Formel E

Bernie Ecclestone: Formel 1 muss zu einer "Super Formel E" werden

Tobias Wirtz

Tobias Wirtz

In einem Interview mit der britischen Tageszeitung 'The Guardian' hat Bernie Ecclestone einen radikalen Umbruch in der "Königsklasse" des Motorsport gefordert. Dieser Wandel bezieht sich nicht nur darauf, die Teams nicht länger für ihre Teilnahme zu bezahlen, sondern auch auf die Technik. Ecclestone ist der Meinung, dass die Formel 1 rein elektrisch fahren muss.

Der 87-Jährige war seit den 70er-Jahren treibende Kraft hinter dem kommerziellen Erfolg der Formel 1 und wurde so vom Gebrauchtwagenhändler zum Milliardär. Anfang 2017 wurde er von den neuen Eigentümern der Formel 1, dem US-amerikanischen Medienkonzern Liberty Media, zum Ehrenpräsidenten ernannt. Dies kam faktisch einer Entmachtung gleich, nachdem Bernard Charles Ecclestone (so sein vollständiger Name) zuvor viele Jahre lang als Alleinherrscher der Formel 1 galt.

In den vergangenen zehn Jahren berichteten Medien jedoch immer wieder über fragwürdige Aussagen Ecclestones, sowohl in Bezug auf die Formel 1 als auch auf die Politik. Einer Verurteilung wegen Bestechung und Anstiftung zur Untreue vor dem Landgericht München I entging er 2014 nur durch Zahlung einer Geldauflage in Höhe von 100 Millionen US-Dollar.

"Wir besitzen den Namen 'Formel 1' und wir haben Verträge mit Promotern. Lasst uns andere Fahrzeuge bauen, mit den Herstellern sprechen und eine neue, elektrische Formel 1 starten. Eine Formel 1, der die Zukunft gehört", so Ecclestone. Zuvor war er lange Zeit gegen die teuren Hybridmotoren gewesen, die seit 2014 in der Formel 1 verwendet werden. Aber mit steigendem Interesse der Hersteller an der Formel E und dem voranschreitenden weltweiten Ausbau der Elektromobilität findet er nun, dass die Formel 1 sich voll und ganz auf diese Technologie einlassen sollte.

Aktuell laufen Diskussionen über das neue Motorenreglement der Formel 1, das ab dem Jahr 2021 in Kraft treten soll. Es wird angenommen, dass die derzeitigen Motoren weiterentwickelt werden, eine Tendenz zur vollständigen Elektrifizierung wurde seitens Liberty Media bislang noch nicht kommentiert. In diesem Zuge schlug Ecclestone vor, die Teams nicht länger für die Teilnahme an der Formel 1 zu bezahlen. Und dies, obwohl er selbst die aktuellen Verträge ausgehandelt hat, die langjährigen Teilnehmern wie Ferrari bis zu 100 Millionen US-Dollar jährlich in die Kassen spülen. "Können wir das nicht tun?", fragt Ecclestone. "Die Hersteller stellen die Autos zur Verfügung, aber wir werden sie nicht dafür bezahlen, weil sie weltweite Publicity dafür erhalten."

Eine globale Werbeplattform für die Elektromobilität also. "Wir hätten dann eine Art 'Super Formel E', könnte man sagen. Man könnte die Fahrzeuge an die aktuellen Formel-1-Autos anlehnen. Das einzige, was die Leute vermissen würden, wäre der Lärm. Aber ich glaube nicht, dass sich die Leute nicht etwas ausdenken könnten, um mehr oder weniger den alten Formel-1-Sound zu erzeugen. Sie (Liberty Media) müssen nur die Eier dafür haben. Ich denke, sie werden es tun müssen", so der Brite.

Ecclestone meint, dass Ferrari an einer solchen Veränderung interessiert sei. Sergio Marchionne, Vorsitzender von Fiat-Chrysler, hat bereits seine Unzufriedenheit über die für 2021 geplanten Änderungen des Motorenreglements geäußert und im Dezember 2017 mit dem Formel-1-Ausstieg von Ferrari gedroht. Ecclestone glaubt nicht, dass dies leere Drohungen sind: "Sergio sagt keine Dinge, die er nicht ernst meint. Ich glaube nicht, dass er der Typ Mensch ist, der nicht das tut, was er ankündigt. Er wird es tun."

Wie 'e-Formel.de' erfahren hat, besitzt die Formel E als Formelserie der FIA das Exklusivrecht auf vollelektrische Antriebe. Und zwar für 25 Jahre, also theoretisch bis zum Jahr 2039. Nach aktuellem Stand würde die FIA der Formel 1 also nicht einmal erlauben, komplett auf E-Power zu setzen. Ohnehin scheint ein derartiger Schritt mit Blick auf die weltweite Fanbase der "Königsklasse" äußerst unrealistisch. Die Formel E bleibt bis auf Weiteres die elektrische Speerspitze der FIA, egal was Bernie Ecclestone sagt.

Foto: Sergey Savrasov / Spacesuit Media

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