommentare

Karl3 ·

Fanboost abschaffen!

HWE ·

Bitte abschaffen....!
So langsam fällt den Organisatoren das eigene Regelwerk auf die Füße, da bleibt/wächst die Hoffnung auf "normale" Autorennen in der Zukunft.

Mischa ·

Ich bin seit fast 40 Jahren eingefleischter
Motorsport-Fan und auch einige Jahre im Rallye-Sport selbst aktiv gewesen. Ich habe versucht, mich mit Formel E anzufreunden. Leider ist das Ganze für den Zuschauer weitgehend intransparent und von daher kaum nachvollziehbar.
Wenn 2x hintereinander der Sieger bzw.
2. wegen "unsichtbarer" Vergehen disqualifiziert wird, verliere ich die Lust an der Sache.

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