Berlin: Formel E freut sich "auf Perspektive, möglicherweise wieder Fans zulassen zu dürfen"
Timo Pape
Wie die Formel E am Donnerstag in ihrem Kalender-Update bekannt gab, wird die deutsche Hauptstadt Berlin 2021 abermals Schauplatz des Saisonfinales sein. So beschließt der Berlin E-Prix als "Double-Header" mit zwei Rennen am 14. und 15. August das erste WM-Jahr der Elektrorennserie. Nun äußerte sich Formel-E-Mitbegründer Alberto Longo erstmals zu den Themen Streckenführung und Zuschauer vor Ort. Einige Fahrer beklagen indes einen Terminkonflikt mit der WEC.
"Wir haben bereits vergangenes Jahr das Saisonfinale in Berlin ausgetragen - das hat für die Formel E gut funktioniert, da wir das Event genau an unsere Bedürfnisse anpassen konnten", erklärt Alberto Longo, stellvertretender Geschäftsführer der Formel E, die Entscheidung, den ersten Weltmeistertitel der Elektroserie in der deutschen Hauptstadt zu vergeben.
Bei ihrem Rennmarathon im August 2020 mit sechs Läufen in neun Tagen fuhr die Formel E auf insgesamt drei unterschiedlichen Streckenführungen. Welches Layout auf dem Tempelhofer Rollfeld in diesem Jahr genutzt wird, ist noch unklar. Voraussichtlich wird es allerdings eine der drei Varianten aus dem Vorjahr - mindestens.
Streckenlayout in Berlin: "Stehen mehreren Szenarien offen gegenüber"
"Welche Streckenkonfiguration zum Einsatz kommen wird, werden wir zu einem späteren Zeitpunkt bekannt geben, stehen aber mehreren Szenarien offen gegenüber", sagt Longo. "Wir haben sowohl Erfahrungen mit derselben Konfiguration für beide Läufe als auch mit unterschiedlichen Layouts."
Longo lässt somit die theoretische Möglichkeit offen, in der Nacht von Samstag auf Sonntag Umbauten vorzunehmen, um auf zwei verschiedenen Strecken zu fahren. Im vergangenen Jahr hatte der Veranstalter für die zwischenzeitlichen Anpassungen jeweils mehrere Tage Zeit, ein Umbau über Nacht wäre ambitioniert. Dennoch wären die sicherheitsrelevanten Veränderungen zwischen dem regulären Tempelhof-Kurs und der Rückwärtsvariante nicht unmöglich.
Die wahrscheinlichste Option wäre nichtsdestotrotz, dieselbe Streckenführung für beide Berlin-Rennen zu nutzen. Eine Entscheidung zum Layout wurde nach Informationen von 'e-Formel.de' noch nicht getroffen. Die Möglichkeit eines Nachtrennens an zumindest einem der beiden Renntage steht aktuell übrigens nicht zur Debatte.
Sind Fans beim Formel-E-Rennen in Berlin zugelassen?
Ebenso wenig zu beantworten ist derzeit die Frage, ob beim Berlin E-Prix 2021 wieder Zuschauer erlaubt werden könnten. Zu schwer abzusehen ist die Entwicklung der Coronavirus-Pandemie in den kommenden knapp vier Monaten. Dennoch hofft die Formel E auf eine Rückkehr der Fans.
"In diesem Jahr haben wir uns so viel Zeit wie möglich gelassen, um für mehrere Szenarien zu planen, und obwohl wir jetzt noch nicht alle Details bestätigen können, freuen wir uns auf die Perspektive, möglicherweise erneut Fans zulassen zu dürfen", sagt Longo. "Der Flughafen Tempelhof und das Team in Berlin haben uns dabei nach Kräften unterstützt, die Formel E wieder zurückzubringen, und wir danken ihnen für die Zusammenarbeit."
Derzeit berät die Formel E nach unseren Informationen über eine Deadline, bis wann eine Entscheidung bezüglich Zuschauern vor Ort getroffen werden soll. Einen Ticketvorverkauf wird es - wenn überhaupt - vorher keinesfalls geben. Wir halten dich auf dem Laufenden, sollte sich etwas tun. Doch selbst wenn der Veranstalter vorsichtig optimistisch ist, einige Tribünen an der Strecke aufbauen zu können - 20.000 bis 30.000 Menschen wie in den Jahren bis 2019 sind in diesem Jahr keinesfalls realistisch.
BMW-Pilot Maximilian Günther hofft ebenfalls auf eine Rückkehr "seines" Heimpublikums: "Hoffentlich gibt es auch wieder Zuschauer. So schön es auch im letzten Jahr war, mein Heimrennen zu gewinnen, ist es nicht dasselbe, wenn die Tribünen leer sind oder gar nicht erst aufgebaut wurden. Ich drücke die Daumen, dass es ein 'normales' Wochenende wird." Trotzdem freut er sich bereits auf den Berlin E-Prix: "Die Saison dort mit zwei Rennen zu beenden, wird etwas Besonderes."
Terminkonflikt mit WEC verärgert Formel-E-Fahrer: "Das ist sehr schlecht"
Lange Zeit stand das Wochenende 7./8. August für die Austragung des Berlin E-Prix zur Diskussion. Dass sich die Formel E letztlich für das darauffolgende Wochenende entschieden hat, sorgt für jede Menge Unverständnis. Zeitgleich findet nämlich der offizielle Testtag für die 24 Stunden von Le Mans statt.
Nach aktuellem Stand dürften gleich neun aktuelle Formel-E-Fahrer beim Langstreckenklassiker der WEC antreten und würden durch die Terminüberschneidung somit eines der beiden Events verpassen: Alex Lynn, Antonio Felix da Costa, Sam Bird, Alexander Sims, Robin Frijns, Tom Blomqvist, Norman Nato, Sebastien Buemi und Stoffel Vandoorne.
"Das ist sehr schlecht", findet Formel-E-Meister Antonio Felix da Costa. "Wir haben intern versucht, die Berlin-Rennen zu verlegen. Jetzt wissen wir aber, dass das sehr schwer wird. Für mich ist es nicht schön, denn auch wenn ich in den letzten drei Jahren in Le Mans angetreten bin, war dieser Testtag immer wichtig, um mich mit der Strecke und dem Auto vertraut zu machen."
Frijns bezeichnet erneute Formel-E-Überschneidung mit WEC als "schockierend"
"Vielleicht ist es dieses Mal nicht so kritisch, weil ich noch beim selben Team und im gleichen Auto fahren werde. Robin (Frijns) dürfte da mehr Probleme haben, denn für ihn ist es das erste Mal in Le Mans", meint der Portugiese und gibt das Wort an seinen ehemaligen Andretti-Teamkollegen weiter, der inzwischen beim Konkurrenzteam Virgin fährt.
"Schockierend!", meint daraufhin auch Frijns - womöglich jedoch mit einem gewissen Sarkasmus. "Ich verpasse den Test, habe aber immerhin in Barcelona das LMP2-Auto fahren können. Das war vor drei, vier Wochen. Nach fünf Runden in so einem Auto ist einem schon klar, was passiert. In dieser Hinsicht brauche ich den Testtag nicht unbedingt."
Es ist bei Weitem nicht das erste Mal, dass die Formel E terminlich mit der WEC kollidiert - allerdings betrifft es diesmal immerhin kein tatsächliches Rennen der Langstreckenmeisterschaft. Somit dürften sich wohl die meisten - oder auch alle - betroffenen Fahrer für das Saisonfinale der Formel E in Berlin entscheiden.
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